Archiv für den Monat: Februar 2020

Impact Investing

Es ist entspricht der DNA einer Stiftung, Kapital einzuwerben, Erträge zu generieren und den Stiftungszweck zu erfüllen. Abgesehen von dieser eher funktionalen Betrachtungsweise wohnt der Stiftung aber auch eine Bedeutung inne, die darüber hinaus reicht. Jede Stiftung verfolgt eine Mission im Sinne ihres Zwecks. Mit Gründung einer Stiftung gewinnt dieser Zweck an Priorität gegenüber der Willensmacht und den Interessen eines Stiftungsorgans.

Die Mission be­stimmt den Mittelerwerb und die Mittelverwendung, das Anlageverhalten und die Integrität aller Gremienmitglieder der Stiftung. Es geht um die Sache an sich, sei es bei der Mehrung des Stiftungsvermögens durch Aktien oder Beteiligung an Fonds oder den Erwerb, Ausbau und Vermietung von Immobilieneigentum der Stiftung. Stets ist die Mission der Stiftung Leitstern ihres Verhaltens.

Nicht optimale Einnahmen, Gewinne oder lautstarke Zweckverwirklichungsmaßnahmen sind die Merkmale guten Stiftungsverhaltens, sondern die Beachtung der verpflichtenden Mission. Entsprechend wird sich die Stiftung nur an Fonds beteiligen oder Aktien erwerben, die dieser Mission nicht widersprechen, bei der Errichtung von Gebäuden auf eigenem Grund und Boden darauf achten, dass nur zeitgemäße umweltfreundliche Materialien verwendet werden, die Beschaffenheit und Größe von Wohnungen weniger den Profitinteressen als den Anliegen der Mieter dienen und schließlich der durch die Mission der Stiftung gesetzte Rahmen auch bei der Bemessung des Mietzinses nicht überschritten wird.

Nur im Zusammenwirken aller bei der Stiftungserrichtung bedachten Faktoren im Sinne eines die Einzelinteressen übersteigenden Anliegens wird die Stiftung ihrer Bedeutung auf Dauer gerecht.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Bildung

Wie im Falle des Begriffspaars Besitz und Eigentum, geht auch bei Wissen und Bildung einiges durcheinander. Besitz bedeutet die Herrschaftsgewalt an einer Sache, Eigentum deren rechtliche Zuordnung. Bei rechtmäßigem Besitz kann der Besitzer selbst den Eigentümer von der Verfügungsgewalt ausschließen.

Wissen ist die umfassende Sachherrschaft von uns Menschen an allen Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen, seien diese historisch oder gegenwärtig. Bildung wird mit der Zueignung des Wissens durch jeden einzelnen Menschen entsprechend seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten begründet. Deshalb können Elternhäuser, Kindergärten, Schulen und Universitäten nur insoweit Bildungseinrichtungen sein, als sie emotional, logisch und intellektuell die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Mensch auf sehr subjektive Art und Weise aufnahmefähig und empfangsbereit für Wissen wird.

Kein Computer, kein Internet und Datenstrom bewirkt die Bildung eines Menschen, sondern allein dessen Reaktion auf alle Wissensangebote. Bildung ist ein kommunikativer Augenblick der Wissensaufnahme, der Reflexion und der Verinnerlichung, um sich der Wahrnehmung zu versichern.

Ohne eine gesellschaftliche Verankerung ist Bildung nicht denkbar. Bildung ist eine Erfahrung, die alle Menschen miteinander in Dankbarkeit teilen sollten, weil jeder einzelne Mensch wissend dazu beiträgt.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Sharing

Unsere Begriffswelt strotzt vor Anglizismen. Dennoch habe ich nicht das deutsche Wort „teilen“ hier gewählt, sondern Sharing. Sharing ist mehr als Teilen. Es umfasst das gemeinsame Teilen. Unter Sharing-Economy verstehen wir eine Wirtschaftsform, die sich dadurch mitteilt, dass alle am Produktionsprozess beteiligten Menschen ihren Erfolg miteinander teilen. Bei der Sharing-Economy ist der Konsument, wie auch der Produzent gleichermaßen in der Pflicht, etwas zu gestalten, das sinnvoll ist und alle bereichert, den Konsumenten, wie den Produzenten, den Distributer genauso wie den Investor. Es geht um ein gemeinsames Anliegen.

Themen gemeinsamer Anliegen finden sich bei der Müllvermeidung, wie bei der Lebensmittelrettung, dem Klimaschutz und der Mehrfachnutzung von Böden und Gerätschaften. Der Gedanke der Share-Economy ist übertragbar in fast alle Bereiche menschlichen Zusammenlebens, um den größtmöglichen Nutzen für alle aus vorhandenen Ressourcen und deren Handhabung zu schaffen.

Auch, wenn Mehrwerte und Profite entstehen, Leistungsanreize geschaffen werden und Fortschritt willkommen ist, entspricht es der Logik, bisheriges, auch nutzbringendes Verhalten zu überprüfen und dieses neuen Herausforderungen anzupassen. So findet Sharing künftig zum Beispiel auch darin seinen Ausdruck, dass in Restaurants statt prall gefüllter Teller Schüsseln auf den Tisch kommen und die Gäste das, was sie nicht essen können oder wollen, mitnehmen und auf der Straße verteilen. Dies geschieht in vielen Ländern aus religiösen oder sittlichen Gründen, jedoch noch nicht bei uns.

Sharing heißt aber, Verantwortung zu übernehmen für sich selbst, für andere und für die Sache. Zu teilen ist gerecht und ein Zukunftsversprechen für unsere Kinder und Enkelkinder. Deshalb wünschen wir uns das Essen aus Schüsseln und „doggy bags“.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Gesellschaftliche Herausforderung

In einem neuzeitlichen Konversionsprozess wird die Gesellschaft mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:

Fremdheit unter den Bevölkerungsgruppen, Integrationsunfähigkeit einerseits und Zurückweisung anderer Lebensformen, Anschlussversagen, Verstärkung des Aggressionsverhaltens   bei Fundamentalisten und Randgruppen

  • existenzielle Herausforderung des Menschen infolge des Klimawandels mit der Konsequenz zunehmender Auseinandersetzungen über Zukunftsfragen auch im nichtstaatlichen Raum; nachhaltige Erhaltung der Natur als Grundlage des Lebens auf diesem Planeten
  • fortschreitende Technologisierung unseres Lebens aufgrund wissenschaftlichen Fortschritts mit der Folge religiöser Überhöhungen und/oder nihilistischer Tendenzen
  • Gestaltung der weltweiten Internet-Community ohne eindeutige Regulierung dieses Bereiches
  • neuzeitliche Migrationsformen und in Folge dessen die Wiederbelebung massiver Verteilungskämpfe
  • Veränderung des erwerbsorientierten Lebens durch Anwachsen der Alterspyramide und Schaffung neuer Herausforderungen an unser Lebens- und Alterssicherungspaket
  • globaler Impact und regionaler Behauptungswille der Bürger
  • Subsidiarität staatlichen Handelns bei einem erstarkten bürgerschaftlichen Engagement einschließlich dessen Verwirklichungen durch Stiftungen, sonstige philanthropische Einrichtungen, Bürgerproteste, Bürgerversammlungen und sonstigen Aktionen
  • gesellschaftliches Ungleichgewicht infolge extensiver Marktmacht von Banken und Wirtschaftsunternehmen
  • Demokratiedefizite; eigenverantwortliches Handeln versus staatliche Bevormundung; Stärkung der Familienstrukturen
  • Wege aus der Endkulturalisierung unserer Gesellschaft durch Bildungsschwund, durch Ruhelosigkeit und mediale Überflutung

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski