Archiv der Kategorie: Kultur

Hier finden Sie meine Gedanken, Ideen und Anreize zu gegenwärtigen und vergangenen kulturellen Themen, die mich und meine Umwelt bewegen.

Genau

Wer kann mir erklären, was „genau“ ist? Die Impulse der Weltzeituhr? Und was teilt sie mir genau mit? Dass die implantierten Algorithmen exakt das erwartete Ergebnis bringen? Das ist erwartbar? Und was erwarten wir so von der Genauigkeit im Alltag? Dass Schichtsirenen oder Kirchenglocken punkt 12.00 Uhr aufheulen bzw. läuten, um die gedachte Hälfte des Tages anzuzeigen?

Aber, was ist dann schon genau? Manchmal geschieht dies etwas vor 12.00 Uhr, das andere Mal mit einer bestimmten Zeitverzögerung, die vielleicht der Mechanik geschuldet ist. In der Realität können wir es mit der Genauigkeit nicht so genau nehmen. Wahrscheinlich haben wir uns daher menschenweit, zumindest in Deutschland, verabredet, fast jeden Satz mit dem Schlusspunkt: genau! zu versehen.

Was ist das für eine Genauigkeit, die wir damit meinen? Ist es eine Form der Bekräftigung oder die Hoffnung, dass das auf die Reise geschickte Argument verstanden wird? Genau dies ist für mich völlig unklar. In einer Welt, wo fast alles ungefähr ist, bis auf vielleicht die Algorithmen, erscheint mir „genau“ wie eine Hilferuf, ein Strohhalm, an dem ich mich klammern kann, wissend, dass ich selbst nichts weiß und ich meine Unwissenheit dadurch mit anderen teile, dass ich diese mit „genau“ bekräftige.

Genau ist die Schwester von „alles klar“. Mit beiden Begriffen vermag ich die Lästigkeit des Verstehens abzuwimmeln, halte Nachfragen für überflüssig, fördere das Vergessen oder ermögliche inhaltsleere Tweets, Blogs oder Whats-App-Nachrichten. Was auch immer.

Mit ´genau´ und ´alles klar´ verlasse ich behänd irgendeine Aussage und eile zur nächsten, um schließlich völlig unbelastet das zu denken, zu machen oder zu fühlen, was mich eigentlich jenseits aller Genauigkeit und jenseits von Klarheit umtreibt. Ich bin wieder frei, zumindest bis zur nächsten Herausforderung. Genau. Alles klar? Hm.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Elite

Landauf, landab werden Diskussionen über Werteverfall, Regulierungsmaßnahmen und Verantwortung der Eliten geführt. Beklagt wird das Verhalten der Funktions- und Positionseliten, die fehlende Sichtbarkeit der Gestaltungseliten angesichts der dringenden Aufgaben.

 Die Welt können wir nicht ändern und auch den Menschen nicht. Wir können aber seine Potenziale erschließen und damit die Gestaltungshoheit für die wirklichen gesellschaftlichen Eliten zurückgewinnen. Der Mensch ist, wie er ist. Er ist eigensüchtig, weil er es sein muss für seine Familie, seinen Clan und für sich. Er muss leben für seine Familie und für sich. Deshalb wird er auch seinen Macht- und Einflussbereich erweitern. Das sind normale Vorgänge. Diesem Muster widerspricht nur die Erkenntnis, dass der ausgeprägte Fremdnutzen auch den Eigennutzen befördert. Ohne eine Vielzahl von Autofahrern und die dafür erforderlichen Straßen würde dem Einzelnen sein Kraftfahrzeug überhaupt nichts nützen. Gleiches gilt für den gesamten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich. Jeder Eigennutz, der den Fremdnutzen nicht im Auge hat, gefährdet den Erhalt des durch Eigennutz Erreichten. Von daher ist auch der dem Eigennutz dienende Mensch dem Fremdnutzen verpflichtet.

Fremdnutzen ist das, was die Gesellschaft benötigt. Dies ist keine Frage des Altruismus oder idealisiert die menschliche Gemeinschaft, sondern nimmt auf vernünftige Weise die komplexen Anforderungen an unsere Gesellschaft zur Kenntnis. Unsere Gesellschaft muss funktionieren, damit alle ihren Nutzen davon haben. Um diesen Nutzen zu gewährleisten, ist es erforderlich, die Zugangssperre zu den gesellschaftlichen Eliten zu lockern und die nur auf Machterhalt und Eigensicherung bedachten Positions- und Funktionseliten zu irritieren. Zur Stabilisierung unseres Gemeinwesens bleiben Eliten nach wie vor unverzichtbar. Sie benötigen allerdings Funktionszuweisungen und Verantwortlichkeitsparameter, die sie zwingen, den an sie gestellten Aufgaben jenseits ihrer Persönlichkeit gerecht zu werden. Sie sind den Bürgern gegenüber verantwortlich.

Die Beteiligung des Bürgers an der Elitenfindung ist von großer Wichtigkeit. Die Elite organisiert sich nicht durch Wahlen und Renditeerwartungen gegenüber Wirtschaftsunternehmen, sondern wird durch Gemeinsinn, allgemeine Anschauung, Tradition und neue Erkenntnisse aktiv und argumentativ befördert. Was zählt, ist das Argument, nicht die Position, die Funktion oder das Herkommen.

Die Welt ist komplex. Wir können sie nicht vereinfachen, aber bei Beachtung kybernetischer Ansätze bei der Bewältigung unserer Aufgaben besser überschauen, als uns dies heute aufgrund unserer Selbstbeschränkungen oft gelingt. Wir benötigen nicht nur den ausgebildeten, sondern den gebildeten Menschen aus der Mitte unserer Bürgergesellschaft, der argumentativ, aber auch situativ und reflexiv Platz nehmen kann an den Gestaltungsorten unserer Gesellschaft, sei es in der Politik, in den Medien oder in der Wirtschaft. Dabei gilt selbstverständlich auch, dass nicht nur das gute Argument Beachtung finden sollte, sondern die insgesamt integere Einstellung, die keineswegs die eigene Position vergisst, aber aufzeigt, dass nur integeres Verhalten Vertrauen schafft und dies ideell und wirtschaftlich unsere Gesellschaft weiterbringt. Integrität ist nicht nur am äußeren Verhalten erkennbar, sondern auch zu spüren. Wir selbst wissen genau, was wir tun dürfen und was nicht. Wir empfangen und versenden permanent unsere verschlüsselten Botschaften. Wenn wir uns täuschen lassen, so tun wir dies stets wider bessere Überzeugung. Es gilt, die Zugangssperren für Vorbilder und Gestaltungseliten abzubauen und ein wenig mehr der Aufrichtigkeit unserer gesellschaftlichen Verantwortungselite zu trauen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Raum und Zeit

Nach unserem Verständnis bewegt sich alles in Raum und Zeit. Wir versichern uns mit dieser Verabredung unserer eigenen Existenz und des gesamten Universums.

Was ist aber, wenn es Raum und Zeit nicht gibt, sondern nur einer subjektiven Einschätzung kognitiver, sprachlicher und emotionaler Art entspricht, um für uns Menschen eine lebbare Welt zu schaffen? Wenn Raum und Zeit nur die Axiome unserer eigenen Lebensversicherung wären, dann spielten auch Unschärfen und Relativitäten von Tatsächlichkeiten keine Rolle mehr, denn die Axiome selbst entsprächen nur unserer Unsicherheit bei der Wahrnehmung von Wirklichkeiten.

Was ist, wenn nichts ist und auch dieses Nichts keine Kraft aufweist, um Raum und Zeit zu ersetzen, sondern Illusionen, Wahnvorstellungen, Träume, Bilder, alle Gaukelspiele vor unseren Augen das Eigentliche sind? Dann sind wir nicht wir, aber doch da, als ein zur Vollendung gelangtes künstliches Projekt. Wir könnten so wirklich sein, wie eine mathematische Lösung, deren Ergebnis sich aus der Aufgabenstellung ableiten lässt. Wird die Aufgabenstellung verändert, so ist auch das Ergebnis ein anderes. Alles kann möglich sein, weil es nicht abhängig ist von Dimensionen in der Maßeinheit Zeit.

Wir selbst und alle, die uns umgeben, entsprechen unseren Erwartungen, unseren begrenzten Möglichkeiten und Verabredung, mit der wir eine Wirklichkeit kreieren, die so fragmentarisch ist, dass sie jederzeit zerbrechen, aber auch wieder neu gestaltet werden kann. Wir benennen die Dinge und damit werden sie wahr. Wir bestimmen das Maß der Zeit und weisen ihr Aufgaben zu. Wir definieren den Raum und erlauben unseren Geschöpfen damit eine verantwortbare Erfahrung. Wenn aber alles aufgelöst ist und nicht wirklich dafür steht, wofür wir es halten oder benennen, dann ist alles möglich und erlaubt eine Unbegrenztheit, die nicht die Norm, sondern die Spinnerei zum Maßstab macht, den Sprachraum verlässt und die „Ahnung“ als Schlüssel für die Ergründung weiterer nächsten Möglichkeiten anbietet.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Determinante

Was bestimmt uns auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln? Allgemein wird dies so beantwortet, dass unser Bewusstsein das Handeln bestimmt. Was allerdings unser Bewusstsein prozessual bedeutet, das wissen wir bis heute nur ansatzweise. In Fachbüchern ist von neuralem Geflimmer die Rede, von historischen Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte, Gefühlen und Ratio. Aber das letzte Wissen von unserem Bewusstsein fehlt, weil unser Bewusstsein eine Projektionsfläche für unser Handeln benötigt, sich also in den Ergebnissen zeigt, aber nicht im ersten logischen Moment.

Unser Bewusstsein offenbart zudem nicht alle Zutaten, die es ausmachen und verschweigt schließlich die Realität. Unser Bewusstsein kann sich in jedem beliebigen Raum verwirklichen. Es beinhaltet einen Moment des menschlichen Urknalls, den ich hier als Determinante bezeichnen möchte.

Wir Menschen machen sinnlose und nutzlose Dinge, mehren Reichtum, wo es nicht nötig ist, zerstören dort, wo wir uns schaden, rüsten auf und quälen und foltern, gestalten kurzum die Welt auf eine Weise, die sogar das Überleben der Menschheit gefährdet. Das mag irrational sein, beinhaltet aber einen möglichen tieferen Sinn. Diesen Sinn haben Menschen in der Vergangenheit bei Gott verortet. Gott als unser Determinator. Er bestimmt und wir müssen seinen Ratschluss nicht unbedingt verstehen. Dessen Unerklärlichkeit bestimmt den Glauben.

Wenn wir heute den Glaubensverlust erleben und Gottes Existenz bezweifeln, fehlt uns für die Unerklärlichkeit des Lebens eine Begründung. Diese können uns weder Wissenschaft, noch Philosophie oder Einsicht liefern. Irgendwann hat etwas mit uns begonnen, was über unsere Existenz als Wesen hinausgreift und auch ein Verhalten bestimmt, das unserem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Selbst, wenn Seele und Gemüt als Träger dieses Unerklärlichen nicht taugen und auch Gott in unserem Bewusstsein abdanken muss, vermögen wir uns dieses, uns bestimmenden Umstandes, der uns unbegreiflich bleibt, nicht zu entledigen. Die Materie erklärt uns nicht, sondern ist lediglich Behältnis für eine Determinante, die unser Leben bestimmt. Es ist an uns, diese zu bezeichnen: Schicksal, Gott oder Seele? Wie es uns beliebt.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

mir wohl

mir wohl
gesche, geschehe
Scheulitz     grabe
fandalisEn     verbei
nett Luse     ofarim
pasterium     genoe
furimFA     nemelois
egunten/inspagne
lesche, lesche
wie im wirklichen Leben
mir Vorteile sichern

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

E-Games

Spiele auf elektronischer Basis erfreuen sich gerade bei Kindern und Jugendlichen eines großen Zuspruchs. Bekannte Spiele sind zum Beispiel Fortnite, aber nicht nur die sogenannten „Ballerspiele“ haben sich etabliert, sondern allmählich übernehmen E-Game-Funktionen die Steuerung in vielen Lebensbereichen.

Immer wieder ist zu hören, dass Spiele in Unternehmen bei der Entscheidungsfindung förderlich seien, aber auch im Sport. Dies geht soweit, dass E-Games sportliche Attribute zugedacht werden. Spiele auf elektronischer Basis sollen Spielen unter Muskeleinsatz gleichgestellt werden, also Sportereignisse wie andere sein und so auch das Gemeinnützigkeitsprivileg erlangen.

Es gibt eine breite Unterstützung für diese Art von Spielen und moderierende Betrachtungen, ab wann das Spielen für Kinder und Jugendliche geeignet sei, und was Eltern bei der Spielkontrolle beachten sollen. Allgemeine Auffassung: Am besten, man schwimmt mit der Zeit, denn auch in diesem digitalen Bereich ist der Vormarsch der elektronischen Technologie nicht aufzuhalten. Bemerkenswerterweise erfährt man aber sehr wenig über den sozialen Charakter dieser Spielkultur.

Es werden selten grundsätzliche Fragen gestellt, ob das Spielen auf dieser Basis überhaupt notwendigerweise zum Leben gehört und was Kindern und Jugendlichen entgeht, wenn sie sich auf ein Spiel einlassen, dessen Strukturen festgelegt sind und weder Verlierer noch Gewinner kennt. Das Spiel repetiert nur bekannte Vorgänge, belohnt und bestraft, aber schafft keine Kommunikation. Was wird aus jungen Menschen, wenn die persönliche, emotionale und auch intellektuelle Kommunikation zumindest nur noch eingeschränkt stattfindet? Welche Lebensorientierung bleibt da noch offen und welche Lebensentwürfe werden geschaffen?

Nicht das Spiel ist das Problem, die Sorge gilt dem Menschen, dessen Vielfältigkeit der spielerischen Einfalt geopfert wird. Eine Gesellschaft muss grundsätzliche Fragen stellen angesichts der Notwendigkeit geistiger, kognitiver und emotionaler Ausbildung. Es muss die Frage danach gestellt werden, welche Selbstbetrachtung ein Mensch erfährt, der in Zukunft möglicherweise die Hälfte seines Lebens spielend im elektronischen Bereich zugebracht hat und sich nur noch so wahrnehmen kann. Spielsalons sind für Kinder unter 18 Jahren verboten. Müssten diese Kriterien nicht auch für E-Games gelten?

Es geht darum, Dinge grundsätzlicher zu betrachten, als dies bisher geschieht und nicht als Sport zu qualifizieren, was allenfalls die Anstrengung des Daumens und die Konzentration beansprucht. Sport hat mit gesamtmenschlicher Anstrengung zu tun, beansprucht Herz, Geist und Körper. Sport ist ein soziales Ereignis und erfährt dadurch seine gesellschaftliche Anerkennung. Der Leistungswettbewerb unter Menschen auf elektronischem Gebiet kann und muss nicht Sport sein. Er wird von der Belohnung gesteuert, hat Suchtcharakter und stärkt eher das strategische Denken. Reicht das, was ist uns und künftigen Generationen wichtig?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Restitution

Es ist gut, dass Bewusstsein und Sensibilität dafür wachsen, dass geraubte oder nicht ethisch sauber erworbene Kunst- und Kulturgegenstände wieder an frühere Eigentümer bzw. Besitzer zurückzugeben seien. Dies sollte allerdings nicht nur das Naziraubgut, die Enteignung und Übervorteilung von Juden betreffen, sondern alles, was in Kriegen oder unter Ausnutzung von Machtpositionen direkt oder indirekt entwendet wurde.

Nach meiner Auffassung ist die Begrifflichkeit hier weit zu fassen, denn, wie der Volksmund zu Recht weiß: „Unrecht Gut gedeiht nicht gut.“ Das heißt, der Raubbegriff sollte auch diejenigen Artefakte mitumfassen, die nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv Einfluss auf das Herausgabebegehren ehemaliger Rechteinhaber haben. Es geht nicht nur um Rechtspositionen, sondern auch um Würde und Integrität.

Was sich auf persönlicher Ebene vollziehen sollte, gilt gleichermaßen für ehemalige Kolonien, Mandatsgebiete und andere Machtsphären, die zur Unterdrückung von Kulturen, Wesensarten und Traditionen missbraucht wurden. Nicht nur die materielle, sondern auch die immaterielle Restitution ist unumgänglich, um nicht nur zwischen den Völkern dieser Welt einen Austausch auf Augenhöhe stattfinden zu lassen, sondern Erfahrungen zu erlauben, die durch selbstermächtigte Interpretation, Anmaßung und Verweigerung des selbstbestimmten „Anderen“ verschlossen sind.

Kulturschätze anderer Völker glänzen im Licht ihrer Regionen, Bezüge und jahrtausendalten Interpretationen ganz anders in unserem Bewusstsein, als das intrinsische Vorbild unserer eigenen historischen und kulturellen Apologie. Wir müssen mehr in Restitutionsfragen investieren, um nicht museal zu erstarren, sondern aus dem materiellen und ideellen Besitztum an geborgten Gegenständen Kraft für Neues schöpfen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Fußballmuseum Dortmund

„Der Ball ist rund“, „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel“ – derartige Binsenweisheiten finden Sie auch im Fußballmuseum Dortmund. Diese Weisheiten sind stimmig und passen eigentlich nicht zu einem Museum. Das Fußballmuseum Dortmund ist auch kein Museum. Es ist Erinnerung, Begegnung und eine Verheißung für jedes nächste Spiel, das kommen wird.

Der Chef der TRIAD Berlin, Lutz Engelke, hat uns die Türen geöffnet und den Weg bereitet für bleibende Erlebnisse, ausgelöst durch konkrete Tatsachen und große Gefühle, wie sie sonst nur in Opern oder Musicals entwickelt werden können.

Ja, das Fußballmuseum Dortmund ist auch großes Theater, Informationsbörse, aber auch Wahrer unserer Erinnerungen. Diese sind stets gegenwärtig, ausgelöst durch legendäre Spiele 1954 und 2014 mit einem Abstand von 60 Jahren, um nur zwei davon zu benennen. Zum Leben erweckte Spieler-Ikonen weisen auf die großen Augenblicke des Fußballs hin, schaffen Verbindungen zu unserer Kindheit, wenn wir uns mit einem der Spiele identifizieren wollen, wenn wir den Ball vor uns hertreiben oder ihn im Tor fangen.

Ja, Fußball ist eben Teil unserer Entwicklung ganz persönlich und in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Wir sind frei, uns zu dem Ball und zu denen, die ihn treten, zu bekennen, ohne dass wir uns lächerlich machen. Für uns Menschen, und zwar für alle, ist Fußball trotz aller Gegnerschaften von Vereinen und Fußballnationen eine uns bindende Möglichkeit des grandiosen Erlebens von Körperlichkeit, Kampf und Versöhnung.

Die vom Museum vermittelte Sicht auf Fußball lässt Kriege unter Menschen, Hass, Rassismus, Erniedrigung und Intoleranz absurd erscheinen. Ich wünsche mir, dass viele Menschen Gelegenheit haben, sich dessen im Fußballmuseum Dortmund zu vergewissern.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Johnny Appleseed

Wenn wir nur einige wenige Apfelbäume pflanzen, können wir bald einen köstlichen Apfelkuchen essen. Das ist die Botschaft von Johnny Appleseed!

Es handelt sich hierbei um eine der anrührendsten Sagen der Vereinigten Staaten. Johnny Appleseed versteht sich mit Menschen und Tieren, aber vor allem pflanzt er Apfelbäume und erfährt, was man alles Leckeres aus Äpfeln zubereiten kann, von apple tart bis Saft. Diese Geschichte zeugt vom Entdeckungsdrang des Menschen, der westwärts zieht in unbekannte wilde Gebiete, der aber auch Verantwortung übernimmt für seine Umwelt, für Mensch und Tier und sich selbst. So beinhaltet „Johnny Appleseed“ nicht nur eine Botschaft, die typisch amerikanisch ist, sondern auch Anleitung für innovatives Handeln weltweit sein kann und auch sein muss.

Wir müssen aufbrechen in eine neue Welt, nicht nur unser Verhalten schulen, sondern auch unsere Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber Dingen, die uns bisher deshalb verschlossen geblieben sind, weil wir uns nicht öffnen wollten.

Die Anleitung zum Handeln erarbeiten wir uns durch Aufgeschlossenheit gegenüber der Welt, die Wahrnehmung von akzeptablem und nicht akzeptablem Verhalten in allen Regionen dieser Erde. Durch den Vergleich von Verhalten und Möglichkeiten festigen wir unsere Überzeugung, die uns befähigt, tatsächlich etwas zu ändern. Nur, wenn grenzenlos denken, ist auch unser Geben und Nehmen nicht begrenzt. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass jede Erschütterung im letzten Winkel dieser Erde Auswirkungen auf unser Verhalten hat.

So ist Johnny Appleseed eine Hinführung zu einer Weltordnung, die die Merkmale ihrer Verbesserungsfähigkeit, als prozessuales Verhalten, in sich birgt. Junge Menschen sollen durch die Welt ziehen, um sie mit neuen Augen kennen zu lernen, die sich nicht nur an Erfahrungen, sondern an der Lust des Ausprobierens orientiert. Wenn unsere Kinder und Jugendlichen zunächst auch nur wenige Apfelbäume pflanzen, so können sie uns doch bald dazu einladen, einen köstlichen Apfelkuchen zu essen. Das ist die hoffnungsfrohe Botschaft von Johnny Appleseed. Geben wir uns also – auch um unser selbst Willen – einen Ruck und packen wir es gemeinsam an. Ich bin hungrig auf den Kuchen nach dem ersten Rezept. Aber natürlich mit Sahne.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Vertrauen

Vertrau mir! Auf allen Kanälen wird um Vertrauen geworben. Vertrauen in die Politik, in die Währung und sogar ins Internet. Vertrau mir! Das ist das mit Erwartungen verbundene Mantra unserer Gesellschaft. Ist das aber so einfach?

Derjenige, der vertraut, hat aufgrund konkreter Verabredungen die Überzeugung, dass das Vorgestellte sich auch erfüllt. Vertrauen basiert also nicht auf Mutmaßungen und vagen Erwartungshaltungen, sondern folgt konkreten, strukturierten, erfassbaren Gegebenheiten. Das auf dem Markt und in den Medien eingeworbene Vertrauen basiert in der Regel aber nicht auf Fakten, ist nicht strukturiert und auch nicht spezifiziert, obwohl jeder Adressat dieses Werbens sich angesprochen fühlen soll.

Es gibt ohnehin kein allgemeines „Vertrauen“, sondern nur spezifisches Vertrauen. Es gibt ein Vertrauen des Gebers und ein Vertrauen des Nehmers. Das Vertrauen des Gebers basiert auf der eigenen Einschätzung der Umstände einschließlich des Risikos, im eigenen Vertrauen getäuscht zu werden. Der Vertrauensbruch hat dann auch keine unüberwindbaren Konsequenzen, sondern führt allenfalls zur Veränderung des eigenen Verhaltens und Anpassung an neu zu beurteilende Umstände. Die Erwartungshaltung des Adressaten eingeworbenen Vertrauens ist dagegen ganz anders strukturiert.

Die Erwartungshaltung ist weit verletzlicher, gefühlsbetont und ohne Berücksichtigung des Scheiterns. Die Vertrauensbekundung des Empfängers korrespondiert allerdings mit Misstrauen und lässt es so zu, dass all das, was noch kurz zuvor für richtig empfunden wurde, bei Gefährdung des Vertrauens nun als abwegig behandelt wird. Das Misstrauen mag nicht gerechtfertigt sein, bemächtigt sich aber, obwohl es nicht faktengestützt ist, des Empfängers einer Botschaft. Daher wäre es sinnvoll, vom inflatinonären Gebrauch des Begriffes „Vertrauen“ abzusehen und vielmehr die konkrete Basis des Vertrauens so zu strukturieren, dass auch der Empfänger entsprechender Verlautbarungen sich darauf verlassen kann. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Das ist gut gesagt, aber in der Wirklichkeit nicht zu meistern. Die Kontrolle versagt an den Möglichkeiten des eigenen Beurteilens und Eingreifens, zumindest in der Regel. Daher sollte von Vertrauen nur dann die Rede sein, wenn man sich darauf verlassen kann und der Missbrauch des Vertrauens nicht nur mit Konsequenzen bedroht wird, sondern diese im Falle des Missbrauchs auch umgesetzt werden.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski