Archiv des Autors: Sabine Büttner

Entgrenzung II

Diese Corona-Epidemie passt zu unserem Zeitgeist. Wäre sie nicht von selbst über uns hergefallen, so hätten wir sie wohl inszeniert. Corona ist die Zeit der allgemeinen Abrechnung mit anderen Menschen, mit der Wissenschaft, mit der Wirtschaft, mit der Menschheit und schließlich mit der Demokratie.

Corona schreddert all das, was bisher durch Erfahrung, strukturelle Ordnung, wissenschaftliche Erkenntnisse und Gemeinsinn noch gesichert erschien. Corona ist unsere Abrechnung mit der Realität durch organisierte Meinungsgewissheit. An die Stelle des Offensichtlichen tritt die Meinung, und zwar auch dann, wenn sie nicht mehr die eigene ist, sondern eine durch Verschwörung und mediale Verstetigung evozierte Gewissheit.

Zu unserem selbstvergewisserten Demokratieverständnis gehört die Meinungsfreiheit. Was ist aber damit gemeint? Eine Fülle unterschiedlicher Meinungen kulminieren zu einem Punkt der verabredeten Gewissheit. Wenn jeder Mensch nur eigene Erfahrungen macht und diese eigenen Erfahrungen als seine Meinung verbreitet, dann sind sie selbst dann relevant, wenn sie schließlich nicht zu dem von dem Meinenden gewünschten Erfolg führen. Es kommt also auf die Schnittmenge aller Meinungen an.

Anders verhält es sich allerdings dann, wenn Meinungen keinem individuellen Erkenntnisprozess mehr entsprechen, sondern einer kollektiven Verabredung. Diese Verabredungen können genährt werden durch die Klickzahlen im Internet, durch Verschwörungsaggregate oder auch Gleichgültigkeit. Erkennbar weichen selbst Wissenschaftler, aber vor allem Politiker, Abgeordnete und Regierungen vor der Meinungsmacht zurück und lassen es zu, dass organisierte Meinungen nicht nur verbreitet, sondern auch gesellschaftlich anerkannt werden. Dabei verkennen diejenigen, die so handeln, dass mangels immanenter Meinungsvielfalt, die sich etablierende Meinungsbestimmtheit erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Demokratie haben wird.

Das Zurückweichen unserer politischen Institutionen, unseres Staates und unserer Politiker vor der organisierten Meinungsmacht trägt dazu bei, dass wir unregierbar werden. Die Zukunft wird nicht mehr durch Verabredungen bestimmt, die selbst dann Geltung beanspruchen sollten, wenn sie sich als falsch herausstellen. Die Zukunft wird auf Meinungsmacht gegründet. Meinungen benötigen aber keine Rückkopplung zur Wirklichkeit und sind auf Verantwortung nicht angewiesen. Meinungen weisen keinerlei Verbindlichkeit auf. Nicht nur individuell, sondern auch kollektiv kann jeder seine Meinung ändern und wenn dann die medial aufbereiteten Meinungen Grundlage unserer Ordnung sein werden, dann ist es mit dieser vorbei. Zu vermuten ist, dass nach Erosion all unserer bisherigen Gewissheiten eine neue Ordnung sich etablieren und effektiv in der Lage sein wird, mittels meinungsfreier Termitenintelligenz eine neue Welt zu erschließen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Selbstvergewisserung

Seitdem der Mensch bei sich ein Bewusstsein festgestellt hat, versucht er herauszufinden, was nicht nur die Welt, sondern ihn auch selbst persönlich zusammenhält. Dabei orientiert sich der Mensch in der Regel am Offensichtlichen und verschweigt zum Selbstschutz seiner Persönlichkeit, dass er eigentlich nichts weiß. Wir denken, meinen, fühlen und handeln.

Das Bewusste und das Unbewusste unseres Stammes, geschichtliche Erfahrungen und sonstige Umstände von Zeit und Ort unserer Verwirklichung sind uns gegenwärtig und damit Maßstab unserer Erkenntnis. Von Selbst- und Fremdbestimmtheit ist die Rede, von DNA und Umweltfaktoren, aber zunehmend tun sich auch Einflüsse auf, die jeder kognitiven Wahrnehmung widersprechen.

Wie jedes Lebewesen ist auch der Mensch ein biologisches Gesamtkunstwerk, dass freundliche und feindliche Mikroben miteinschließt. Wir sind deren Wirt und sie unterstützen uns bei der Bewältigung des Lebens oder verhindern ein bestimmtes Handeln, wenn sie damit nicht einverstanden sind. Wir sind in einem steten symbiotischen Austausch mit unseren Mikroben, und zwar nicht nur im Darm, sondern in jedem Bereich unseres menschlichen Körpers. Ohne unsere Mikroben geht nichts, könnten wir uns weder ernähren, noch denken.

Es ist daher naheliegend, nicht nur vom Einfluss dieser Mikroben zu reden, sondern auch von deren Bestimmtheit, wenn es um die Verwirklichung unserer Aufgaben geht. Die DNA unserer Mikroben haben dabei einen starken, ggf. auch bestimmenden Einfluss und unterscheiden dabei nicht nur zwischen sympathisch und unsympathisch, sondern gestalten unser Leben nach ihren Anforderungen mit. Dies gilt auch bei der Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Menschen und ist eine Frage unserer Souveränität, die Entscheidungskompetenz dort zu übernehmen, wo Mikroben ihre Zuständigkeit behaupten. Erst dann, wenn wir Mikroben und Viren als Teil unseres Lebensprozesses anerkennen, sind wir in der Lage, Einfluss auf Bereiche zu nehmen, in denen pathogene Mikroben versuchen, nicht nur unseren Körper, sondern unsere Gesellschaft zu attackieren und ggf. zu zerstören.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Der Club der Egomanen

Willkommen im Club der Egomanen: Trump, Putin, Erdogan, Modi, Johnson, Orbán, Höcke, Assad, Bolsonaro und Xi Jinping. Sicher habe ich einige unterschlagen oder nicht berücksichtigt, weil sie mir nicht eingefallen sind oder ich sie als nicht so bedeutend erachtet habe. Es ist bemerkenswert, dass sich im Club der Egomanen nur Männer befinden.

Was eint nun dieses Männerbündnis, was schafft ihre Singularität? Dies in aller Schlichtheit: Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich. Ich und Tempo! ich ich ich ich ich ich ich ich !!!!. Es ist bemerkenswert, dass sowohl im Zähler als auch im Nenner dieser Charakter dasselbe steht.

Das macht sie so eindeutig, fast unverwundbar und mächtig. Kein Vorwurf kann sie treffen. Sie haben ihre Zeit. Dann ist sie zu Ende. Den Club der Egomanen verlassen sie allerdings auch post mortem nicht. Ihr Nachruf besteht nur in einem Wort: ICH.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Zeit haben

Oft werde ich gefragt: „Wie schaffen Sie das denn auch noch? Diese Zeit hätte ich nie.“ Es gibt eine naturwissenschaftliche Zeit. Die ist jedem Menschen zugeteilt. Es gibt aber auch eine Zeit, die wir uns nehmen können, die uns kein anderer gibt. Wir teilen uns die Zeit ein. Wir entscheiden, welche Zeit wir einsetzen für das, was wir schaffen wollen. Schaffen wollen bedeutet, dass wir einen individuellen Ansatz wählen können für die Gestaltung unserer Tageszeit.

Das ist allerdings nicht selbstverständlich. Die meisten Menschen teilen den Tag nach ihren Pflichten und Neigungen auf, nach familiärer Fürsorge, Arbeit, Hobbys, Fernsehen sowie Nahrungsaufnahme und Schlafen. Dann stellen sie fest, dass ihnen keine Tageszeit mehr bleibt, um z. B. zu schreiben, zu lesen, Musik zu hören und dergleichen mehr. Alles, was sie gerne einmal getan hätten.

Wie ihr Tag sind auch die Wochen und die Jahre in ein Zeitkorsett gepresst. Das, was am Tag nicht übrig bleibt, bleibt auch im ganzen Leben nicht übrig. Es gibt für sie keine Zeit außerhalb ihres Pflichtenkreises. Dabei könnte es anders sein. Wenn ich erkläre, dass ich Zeit habe, dann handhabe ich meine Zeit. Ich nehme mir Zeit und schaffe dadurch Prioritäten selbst dann, wenn objektive Umstände am Tage mich dazu zwingen sollte, mich gegenüber anderen zu verteidigen, dass ich diese Priorität gewählt habe.

Zeit zu haben kann z. B. zu Lasten eines Fernsehabends gehen. Zeit zu haben schränkt womöglich die Aufnahme von Essen ein. Zeit zu haben hat Einfluss auf die tägliche Abfrage sämtlicher E-Mails, das Telefonieren mit dem Handy und dergleichen mehr. Aber eine eigene Zeit zu haben schafft einen großen Freiraum, nicht abhängig zu sein von den Mechaniken einer durchorganisierten Welt, von Beruf, Freizeit und Urlaub. Die persönliche Zeit eines Menschen ist nicht nur ideell, sondern auch wirtschaftlich sein höchstes Gut. Er disponiert und gewinnt, wenn er diese Zeit zur Verfügung hat und es nicht zulässt, dass Andere mit seiner Zeit machen, was sie wollen.

Die Ausbeutung des Menschen beginnt dort – und ist im Übrigen unabhängig von Einkommen, Schichten und sozialem Vermögen – wo der Mensch seine Zeitfreiheit verloren hat. Die Zeit ist ihm anvertraut, ein Geschenk, so sagt man, das er mit anderen Menschen teilt. Wenn er sich seiner Zeit bewusst ist, wird er es auch nicht zulassen, dass Andere ihm seine Zeit stehlen, über sie verfügen und damit auf seine Zeitkosten leben. Ein Weiser schenkt seine Zeit Anderen, weil er deren Souverän ist und bleiben will. Ein Narr behauptet: „Zeit sei Geld.“

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Blickwinkel

So mancher erinnert sich gern an Friedrich Luft „Die Stimme der Kritik“ und auch viele mit etwas Beklommenheit an den Großmeister der Kritik Reich-Ranicki. Kritikern wie diesen sind Theater, Literatur und natürlich auch die Darbietungen von Opern und konzerntanten Stücken anvertraut. In den klassischen Disziplinen sind die Kritiker die höchsten Instanzen und weisen verbindlich für Zuschauer und Zuhörer den Weg zum Verständnis.

Durch die unerbittlich lobende Bewertung oder gleichermaßen unerbittliche Verurteilung eines künstlerischen Beitrags öffnen sie den Olymp oder sorgen dafür, dass ein Schafott nicht ungenutzt bleibt. Kritiker erfreuen sich ihrer Macht, die sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Emotionen verbindlich machen können. Die Kritik wirkt. Zuhörer und Zuschauer wollen sich in ihrer zustimmenden Anschauung bestätigt sehen oder im Widerspruch dazu.

Vor allem schlagen sie sich auf eine Seite. Sie sind der Meinung: Schauspieler können nicht spielen, Dirigenten nicht dirigieren, ganze Orchester nicht musizieren und so mancher Schriftsteller überhaupt nicht schreiben. Andere wiederum werden über den grünen Klee gelobt. Alles verständlich, aber so frage ich mich: Ist das alles? Kann nicht ein schlecht gespieltes Theaterstück auch inhaltlich stark sein und zur eigenen Orientierung beitragen? Kann das nicht für alles gelten, was wir erleben?

Wenn wir statt mit Ablehnung zu reagieren, versuchen zu verstehen und das Erfahrene in unseren Vorstellungen entspiegeln, schafft das nicht eine Souveränität jenseits der Bevormundung? Kritiken können dabei sehr hilfreich sein, wenn sie uns Werkzeuge für die eigene Beurteilung an die Hand geben und unsere Beurteilung sich nicht auf das Offensichtliche beschränkt, sondern den Gewinn daran misst, dass uns Gelegenheit geboten wird, unsere Erfahrungen selbst anzureichern und daraus zu lernen. In diesem Sinne profitiere ich von jedem künstlerischen Angebot. Es ist einfach eine Frage der Perspektive, welchen persönlichen Nutzen ich daraus ziehe.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Kontrollverlust

Kann ich die Kontrolle, die ich verloren habe, auch wiederfinden? Wo soll ich suchen? Wer findet meine Kontrolle und bringt sie zurück? Zahle ich dann den Finderlohn? Wie hoch ist die übliche Vergütung? Was passiert, wenn weder ich, noch ein anderer meine Kontrolle findet und der Verlust endgültig eintritt? Wenn die Kontrolle abhandengekommen ist, was mag sie ersetzen? Sind das alles nur Wortspiele, Befürchtungen, die sich in unseren Medien wiederfinden oder schon eingetreten sind?

Das ist im unübersichtlichen Terrain der Meinungen kaum auszumachen. Bezogen auf die Politik ist von Kontrollverlust von Staaten die Rede, zum Beispiel an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland oder bei der Bekämpfung des Corona-Virus in Italien. Was ist das richtige Mittel, um dem Kontrollverlust entgegenzuwirken? An der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei Menschen zurückzutreiben und auch die Grenzen aller Staaten zu schließen, damit das Corona-Virus nicht übergreift?

Vielleicht ist hier der Vergleich gar nicht so abwegig, wenn er zur Erkenntnis führt, dass einem Kontrollverlust nicht dadurch entgegengewirkt werden kann, dass man Grenzen schließt. Etwas, das viel stärker ist, als unsere Möglichkeit, es durch Grenzziehungen zu verhindern, muss Akzeptanz erfahren, eine Akzeptanz, die nicht lähmt und nur reaktiv wirkt, sondern mutig die Herausforderungen annimmt und flexibel die Kontrolle behält. Eine solche Manifestation des Willens schafft Vertrauen, sichert Handlungsmacht und sorgt dafür, dass ein Kontrollverlust behoben wird und künftig nicht mehr eintreten kann.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Sensibilisierung

Wer früher als sensibel bezeichnet wurde, erfuhr eine unterschiedliche Bewertung. Ein sensib­les Kind war dafür vorgesehen, Musikinstrumente zu erlernen. Die Ermahnung „Sei doch nicht so sensibel“ signalisierte dagegen, dass die festgestellte Empfindsamkeit nicht angemessen sei.

Sensible Kinder haben es schwer. Wie verwegen mutet daher die Aufforderung vor allem aus dem politischen Raum an, wenn von uns verlangt wird, wir sollten sensibler reagieren. Da diese Voraussetzungen nicht bei allen Menschen vorhanden sind, sollen wir uns sensibilisieren. Faszinierend! Aber, wie soll das geschehen? Wie funktioniert Sensibilisieren? Wie kann jemand, der keine sensiblen Eigenschaften aufweist, sensibilisiert werden, ohne dass er durch die Decke geht? Wie ist der Widerspruch zu überbrücken, dass Sensibilität oft als Lebenseinschränkung gesehen und andererseits aber gefordert wird?

Fangen wir nun alle an, Musikinstrumente zu lernen oder Hausarbeitskreise zu gründen, wenn wir sensibilisiert werden? Welche Kraft soll in uns wirken, die uns in die Lage versetzt, uns entgegen aller Prognosen der Politik sensibel zu machen? Vielleicht schaffen wir dies mit Achtsamkeitstraining und wer dann, bitte schön, ist dafür zuständig? Welche Vorteile bringen uns Sensibilisierung und Achtsamkeit? Taugt die öffentliche Hand, taugen die Vertreter des Staates und die Politiker als Vorbilder? Wie sensibel sind Vertreter von Parteien und Verbänden?

Ich fürchte, solche Forderungen nach angestrengter Sensibilität bewirken genau das Gegenteil. Sie verharmlosen das Problem einer auf Machtverhältnissen basierenden Gesellschaft, der nur mit Regeln, Gesetzen und verlässlichen Vorbildern an Integrität beizukommen ist. Unerfüllbare Forderungen bewirken das Gegenteil, verharmlosen das Problem und setzen diejenigen, die sich selbstverständlich an Gesetz und Regeln halten, der Lächerlichkeit aus. So wird ein sensibler, achtsamer und integrer Mensch zur Witzfigur. Das dürfen wir nicht wollen und müssen daher aufhören, sinnlose Phrasen zu dreschen, die nur den Ignoranten Vorteile verschaffen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Hoffnung

Was baut uns auf, was schafft uns Hoffnung auf ein schönes und erfülltes Leben für uns selbst, unsere Kinder und Enkelkinder? Fernsehen? Die Verkehrsteilnehmer? Das Internet? All das sicher nicht. Neben dümmlichen Rateshows werden im Fernsehen fast nur Krimis, wie den Tatort ausgestrahlt, die uns stark daran zweifeln lassen, ob Täter und Polizisten nicht vor allem ein psychisches Problem haben.

Derartige Sendungen bauen uns nicht auf, sondern verstärken Depressionen, die wir bereits in öffentlichen Verkehrsmitteln, als Teilnehmer am Straßenverkehr oder in Kaufhäusern einfangen können. Auch kurzzeitige Entlastungen verschaffen kein Glücksgefühl, denn das fehlende Maß verbaut die Möglichkeit einer glückschaffenden Befriedigung.

Die Hoffnungslosigkeit zieht sich wie ein Band durch unser Leben, angefangen von persönlichen Unzulänglichkeiten, eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten, gesundheitlicher Instabilität, politischer Unvernunft und das Fehlen der supranationalen Einsicht, dass alles getan werden müsste, um unseren Planeten zu retten. Wenn alles so hoffnungslos ist und wir uns aber danach sehnen, dass alles gut ist, warum haben wir dennoch Schwierigkeiten, eine erwartungsfrohe Hoffnung zu gestalten?

Vielleicht deshalb, weil dies anstrengend ist, vielleicht deshalb, weil andere dies tun sollten, vielleicht deshalb, weil es keinen offensichtlichen Gewinn bringt, vielleicht deshalb, weil wir von Hoffnung nichts halten? All dies mag eine Rolle spielen, sollte uns aber mahnen, dafür einzutreten, dass wir im Fernsehen, wie auf unseren Straßen lieber erfreulichere Erlebnisse erfahren, geprägt von Zuversicht, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit. Ich bin davon überzeugt, dass dies in kürzester Zeit anstiftend wirken und unser Leben hoffnungsfroher machen würde.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Positiv

„Positiv zu sein, ist eine Chance.“ Diese und ähnliche Parolen las ich auf der Hauptstraße einer Landgemeinde in Südafrika. Gemeint war, dass derjenige, der positiv auf HIV getestet wurde, seine Chance auf Leben wahrnehmen darf und sollte.

Diesen Appell verdanken wir Hugo Tempelman, einem nicht nur begnadeten Arzt, der in Südafrika wirkt, sondern auch dessen großem sozialen Verständnisses. Wer positiv denkt, überwindet nicht nur Krankheiten, sondern gewinnt auch eine Lebenseinstellung, die vieles ermöglicht, was auf den ersten Blick unerreichbar erscheint.

Wieso? Es passiert, dass die ganzen Kräfte sich darauf konzentrieren, Möglichkeiten zu erkennen, vorhandene einschränkende Denkmuster überwunden werden und sich Zuversicht und Freude dabei einstellt, Neues und Unerwartetes auszuprobieren. Das Verharren in individuellen, sozialen und politischen eindimensionalen Denkstrukturen bewegt nichts.

Aus Frustration entsteht Selbsthass und Selbsthass steigert den Hass auf alles, was sich dagegen nicht wehren kann. Jede Selbstbeschränkung, sei diese ideologisch oder emotional, stärkt die Erreger von seelischen Krankheiten und verhindert jeden Heilungsverlauf. Wenn wir dem gesunden und kollektiven Selbstempfinden eine Chance geben wollen, müssen wir anfangen, positiv zu denken, zu empfinden und zu handeln. Diese Chance hat jeder einzelne Mensch und wir alle zusammen als Gruppe, Gemeinschaft, Volk und Weltenbürger.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Corona-Virus

Eine lebenserfahrene Russin aus Sankt Petersburg hat mich darüber informiert, dass es sinnvoll sei, künftig orangefarbige Kleidung zu tragen, da das Corona-Virus diese Farbe nicht ausstehen kann. Wir lernen daraus, dass sich Probleme einfach lösen lassen, wenn man der passenden Farbe vertraut. Die Bhagwan-Anhänger sind eindeutig im Vorteil. Sannyasins holt eure Umhänge aus dem Schrank und ihr seid gerettet! Mein Aufruf verfängt.

Der Farbenschutz ist Gesprächsthema und bald werden nebst Mundschutz und Sterilisationsflüssigkeiten, auch Schuhe und Kleider in Orange nicht mehr zu haben sein. Wir erfahren, dass jede Seuche, jede Katastrophe oder auch nur Unannehmlichkeiten eine begleitende Geschichte benötigen, die uns wieder Hoffnung schöpfen lässt. Wir brauchen diese Hoffnung und die dazu passende Geschichte, da anderenfalls auch bei uns nichts mehr läuft. Fast alle Veranstaltungen wurden bisher abgesagt, Touristen bleiben weg und der Verkehr auf den Straßen wird nachlassen.

Wir verbessern unsere CO2-Bilanz, schlittern aber in die Rezession, wenn wir uns nicht zur richtigen Farbe bekennen. Deshalb sollten wir mutig sein und diese Pandemie als Auszeichnung für die Rettung unseres Planeten mit einer Verdienstplakette in Orange würdigen. Wir haben begriffen, dass wir alles tun müssen, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Da Wissenschaftler nicht mit Hungersnöten rechnen und Kriege nicht mehr alles versprechen, was sie bieten, sind Pandemien naturgebotene Korrektive. Das erscheint nicht fair, da wir Menschen auf der westlichen Hemisphäre unseres Planeten nebst den Chinesen alles getan haben, um den Wohlstand der Menschen zu verbessern, die Lebensbedingungen zu optimieren und unserer Unsterblichkeit etwas näherzukommen.

Gibt es etwas, das wir übersehen haben? Gibt es etwas, das wir noch lernen müssen? Gibt es etwas, das sich bisher unserer Erfahrung entzog? Das wird sich dann zeigen, wenn sich herausstellen sollte, dass die lebenserfahrene Russin aus Sankt Petersburg doch nicht recht behalten sollte. Aber das ist natürlich unwahrscheinlich.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski