Ruck

Wir alle kennen dieses Bild. Ein Mensch kauert auf dem Boden. Er erhebt sich, streckt sich und geht los. Vielfältig ist dieses Bild abgedruckt, z. B. auf T-Shirts und Stickern. Diese Bildsequenz zeigt die Entwicklung des Menschen. Er hat sich einen Ruck gegeben. Jetzt geht er los und bewältigt sämtliche Etappen seines Lebens, angefangen von der Geburt, bis ins hohe Alter und schließlich zum Tod.

Grob einteilen lassen sich die Lebensabschnitte in frühkindliche Ausbildung und Entwicklung, die wesentlich durch die Eltern mitbestimmt wird, in die schulische Ausbildung, die es dem Kind erlaubt, seine vielfältigen Talente virtuos zu nutzen, in die handwerkliche oder universitäre Ausbildung, die vervollkommnen soll, was zuvor angelegt worden ist. Der Mensch wird in die Lage versetzt, ein Beruf zu erlernen und diesen gewinnbringend für sich, seine Familie und die Gemeinschaft auszuüben. In dieser Phase ist das Fundament für die familiäre Weiterentwicklung gelegt. Sie trägt zur Stabilität unserer Gemeinschaft bei.

Später verabschiedet sich der Mensch aus einem Teil seiner beruflichen Möglichkeiten, um desto mehr seine Fähigkeiten in andere Bereiche, die persönlich oder auch Gemeinschaft stiftend geprägt sind, einzubringen. Und schließlich bereitet er sich auf den Abschied vom Leben vor und betrachtet seinen Nachlass an seelischen, geistigen und materiellen Möglichkeiten.

In allen Phasen seines Lebens liegt es am Menschen, ob er sich einen Ruck geben oder sich lieber hinsetzen und zusammenkauern will. Es ist so wie verloren sein im tiefen Schnee. Hat einen Wanderer die Lust übermannt, sich auszuruhen, und er legt sich hin – wie er hofft, nur für eine kurze Zeit in das Schneebett –, schläft er ein, erstarrt in der Kälte und wacht nie wieder auf. Der Mensch sollte der Verlockung seiner Immobilität widerstehen und auf den Spielfeldern des Lebens weiterrücken, seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechend. Dabei ist es durchaus richtig, gelegentlich zu pausieren, innezuhalten und nachzudenken, welcher Schritt als nächster gewählt werden sollte. Es ist oft schwierig, denjenigen, die Barrikaden setzen oder den Menschen vom rechten Weg abbringen wollen, zu widerstehen. Aber, so sagt der Volksmund, der ja immer recht hat: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es hängt also von uns selbst ab, welchen Weg wir einschlagen wollen und mit welcher Beharrlichkeit wir unser Ziel verfolgen.

Die Ruck – Stiftung des Aufbruchs will Begleiter auf diesem Weg sein, und zwar beginnend mit der frühkindlichen Phase bis zur Lebensendphase des Menschen. Begleiter und Ratgeber zu sein bedeutet, Menschen bei richtigen Entscheidungen zu bestärken und Beispiele dafür zu geben, wie Lebenssituationen erweitert bzw. verbessert werden können. Die frühkindliche Bildung liegt uns am Herzen. Schon pränatal begleiten wir Eltern dabei, sich auf die Werte des Lebens, auf das kommende Kind vorzubereiten. Wir wollen Eltern dabei unterstützen, die Sprachkompetenzen ihres Kindes von Anfang an zu fördern, und zwar durch Singen und Erzählen. Wenn das Kind da ist, untersuchen wir gemeinsam mit den Eltern die frühkindlichen Ernährungsgewohnheiten und beleben die frühkindliche Kreativität. Schritt für Schritt begleiten wir Eltern bei dem Entwicklungsprozess ihrer Kinder zunächst zu Hause, dann im Kindergarten und in der Schule. Themen wie Überforderung der Kinder, welche auf Unterforderung beruht, liegen uns dabei genauso am Herzen wie Fragen der Gewaltprävention und Eingliederung von Kindern mit unterschiedlichen familiären Hintergründen in ein Ausbildungssystem, welches die Vielfältigkeit der kindlichen Begabungen erhält und verstärkt. Auf dem Weg des jungen Menschen in die Erwachsenengemeinschaft vermitteln wir Begleiter, die den Einstieg erleichtern und Perspektiven eröffnen für neue Entwicklungsphasen, bis hin zur universitären Ausbildung. Gemäß des dem Volksmund abgehörten Zitats, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, ist die Ruck – Stiftung des Aufbruchs auch wachsamer Begleiter während des gesamten Erwerbsprozesses des Menschen, versucht, ihm seine Angst vor Entscheidungen zu nehmen, die nicht rein ökonomisch bestimmt sind, und bestärkt ihn in seiner beständigen Suche nach einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen wirtschaftlichem Erhaltungs- und sozialem Gemeinsinn. Das Leben des Menschen ist eine lange, wunderbare Veranstaltung und endet nicht, wenn dieser das Rentenalter erreicht. Es eröffnet vielmehr neue Phasen der Zuwendung im eigenen familiären Umfeld, wie auch in der Gesellschaft insgesamt. Dem Leben einen Sinn zu geben und diesen Sinn zu erhalten, ist eine ständige freudvolle Selbstermutigung, die sich im Programm wie „55+“ niederschlägt, welches die Ruck – Stiftung des Aufbruchs auch angeboten hat. Dem Menschen schließlich ein Andenken auf ihrer Webseite durch Veröffentlichungen zu bewahren, ist eine weitere Bereitschaft der Ruck – Stiftung des Aufbruchs. Damit schließt sich der Kreis, denn das Ruhen ist der Beginn des Rasens, wie der berühmte Kommunikationswissenschaftler Professor Dovifat einmal formuliert hat.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski