Archiv für den Monat: März 2013

Scharein

Er pocht auf seine Fehler, denn Fehler bedeuten Freiheit. Eine Freiheit, die er sich nicht zubilligt, denn wenn er Fehler machte, wäre er nicht mehr frei, sondern gefangen in seinem Unwohlsein. Es stimme etwas nicht. Was stimmt denn nicht? Es stimme die Textur der Bilder nicht. Es stimme was nicht mit dem Spiel von Licht und Schatten. Es stimme etwas nicht, wenn man sich mit der Lupe dem Bild nähere oder Abstand halte, das ganze Werk aus der Ferne betrachte. So könnte es sein für ihn. Scharein. Ein Maler, der in Berlin lebt, frei, aber noch ganz Kunsterzieher. Einer, von dem man zu wissen glaubt, dass er sich selbst erzieht. Er hat sich in die Pflicht genommen, täglich akribisch Punkte zu machen. Punkte über Punkte auf einer unendlich gefräßigen Fläche.

Man stelle sich nur für einen Moment den einzigen ersten Punkt auf einer Leinwand vor. Allein schiene er auf diesem unendlichen Feld, und doch genetisch selbstbewusst, da er das ganze sich einmal vollendende Werk in sich birgt. Der Punkt ist getan für die Großtat. In Tagen, Wochen, Monaten, Jahren wird sich das Feld beleben, sich Punkt zu Punkt gesellen, sich vertragen müssen, zusammenraufen oder manchmal sogar fliehen wollen. Der Charakter jedes einzelnen Punktes birgt die Ordnung des Ganzen. Das Punktesystem Schareins könnte mit der staatlichen Ordnung von Bienen und Ameisen verwandt sein. So kommt es mir in den Sinn, wenn ich seine Bilder betrachte. Meine Hände streichen über die Erhabenheit von Strukturen. Meine Finger entziffern den Code der Punkte, suchen in den Tälern das Verborgene, ertasten Schicht für Schicht wie ein Blinder. Selbst das Unsichtbare spüre ich. Es teilt sich mir in der Unerbittlichkeit desjenigen mit, der hier gehandelt hat. Man ahnt nicht nur, sondern weiß, dass hier Schicht auf Schicht entstanden ist, um Farbe einen Sinn zu geben. Beim Betrachten der Farbfelder erschließt sich meinen Augen der Stoff, aus dem alles gemacht ist.

Der akribische Punktemaler ist ein verantwortlicher Mensch, aber die Färbung seiner Leinwände hat er als Zuchtmeister nicht durchgängig alleine bewirkt. Die Natur der Farben hat sich seiner Aufgaben bemächtigt. Ich habe ein schwarzes Gelb gesehen und auch ein lichtes Gelb, als habe der Pinsel selbst mit den Spektralfarben gespielt. Es gibt ein Schwarz, das die Farbe so in sich verschlingt, als habe ein ganzes Sternensystem einen neuen Raum gewonnen. Scharein hat dem Wesen der Dinge Spiegel hingestellt. Es ist nicht die Farbe des Offensichtlichen, sondern das Wesen der Farbe, welches in großer Tiefe angelegt ist. Es sind auch die Momente des Lichts, wenn es frei ist von aller Bestimmtheit und in seiner Willkür das Eigentliche verdeutlicht. Das Eigentliche mag die Schöpfung selbst sein. Die Religiosität des Schaffens ohne Glaubensgebundenheit. Schareins Werke sind Andachtsbilder. Er verweist auf den Isenheimer Altar als Inspiration zu seiner „Hommage á Meister Mathis“. Das erschließt sein eigenes Gespür. Auch ich als Betrachter nehme mit ihm Platz in diesem Ruheraum. Scharein, der stille Kommunikator, ein Mensch, der vergnügt viel Widersprüchliches gleichzeitig zu erzählen hat und doch Tag für Tag Ordnung schafft. Punkt für Punkt, in Ruhe und Zuversicht seiner persönlichen Bestimmung. Er hält Frieden mit sich, den Dingen und den anderen Menschen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Barter-Geschäft

Was nichts kostet, ist nichts wert. Dieser Merksatz gilt im gesamten Warengeschäfts- und Dienstleistungsbereich. Wir setzen uns beruflich ein, investieren unsere Arbeitszeit, um damit Geld zu verdienen. Geld, welches wir benötigen, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten und möglichst auch noch Reserven schaffen, also das Vermögen mehren.

Philanthropie, also Sozialunternehmertum im eigentlichen Sinne verstehen wir bisher immer als eine Pro-bono-Einrichtung, als ein Engagement für bestimmte Zwecke aus idealistischen Gründen. Wenn auch steuerlich begünstigt, haben Stifter und Spender dabei immer im Auge, der Gesellschaft von ihrem Geld etwas zurückzugeben, auf das sie verzichten können und den Ausgleich für Vorteile darstellen soll, die der Stifter oder Spender meist im realen Wirtschaftsleben erhalten hat. Wenn der Stifter oder Spender damit auf eigene finanzielle Vorteile verzichtet, sollen andere davon aber auch nicht profitieren.

Im philanthropischen Bereich gilt daher der Merksatz, dass das Projekt möglichst nichts kosten darf, aber trotzdem große Wirkung erzielen soll. Diejenigen, die sich in der Philanthropie engagieren, sollen sich bescheiden, keine großen Ansprüche stellen, ihre Tätigkeit in erster Linie ehrenamtlich begreifen. Das ist ein gesellschaftlicher Widerspruch, der aufgelöst werden muss, denn derjenige, der sich im philanthropischen Bereich engagiert, leistet ebensoviel oder oft sogar mehr, als derjenige, der im realwirtschaftlichen Bereich arbeitet oder mit Geld spekuliert. Es müssen daher für diese Menschen auch zur Stärkung der Effektivität der Philanthropie Leistungsanreize geschaffen werden, die es jedem als sinnvoll erscheinen lassen, sich in der Philanthropie zu erproben.

Der Realwirtschaftsverkehr ist entstanden aus dem Tauschhandel. D. h., jemand bietet einen Gegenstand oder eine Dienstleistung an, die ein anderer benötigt und für die er selbst ebenfalls seine Dienste anbietet. Da es unpraktisch ist, Jemandens Dienste entgegenzunehmen, wenn man sie nicht benötigt, wurde letztendlich ein Anrechnungsverfahren geschaffen, welches zum Geldverkehr führte. Damit ist aber die Grundidee des Tauschhandels nicht beseitigt, sondern es muss ein allgemeingültiges System entwickelt werden, in dessen Kategorien die Leistungen, die ein Mensch im Rahmen seines philanthropischen Engagement erbringt, kompensiert werden, und zwar in der Form einer gesellschaftlichen Anrechnung, die wiederum dazu führt, dass derjenige in der Lage ist, selbst Leistungen anderweitig einzufordern, sei es im Rahmen der Realwirtschaft oder auch der Philanthropie. Zum Beispiel so, dass derjenige, der fünf Jahre ältere Menschen gepflegt hat einen Anspruch darauf hat, dass er kostenfrei für ihn selbst wieder gepflegt wird oder die eigens erbrachte Pflegeleistung auf andere übertragen kann. Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens etwas für andere leisten und ein entsprechendes Zeit- oder Punktekontingent aufbauen, welches er zu gegebener Zeit wieder einlösen kann. Er ist so in der Lage, sich ein Vermögen zu verschaffen, dass ihm auch im Alter die Ruhe gibt, nicht geld- sondern leistungsbestimmt die Angebote derer anzunehmen, die ihrerseits etwas „verdienen“ wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es erforderlich sein, Sozialbanken einzurichten, bei denen die Konten der Menschen geführt werden und die gewährleisten, dass die in der Philanthropie erbrachten Leistungen sorgfältig registriert werden und dafür zur Verfügung stehen, um einen gesellschaftlichen Ausgleich im Leben eines Menschen zu schaffen. In bestimmten Umfange sollen die Leistungen übertragbar sein und im Angebot das gesamte Spektrum von Wohnungen, kultureller Zuwendungen, altersgerechter Pflege, Hilfe bei der Kindererziehung, Krankenhausaufenthalt, Sterbehilfe etc. umfassen.

Vermittlungsagenturen für Angebot und Nachfrage müssen eingerichtet werden. Dabei ist es möglich, philanthropische Einrichtungen auch maßgeblich zu unterstützen und durch diese Unterstützungsleistung in den Genuss anrechenbarer Leistungen zu gelangen. Insoweit verschränkt sich Philanthropie und Realwirtschaft im Bereich der Nutzer ebenso wie in allen Bereichen der wirtschaftlichen Umsetzung.

Der Mensch ist interessengesteuert. Es ist zielführend, die Interessenslage nicht zu vernebeln, sondern aus dieser Interessensgebundenheit Vorteile für unsere Gesellschaft abzuleiten.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Porträt des Künstlers Albrecht Gehse

Albrecht Gehse ist beileibe kein Weichei. In jedem Abenteuerfilm würde er eine führende Rolle übernehmen. Entweder spielte er den Gutsbesitzer, der sich verteidigt, machte bei den Musketieren mit oder gehörte als ihr Anführer zu der Meute, die apokalyptische Feste feiert. Und der Maler Albrecht Gehse feiert grandios. Er feiert mit Fisch und Brot. Dazu gibt es Wein in Strömen. Er ist ein Menschenfischer und weiß genau, wie er seine Anhänger zu sammeln vermag. Es ist die Verheißung des Lebenssinns. Auf vielen seiner Bilder zeigt er uns den Fisch, nimmt die Erkenntnisbereiten mit zur Fahrt auf „hohe See“ und wirft die Netze aus. Reiche Ernte. Das ist Religion. Seine Bilder bergen christliche Metaphern. Der Fisch labt die Bedürftigen und bedroht die Hoffärtigen. In rasanter Fahrt spult Albrecht Gehse vor den Augen seiner Betrachter deren Möglichkeiten ab, Lebensentscheidungen zu treffen, die tatsächlichen und die spirituellen. Es geht bei ihm derb und rau zu, aber auch verständnisvoll und leidenschaftlich.

Jeder soll sein Vergnügen haben, wird herzlich eingeladen, mitzumachen bei seiner grandiosen, allegorischen Orgie. Gehses Bilder sind einerseits kalkulierte Oberfläche, andererseits Ekstase. Er verrätselt das Leben nicht, sondern zeigt seinen Betrachtern, dass das Leben unter der Oberfläche ein Rätsel ist. Demjenigen, der sich auf ihn einlässt, enthüllt Gehse Geheimnisse der Natur, die gestaltende Kraft des Wassers, des Himmels und der Kreatur. Der von ihm in den Bildern entworfene Mensch ahmt nach, will sich behaupten in diesem Reigen der Unersättlichkeit. Der Mensch ist Akteur des Guten und des Bösen, aber auch Opfer seiner Gier und Zerstörungswut. Das kolossale Menschenbild Gehses ist dem eines Grosz, eines Dix und eines Tübke verwandt. Und doch geht er seinen eigenen Weg. Gehse klagt nicht an, wenn er in seinen Werken uns selbst zu Zeugen des Menschlichen ernennt. Er lässt uns bis zum Exzess durch seine Bilder toben, aber dann verordnet er Ruhe, Besinnung auf das Wesentliche und hisst die Flagge der Gebrechlichkeit des menschlichen Lebens, des Alters und der Weisheit. Das zarte Lebensverständnis des groben Seemanns und Malers Albrecht Gehse ist das eigentliche Wesen seiner Bilder, verletzlich zu sein, aber nicht verletzend. Der Maler verwirklicht mit seinen Bildern den Auftrag, auch das weiterzugeben, was er von seinem Großvater, dem Dichter- und Malerfreund Ludwig G’schrey, erfahren hat:

Wege geh’n

 Wege geh’n und tragen

dich für kurze Zeit,

Bäume steh´n und fragen

dich nach deinem Leid,

weite Wiesen hauchen,

ihren Duft dir ein

und die Vögel tauchen

sich im Wasser rein –

Siehst du auch beim Gehen

Dich in dieser Welt

Fühlst Du ein Geschehen

Wenn der Regen fällt?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Steuerprüfung

Anlässlich einer Steuerprüfung hat mir die Prüferin in einem Abschlussgespräch gesagt: „Wissen Sie, was ich hier tue und die ganzen Konsequenzen des Steuerrechts müssen Sie nicht verstehen. Es genügt, dass Sie anschaffen, um Steuern zu bezahlen.“ Darauf verabschiedete ich mich höflich aus dieser Runde der Prüfer, Steuerberater und Buchhalter. Ich habe da nichts verloren in ihrer Parallelwelt. Parallelwelt? Nein, tatsächlich leben wir in vielen Parallelwelten. In der Parallelwelt der Steuerzahler. In der Parallelwelt des verwalteten Menschen. In der Parallelwelt des Juristen. In der Parallelwelt des großen Geldes und der Wirtschaft. Die Welt, die die meisten Menschen für sich noch als die ihnen vertraute begreifen können, ist geschrumpft. Diese Welt der sozialen Bindungen, der Zugehörigkeit und des Wohlgefühls ist zudem gefährdet. Sie ist gefährdet durch einen außerordentlichen Druck anderer Systeme, die vorgeben, den Menschen zu entlasten. Zu entlasten vor allem von sich selbst. „Das müssen Sie nicht wissen. Das erledigen wir für Sie. Wir haben das in unserem System. Geben Sie uns Ihr Geld. Schaffen Sie an. Wir sorgen für Sie.“ Das ist so einfach und verführerisch. Wir verkaufen unseren Schatten wie Schlemihl oder tauschen unser warmes Herz gegen ein steinernes. Damit sind wir alle Sorgen los. Oder? Glaubt denn jemand, ein Herz hört auf zu schlagen? Glaubt denn jemand, ein Schatten ist ohne denjenigen zu haben, der ihn wirft? Glaubt denn jemand, der Banker, Jurist oder Steuerprüfer ist, dass ihn sein System schützt, wenn es einmal zur Abrechnung kommt? Die Verantwortung des Menschen ist nicht aufteilbar auf das System und den Menschen selbst. Es ist immer das Ganze. Der Richter trägt Verantwortung für die Prozessparteien. Der Banker für die Anleger und Kreditnehmer und der Steuerprüfer für den, den er prüft. Der Banker, der aufgrund windiger Geldgeschäfte einen, der sich ihm anvertraut hat, zugrunde richtet, wird die Ahnung seines eigenen Scheiterns nie wieder los. Nichts unterscheidet ihn von Raskolnikow. Auch den Richter, der die Konsequenzen seines Handelns nicht bedenkt, wird bei jedem Besuch eines Schlosses die Ahnung befallen, ob er vielleicht für immer dort gefangen bleibt? Und der Steuerprüfer? Er tut ja nur, was das Gesetz von ihm verlangt. Aber, nicht nur ein Gesetz, sondern auch eine Dienstanweisung oder ein Rechenbeispiel. Artikel 1 des Grundgesetzes verlangt, dass die Würde des Menschen zu achten sei. Die Würde des Menschen wird nicht geachtet, wenn das Ergebnis aller unverständlichen Gesetzmäßigkeiten die Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlage ist. Wir tragen Verantwortung als Steuerzahler und als Steuerprüfer. Wir tragen Verantwortung als Bürger dieses Staates und vor allem als Menschen gegenüber anderen Menschen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Ruck

Wir alle kennen dieses Bild. Ein Mensch kauert auf dem Boden. Er erhebt sich, streckt sich und geht los. Vielfältig ist dieses Bild abgedruckt, z. B. auf T-Shirts und Stickern. Diese Bildsequenz zeigt die Entwicklung des Menschen. Er hat sich einen Ruck gegeben. Jetzt geht er los und bewältigt sämtliche Etappen seines Lebens, angefangen von der Geburt, bis ins hohe Alter und schließlich zum Tod.

Grob einteilen lassen sich die Lebensabschnitte in frühkindliche Ausbildung und Entwicklung, die wesentlich durch die Eltern mitbestimmt wird, in die schulische Ausbildung, die es dem Kind erlaubt, seine vielfältigen Talente virtuos zu nutzen, in die handwerkliche oder universitäre Ausbildung, die vervollkommnen soll, was zuvor angelegt worden ist. Der Mensch wird in die Lage versetzt, ein Beruf zu erlernen und diesen gewinnbringend für sich, seine Familie und die Gemeinschaft auszuüben. In dieser Phase ist das Fundament für die familiäre Weiterentwicklung gelegt. Sie trägt zur Stabilität unserer Gemeinschaft bei.

Später verabschiedet sich der Mensch aus einem Teil seiner beruflichen Möglichkeiten, um desto mehr seine Fähigkeiten in andere Bereiche, die persönlich oder auch Gemeinschaft stiftend geprägt sind, einzubringen. Und schließlich bereitet er sich auf den Abschied vom Leben vor und betrachtet seinen Nachlass an seelischen, geistigen und materiellen Möglichkeiten.

In allen Phasen seines Lebens liegt es am Menschen, ob er sich einen Ruck geben oder sich lieber hinsetzen und zusammenkauern will. Es ist so wie verloren sein im tiefen Schnee. Hat einen Wanderer die Lust übermannt, sich auszuruhen, und er legt sich hin – wie er hofft, nur für eine kurze Zeit in das Schneebett –, schläft er ein, erstarrt in der Kälte und wacht nie wieder auf. Der Mensch sollte der Verlockung seiner Immobilität widerstehen und auf den Spielfeldern des Lebens weiterrücken, seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechend. Dabei ist es durchaus richtig, gelegentlich zu pausieren, innezuhalten und nachzudenken, welcher Schritt als nächster gewählt werden sollte. Es ist oft schwierig, denjenigen, die Barrikaden setzen oder den Menschen vom rechten Weg abbringen wollen, zu widerstehen. Aber, so sagt der Volksmund, der ja immer recht hat: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es hängt also von uns selbst ab, welchen Weg wir einschlagen wollen und mit welcher Beharrlichkeit wir unser Ziel verfolgen.

Die Ruck – Stiftung des Aufbruchs will Begleiter auf diesem Weg sein, und zwar beginnend mit der frühkindlichen Phase bis zur Lebensendphase des Menschen. Begleiter und Ratgeber zu sein bedeutet, Menschen bei richtigen Entscheidungen zu bestärken und Beispiele dafür zu geben, wie Lebenssituationen erweitert bzw. verbessert werden können. Die frühkindliche Bildung liegt uns am Herzen. Schon pränatal begleiten wir Eltern dabei, sich auf die Werte des Lebens, auf das kommende Kind vorzubereiten. Wir wollen Eltern dabei unterstützen, die Sprachkompetenzen ihres Kindes von Anfang an zu fördern, und zwar durch Singen und Erzählen. Wenn das Kind da ist, untersuchen wir gemeinsam mit den Eltern die frühkindlichen Ernährungsgewohnheiten und beleben die frühkindliche Kreativität. Schritt für Schritt begleiten wir Eltern bei dem Entwicklungsprozess ihrer Kinder zunächst zu Hause, dann im Kindergarten und in der Schule. Themen wie Überforderung der Kinder, welche auf Unterforderung beruht, liegen uns dabei genauso am Herzen wie Fragen der Gewaltprävention und Eingliederung von Kindern mit unterschiedlichen familiären Hintergründen in ein Ausbildungssystem, welches die Vielfältigkeit der kindlichen Begabungen erhält und verstärkt. Auf dem Weg des jungen Menschen in die Erwachsenengemeinschaft vermitteln wir Begleiter, die den Einstieg erleichtern und Perspektiven eröffnen für neue Entwicklungsphasen, bis hin zur universitären Ausbildung. Gemäß des dem Volksmund abgehörten Zitats, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, ist die Ruck – Stiftung des Aufbruchs auch wachsamer Begleiter während des gesamten Erwerbsprozesses des Menschen, versucht, ihm seine Angst vor Entscheidungen zu nehmen, die nicht rein ökonomisch bestimmt sind, und bestärkt ihn in seiner beständigen Suche nach einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen wirtschaftlichem Erhaltungs- und sozialem Gemeinsinn. Das Leben des Menschen ist eine lange, wunderbare Veranstaltung und endet nicht, wenn dieser das Rentenalter erreicht. Es eröffnet vielmehr neue Phasen der Zuwendung im eigenen familiären Umfeld, wie auch in der Gesellschaft insgesamt. Dem Leben einen Sinn zu geben und diesen Sinn zu erhalten, ist eine ständige freudvolle Selbstermutigung, die sich im Programm wie „55+“ niederschlägt, welches die Ruck – Stiftung des Aufbruchs auch angeboten hat. Dem Menschen schließlich ein Andenken auf ihrer Webseite durch Veröffentlichungen zu bewahren, ist eine weitere Bereitschaft der Ruck – Stiftung des Aufbruchs. Damit schließt sich der Kreis, denn das Ruhen ist der Beginn des Rasens, wie der berühmte Kommunikationswissenschaftler Professor Dovifat einmal formuliert hat.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski