„Schmerz, wo ist dein Stachel?“ In Abwandlung von Korinther 15, Vers 55 meine ich die lebzeitige Wahrnehmung des Schmerzes und nicht des Todes in Gefühlen und Gedanken.
Schmerzauslösend ist oft der Körper, der vereinzelt oder umfassend über die Nervenbahnen Impulse auslöst. Mit eingeschlossen sein sollten die seelischen Schmerzen, obwohl ein Organ, welches als Seele bezeichnet werden könnte, im menschlichen Körper nicht verifizierbar ist. Meist körperliche, aber auch sich geistig und seelisch manifestierende Schmerzen beziehen sich auf Umstände, die bei einem Menschen Empfindungen auslösen, die keiner körperlichen Wahrnehmung mehr zuzuordnen sind, aber gleichwohl vielfältige Reaktionen bei ihm hervorrufen können.
Weltschmerz ist dabei ein weiteres Stichwort. Dieser umfasst alle Bereiche der persönlichen und kollektiven Verfasstheit, ungeklärter Erwartungen und Versagens. Weltschmerz ist ein Sammeltopf für viele nicht eindeutig zuordenbaren schmerzliche Zumutungen in der Beziehung zu anderen Menschen, bei ungeklärten Umständen im persönlichen Bereich und in der Gesellschaft insgesamt.
Welches Zeichen vermittelt uns aber dieser Schmerz und welchen Sinn birgt er? Schmerz hat eine Warnfunktion, die jeden einzelnen Menschen davor schützen soll, sich in der Ich-Verwirklichung so zu verausgaben, dass sein Körper einschließlich seiner Seele und seiner Gedanken Schäden davontragen. Nicht nur als Korrektiv für unsere Maßlosigkeit, sondern auch als Erinnerung an unsere eigene Verletzlichkeit sollte der Schmerz uns aber bei der Bewältigung von Aufgaben helfen und uns ermahnen, anderen nicht zuzufügen, was wir selbst nicht erleiden wollen.
Der präventive Gedanke des Schmerzes wird herausgefordert durch den dem Menschen innewohnenden Willen, die existenziellen Begrenzungen zu überwinden. Soweit dies aber zur Verrohung und Abstumpfung führen sollte, mahnt der Schmerz uns, Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten und uns unserer Endlichkeit bewusst zu sein.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski