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Menschheitsrätsel

Wer ahnt, empfindet, grübelt, denkt und handelt für und mit uns? Welche Gründe, Maßstäbe und Ziele sind dabei ausschlaggebend? Geschieht dieser Prozess kohärent und in Konkordanz zu unseren Erwartungen unter Berücksichtigung konkreter stofflicher Vorgaben nur in einem menschlich definierten physischen Raum oder werden auch transzendente Sphären mit einbezogen? Wie ist es um den ideellen und den materiellen Nutzen der Unternehmungen bestellt?

Die initialen Spekulationen eröffnen zunächst einen Bereich, der uns gleichsam aber verschlossen bleibt, wir erahnen nur eine nicht begreifbare Ordnung, die sich in ihrer Funktionalität als Künderin einer möglicherweise in ihr wohnenden, aber nicht erschließbaren Kraft darstellt. Was sich unserem Begreifen entzieht, ist dennoch einem Sinn zuzuordnen, dessen Orientierungskraft sich erahnen lässt, obwohl wir mangels geeigneter Beschreibungsmöglichkeiten auf eine Definition des Erfahrenen verzichten müssen.

Wo ist hier der Nutzen des Erforschens für uns? Welche Einsichten werden trotz unserer Ahnungslosigkeit hervorgebracht? Da uns sich das Totale trotz des Urknalls nicht offenbart, könnte es dann sein, dass Anfang und Ende sich darin abschließend gebildet haben? Die im Urknall geborgene Kraft hat unsere Anschauung von Allem initial geformt. So versucht der Mensch etwas so oder so zu beschreiben, welches je nach Tagesform und Einstellung geeignet sein könnte, seine Existenz und alles andere zu rechtfertigen oder zumindest plausibel erscheinen zu lassen.

Jedenfalls ermöglicht die Exegese ungebundener Anschauungen eine doch recht große Variation unbekümmerter Betrachtungen, zumindest soweit die sprachlichen Möglichkeiten und die Fähigkeit, diese zu artikulieren, reichen. Das ist doch wohl Blödsinn in einer leicht vermittelbaren Form, oder?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Zettelkasten

Erinnern Sie sich noch? Früher hatten manche von uns Zettelkästen. Auf jedem Zettel standen Stich- oder Merkworte. Diese Zettelkästen sind etwas aus der Mode gekommen. Es gibt aber virtuelle Zettelkästen. In meinem zum Beispiel könnte nichts geordnet sein. Es herrscht ein großes Durcheinander. Das ist von mir so gewollt. Dort sind zum Beispiel Zettel des Mutes und solche der Verzweiflung abgelegt. Zettel des Protestes und des Scheiterns liegen beieinander, Ruhe und Sturm, Seite an Seite.

Zuweilen schüttle ich mein Kästchen, so dass die Begriffe wild durcheinanderstieben. Dann legen sie sich wieder und bilden neue Paare. Unter dem Zettel Deutschland ist der Zettel Antarktis zu erkennen und unter dem Zettel Gummibärchen ein Zettel Diabetes. Das ist natürlich reiner Zufall, gibt mir aber Gelegenheit, Übereinstimmungen und Zusammenhänge auch dort wahrzunehmen, wo sie mir nicht von vornherein plausibel erscheinen müssen.

Mein umfangreicher Zettelkasten eröffnet mir virtuose Denkangebote, die ich annehmen kann, aber nicht unbedingt muss. Mein Zettelkasten enthält beileibe keine Wahrheiten, sondern bietet wie jeder reale Zettelkasten ausschließlich Stichworte für meine Versuche, etwas zu ergründen, was mir Einsichten erlaubt, vorbei an üblichen logischen Denkbahnen. So schüttle und schüttle ich meinen Zettelkasten, denn nur er eröffnet mir Möglichkeiten, die mir konsequentes und lineares Denken nicht erlauben können. Ich erfahre Dank meines Zettelkastens die ganze Komplexität meiner kleinen Welt, die unser aller Große ist.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski