Archiv für den Monat: April 2023

Blockade

Es ist mir ein freudiges Anliegen zu denken und dabei mich von Gehörtem, Gelesenem, Gesehenem und Gespürtem inspirieren zu lassen. So lasse ich mich treiben in der Flut meiner Gedanken, die sich meist unverhofft verdichten und etwas entstehen lassen, was ich annehmen oder verwerfen sollte.

Wenn ich spüre, dass das, was sich andeutet, betrachtenswert ist, dann rufe ich alle weiteren mir verfügbaren Gedanken herbei und beginne mit dem Verdichten der umherschwirrenden Gedanken. Ich will verstehen, sie abgleichen mit meinen sonstigen Erfahrungen und Einschätzungen, um herauszufinden, ob etwas auftaucht, das es wert ist, über den Augenblick hinaus bewahrt zu werden.

Leider erlebe ich zuweilen, dass meine Gedanken bei allem heftigen Bemühen, dies zu verhindern, an Grenzen geraten. Es scheint zunächst alles auf dem besten Weg zu sein und dann: die Blockade.

Worauf beruht diese Begrenztheit meines Denkens? Vielleicht ist es die fehlende Erfahrung, das ungenügende Wissen oder auch ein nur immanentes Denkverbot? Dürfen wir Menschen nicht die absolute Kontrolle über unsere Gedanken und die Schöpfungsmacht für eine umfassende Einsicht besitzen? Dürfen wir die Unendlichkeit einer sich selbsterklärenden Gedankenlosigkeit dank umfassender Erkenntnisse nicht erfahren? Ist die Begrenztheit unseres Denkens der Begrenztheit unserer Sinne geschuldet?

Ich ahne, dass ich trotz aller vermutbaren Vergeblichkeiten meines Bemühens weiterhin versuchen werde, die Blockaden, die sich meinen Gedanken entgegenstellen, zu brechen. Ich bin allerdings dankbar dafür, dass es diese Blockaden gibt, denn sonst wären angesichts der vermutbaren Beliebigkeit meine Gedanken beschäftigungslos.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Demokratie

Was verstehen wir unter Demokratie?

Was ist demokratisch und welche Rechte und Pflichten lassen sich hieraus ableiten? Lässt sich durch den Aufruf, mehr Demokratie zu wagen, die Welt gerechter gestalten, die Klimakatastrophe verhindern, Hungersnöte vermeiden und jedem die gleiche Chance der Teilhabe am öffentlichen Leben verschaffen?

Demokratie ist beides, ein Ordnungsrecht und ein emotionaler Kampfbegriff. Wer etwas durchsetzen will, schafft sich dadurch Legitimation, dass er eine demokratische Anforderung für sein Tun behauptet. Dabei geht es bei der Demokratie in erster Linie um Verteilung der Macht und deren Festigung in den Strukturen, die dem Durchsetzungswillen von Einzelnen und Gruppen Legitimation verleihen soll.

Nicht Zustände begründen aber die Demokratie, sondern Prozesse, in denen Menschen darum ringen, etwas zu gestalten, was ggf. dann Mehrheiten Dank ihrer Stimmen beschließen und dabei Minderheiten berücksichtigen. Die gesamtgesellschaftliche Einbindung unter staatlicher Führerschaft, schafft die Rechtsgewähr für demokratische Prozesse. Dies gelingt am besten, wenn zwischen der Bürgerschaft und dem Staat vertragliche Verabredungen getroffen werden, die dem beiderseitigen Rollenverständnis entsprechen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Hiob

Hiob, so verrät uns die Bibel, legt sich mit Gott an, hält das, was ihm im Leben widerfährt und für das er Gott verantwortlich macht, für ungerecht und grundlos. Er ist den Prüfungen Gottes nicht gewachsen, erkennt seine Fehler, wird demütig und verändert seine Einstellung und sein Verhalten. Gott belohnt ihn daraufhin mit Zuneigung und Prosperität.

Beispiele aus der Bibel sind nicht unmittelbar übertragbar auf unser Zusammenleben, aber da die Bibel von Menschen für Menschen geschrieben wurde, können wir auch aus diesem Buch der Erfahrungen, die Menschen schon seit langer Zeit gemacht haben, lernen. Die „Hiobsbotschaft“ ist uns als feststehende Begrifflichkeit bekannt. Auch heute empfangen wir viele derartige Botschaften, z. B. zu Krieg, Zerstörung, Artensterben, Klimakatastrophen, Hungersnöten und Krankheiten. Eine unendliche Liste von Plagen, die uns heute heimsuchen, haben bereits ihre Ankündigungen in Schriften, die tausende von Jahren alt sind.

Auch wir halten die Katastrophen, die über uns kommen, für nicht gerecht, beklagen uns über diese, bezichtigen andere oder irgendwelche Mächte, die uns das eingebrockt haben sollen und fordern kurzfristige Abhilfen von denselben. Unsere eigene Verantwortung, unsere Demut, unser Wille, die Plagen als selbstverschuldet anzunehmen, uns zu ihnen zu bekennen und aus der Erkenntnis heraus etwas zu verändern, wie steht es damit?

Sehr schlecht! Immer ist es angeblich nicht der richtige Zeitpunkt und man selbst sieht sich stets als Opfer, hilflos und voll Wut und Hass angesichts der vermeintlichen Ungerechtigkeit. Und wenn das Erkennen beginnt, was dann? Es beginnt wie ein Hürdenlauf.

Die erste Hürde ist besonders schwer zu überwinden, weil es unsinnig erscheint, für den schwierigen Hürden-Parcour verantwortlich zu sein, um dann selbst springen zu müssen. Es sind unter anderem die Hürden: Noch nicht! Und wann? Mit welchen Mitteln? Wozu? Warum ich? Aber mit jedem Sprung kann es mir gelingen, eine Hürde besser zu überwinden und mich dem Ziel, erleichtert von der Last meiner Versäumnisse und Fehler, zu nähern. Wie auch Hiob erhalte ich schließlich im Ziel meine Belohnung dafür, dass ich den Herausforderungen und Prüfungen mutig und entschlossen begegnet bin. Dass der Weg das Ziel ist, das weiß ich, wie jeder andere Mensch, auch schon längst.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski