Sex sells. Na klar, das sind doch Ladenhüter. Sex als Austauschleistung. Sex sollte künftig möglichst detailliert vertraglich fixiert und durch Unterschriften besiegelt werden, damit es nachher keine medialen Vorwürfe, Strafanzeigen und Schadensersatzklagen gibt. So regeln wir künftig auch in Deutschland die Triebabfuhr.
Ach Diótima, welch Schlamassel richten wir an. Wo bleibt denn das Zehren, das unbeschreibliche Gefühl der Sehnsucht nach einem bebenden Busen, das unberührende Verlangen zu berühren. Das ewig Weibliche … . Stopp, stopp, stopp! Berühr mich nicht, denk aber auch bloß nicht daran, mich zu berühren, weg mit aller Schmuddelliteratur und Bildern von jungen Mädchen. Säubere Bibliotheken, Museen und Galerien von Brüsten, nackter Weiblichkeit, Lustknaben und geilen Zentauren. Leda mit dem Schwan, weg damit. Schließt Badeanstalten, verbietet Bikinis und Beachvolleyball. Verbannt überhaupt alles, was erotische Fantasien ermöglichen könnte. Rein vorsorglich sollten überall Warnhinweise flächendeckend verklebt werden, etwa wie folgt: „Brüste, Hinterteile, Beine, Münder und Augen könnten verstörend wirken. Es wird daher geraten, sich mit fremden und auch eigenen Körperteilen nur dann zu befassen, wenn es um verabredete sexuelle Handlungen geht. Im Falle der Entwicklung von Sehnsucht nach einem anderen Wesen, ob männlich, weiblich oder sächlich und Feststellung erotischer Gefühle, solltest du, männlich, weiblich oder sächlich sofort einen Psychiater aufsuchen. Vor Psychiatern wird allerdings auch gewarnt, denn sie könnten selbst verstörend wirken, wenn sie in der Tiefe unseres Seins noch Rudimente schädlichen Verhaltens entdeckten.“
Hoffen wir, dass wir im Darkroom unserer Seele noch erotische Gefühle horten können und sei es nur als Erinnerung an eine unvollkommene, verrückte und anregende Welt des Vergnügens und der Verantwortung.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski