Stellen wir uns das Leben für einen Augenblick als eine lange, prägende und geprägte Erlebnisspur vor. Irgendwann habe ich gehört, dass vor langer Zeit, die ich nicht an Millionen oder gar Milliarden Jahren festmachen kann, ein anderer Planet die Erde berührt hat und durch den Austausch von Entwicklungsbausteinen das Leben auf Erde entstand. Gehört habe ich auch, dass die Erde überhaupt ein Abfallprodukt eines anderen Planten sei. Dieser Planet habe sich wieder aufgemacht in die Weite des Raumes. Vielleicht liege er aber auch ganz versteckt in unserer Nähe, nicht sichtbar, gut verhüllt durch Sternennebel oder ein gigantisches schwarzes Loch? Hawking spricht von der Parallelwelt, die sich uns Menschen auftut, in der alles Leben gleichsam spiegelbildlich abgebildet sei, nur zeitlich so versetzt, dass das Parallele sich mit dem Eigentlichen identifizieren lasse und umgekehrt. Alles Spinnerei? Vielleicht. Bemerkenswert ist aber, dass die menschliche Erkenntnis auf der Erfahrung beruht. Leonardo da Vinci hat Fluggeräte erfunden, weil er sie bereits gekannt hat. Der Plan war bereits in ihm angelegt, bevor er seine Visionen hatte. Auch Weltraumflüge basieren auf vorhandenem Wissen. Alle Kulturen berichten von einer Begegnung. Diese Begegnung wird oft naiv beschrieben, wie Landespuren von Weltraumfähren im aztekischen Hochland.
Die gesamte Weltkultur beruht auf der Erfahrung von Himmel und Erde, von Göttern oder von einem Gott, der oben wohne, mit der Welt und seinen Geschöpfen korrespondiere. So wird die Erfahrung wachgehalten. Diese Erfahrung beruht auf einem Urerleben, welches festgeschrieben ist in unserer Lebensmatrix. Sie erwartet die Wiederkehr des Lebensschöpfers als Vollendung der Einheit bzw. ist geprägt vom Verlust des einen, das nach dem anderen ständig strebt, trotz aller verwirrenden religiösen Überhöhung. Das Yin- und Yang-Muster tragen wir offenbar in uns, deshalb ist Gott oder wie auch immer wir das andere bezeichnen, keine Ausgeburt unserer Fantasie, sondern eine gewesene und kommende Realität. Wir alle sind Zeugen dieser Realität, weil wir das Muster in uns tragen. Dem einen oder anderen ist dies stärker bewusst. Darauf kommt es aber nicht an. Er ist. Alles ist immer da, nur etwas verrückt. Wechseln wir die Räume, bleibt doch die Ahnung. Pocahontas kannte Captain Smith, bevor er tatsächlich bei ihr anlangte. Durch seine Ankunft fand sie sich nur in ihrer Ahnung bestätigt. Das Licht ihres Lebens, die glänzende Rüstung.
Es blieb ihr das aus Sehnsucht entwickelte Staunen. Auch Captain Smith wusste, dass er bei ihr ankommen musste. Er barg das Streben nach Zusammenführung, die Überwindung der Trennung in sich. Allegorien sind aber nur Beispiele, nicht die ganze Erfahrung. Sie hält die Erinnerung an die Mächtigkeit der Schöpfung wach, sie kann auf Wunder verzichten.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski