Was bestimmt uns auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln? Allgemein wird dies so beantwortet, dass unser Bewusstsein das Handeln bestimmt. Was allerdings unser Bewusstsein prozessual bedeutet, das wissen wir bis heute nur ansatzweise. In Fachbüchern ist von neuralem Geflimmer die Rede, von historischen Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte, Gefühlen und Ratio. Aber das letzte Wissen von unserem Bewusstsein fehlt, weil unser Bewusstsein eine Projektionsfläche für unser Handeln benötigt, sich also in den Ergebnissen zeigt, aber nicht im ersten logischen Moment.
Unser Bewusstsein offenbart zudem nicht alle Zutaten, die es ausmachen und verschweigt schließlich die Realität. Unser Bewusstsein kann sich in jedem beliebigen Raum verwirklichen. Es beinhaltet einen Moment des menschlichen Urknalls, den ich hier als Determinante bezeichnen möchte.
Wir Menschen machen sinnlose und nutzlose Dinge, mehren Reichtum, wo es nicht nötig ist, zerstören dort, wo wir uns schaden, rüsten auf und quälen und foltern, gestalten kurzum die Welt auf eine Weise, die sogar das Überleben der Menschheit gefährdet. Das mag irrational sein, beinhaltet aber einen möglichen tieferen Sinn. Diesen Sinn haben Menschen in der Vergangenheit bei Gott verortet. Gott als unser Determinator. Er bestimmt und wir müssen seinen Ratschluss nicht unbedingt verstehen. Dessen Unerklärlichkeit bestimmt den Glauben.
Wenn wir heute den Glaubensverlust erleben und Gottes Existenz bezweifeln, fehlt uns für die Unerklärlichkeit des Lebens eine Begründung. Diese können uns weder Wissenschaft, noch Philosophie oder Einsicht liefern. Irgendwann hat etwas mit uns begonnen, was über unsere Existenz als Wesen hinausgreift und auch ein Verhalten bestimmt, das unserem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Selbst, wenn Seele und Gemüt als Träger dieses Unerklärlichen nicht taugen und auch Gott in unserem Bewusstsein abdanken muss, vermögen wir uns dieses, uns bestimmenden Umstandes, der uns unbegreiflich bleibt, nicht zu entledigen. Die Materie erklärt uns nicht, sondern ist lediglich Behältnis für eine Determinante, die unser Leben bestimmt. Es ist an uns, diese zu bezeichnen: Schicksal, Gott oder Seele? Wie es uns beliebt.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski