Ich bin ein wahrer Hans im Glück, dachte Hans, als Goldmarie sich mit ihm einließ. Für ihn führten zwar bisher viele Wege in den Himmel und seine Lieblingsrezeptur bei Frauen war, „ein Mal ist kein Mal“, aber diesmal wusste er, wenn er „A“ sagen würde, müsse er auch „B“ sagen. Aus dieser Geschichte käme er nicht mehr ohne weiteres heraus, denn die Liebe, die er in seinem Magen verspürte war stärker, als ein Neuner beim Kegeln.
Er war schon 40 Jahre alt und wurde von seinen Kegelbrüdern gedrängt, bei Goldmarie dran zu bleiben, denn „Eisen solle man schmieden, solange es heiß ist“. Hans war dagegen eher einer von denen, die sagten: „abwarten und Tee trinken“. Das brachte natürlich Goldmarie auf die Palme, aber er fühlte sich wie im 7. Himmel, wenn sie ihn nach langen Leibesübungen in den Morgenstunden in den Arme nahm und seine verschütteten Lateinkenntnisse ihm zuraunten: „per aspera ad astra“. Marie, die im Gegensatz zu dem Sprücheschmied Hans sogar das große Latinum hatte, tastete bei dieser Gelegenheit nach seinem Bauch und seufzte „mens sana in corpore sano“. Gott sei Dank hatte Hans dies, weil noch leicht schnarchend, nicht verstanden, denn anderenfalls wäre er auf die Palme gegangen. Nichts hasste er mehr, als die Aufgabe seiner Bequemlichkeit und das Abweichen von ausgetretenen Pfaden. Das war so bei der Arbeit wie auch zu Hause bei seinen Eltern. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Hans´ Sturheit brachte Marie erkennbar fast um den Verstand. Er musste sie auf die Probe stellen. Denn es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels. Er entschloss sich, sie zu heiraten. Er wusste zwar, dass dort, wo Licht ist, auch der Schatten lebt, aber, „Eisen sollte man eben schmieden, solange es heiß ist“.
Hans wusste ohnehin, dass er aus dieser Sache nicht mehr herauskommen würde. Er konnte sich drehen und wenden. Insgeheim dachte er zwar , „es ist noch nicht aller Tage Abend“. Als aber seine Stammtischfreunde stichelten: „Dumme Kälber wählen ihre Metzger selber“, resignierte Hans und meinte, wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen und schloss den Bund der Ehe. Er nahm es auch in Kauf, dass sein Konto schmolz wie Butter in der Sonne, Marie ihn drängte zu investieren, ein Häuschen im Grünen für sie zu bauen. Finanziell war er zwar bald am Ende, die Wünsche von Marie aber noch längst nicht erledigt. Ein früherer Liebhaber von Marie tauchte auf, ein Banker von erstaunlichem Renommee, Porschefahrer und Lebemann: „Sonne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“. So sagte er, legte einen Batzen Geld auf den Tisch und verschwand mit Marie. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, rief er Hans dabei noch zu. „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, murmelte Hans vor sich hin, nahm das Geld und kaufte weitere Baumaterialien, um für Marie die „Feste Burg“ zu vollenden. Sicher kommt sie zurück ?
Sieben Jahre sind vergangen, das Schloss fast errichtet. Weder links oder rechts hat Hans während der Bauphase geschaut. Andere Frauen waren aus den Augen und damit aus dem Sinn. Er baut unablässig und hat sich so eingerichtet in seinem unerledigten Eheleben. Die Sonne ist am Untergehen, „Abendrot schlägt den Morgen tot“, denkt Hans mit Verdruss, wenn er spürt, dass Marie so stark von seiner Erwartung Besitz ergreift, dass sich das Reißen in seinem rechten Arm wieder bemerkbar macht. „Es ist wahrlich nicht alles Gold, was glänzt“, lässt ihn dies seufzen. Doch „wer den Taler nicht ehrt, ist des Goldes nicht wert“. Ein langer gemeinsamer Weg müsste von ihnen noch zu Ende gegangen werden und das sei erst der Anfang … meint Hans und wartet auf seine Frau.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski