Der Mensch an sich ist gesund und nicht krank. Daher beschäftigt sich die Studie in erster Linie damit, wie der Mensch sich als gesundes Wesen erkennt und seine Gesundheit erhält, aber im Weiteren auch damit, was er tun muss, eine etwaige Krankheit zu überwinden. Der gesunde Mensch, der nicht aktiv daran mitwirkt, seine Gesundheit zu erhalten, sondern die Bereitschaft zur Krankheit hat, ist eine Belastung für unsere Gesellschaft im gleichen Maße wie der kranke Mensch, der seine Krankheit nicht mehr verlassen kann. Die Gründe hierfür sind vielfältig und beruhen oft auf Lebensenttäuschungen. Die daraus entstehenden finanziellen Belastungen lassen sich nicht nur finanziell auszudrücken, sondern gefährden insgesamt den Erhalt unserer solidarischen Gesellschaft. Für den Prozess des Krankwerdens gibt es Indi- katoren, die bereits pränatal beginnen, sich im Mutterleib fortsetzen und sozusagen als schwarzer Faden durchs Leben ziehen. U. a. sind dabei zu benennen:
- die ungewollte Schwangerschaft
- die psychische Verfassung der Mutter
- die körperliche Verfassung der Mutter
- die körperliche, emotionale und sprachliche Aufnahme des Neugeborenen
- die Ernährung des Kleinkindes
- die häuslichen Verhältnisse
- die schulischen Verhältnisse
- Nahrung und Umwelt im Allgemeinen
- Bildung und Lebenseinstellung
- Arbeit und Freizeit
- Erholung und Ausgleich
- Erkenntnis und Inspiration.
Die vorgenannte Liste ist erweiterbar. Schwerlich lassen sich sämtliche die Gesundheit gefährdenden Umstände aus dem Leben eliminieren, jedoch besteht die Chance, diese Umstände zu erkennen und bewusst mit ihnen umzugehen. Im Mittelpunkt steht dabei der verantwortliche Mensch, der erkennt, dass er für seinen Geist, seinen Sinn und seinen Körper eine eigene Verantwortung trägt und diese nicht Dritten, geschweige denn der Gesellschaft, überlassen darf. Auch ist die Gesellschaft nicht verpflichtet, für ihn etwas zu tun, sondern er gibt, damit ihm auch gegeben wird.
Dabei geht es nicht um Geldopfer, sondern die Bereitschaft, füreinander einzustehen, mitzuhelfen, dass die Gefährdung Anderer und die eigene Gefährdung sich in Grenzen halten.
Die Bewahrung der Gesundheit ist erlernbar, aber auch Staat, Versicherungen und die Gemeinschaft insgesamt müssen ihre Strategien überprüfen, wie sie dem krank werdenden bzw. in der Krankheit gefangenen Menschen helfen können, in das gesunde Leben wieder zurückzufinden. Es sind nicht in erster Linie nur technische oder finanzielle Probleme, sondern strategische Überlegungen, die darauf gerichtet sind, Anreize dafür zu schaffen, dass der Mensch erfährt, dass sich seine Gesundheit für ihn lohnt. Dies ist nicht nur im Sinne von Gesundheitsprämien gedacht, sondern vor allem ideell in dem Sinne, dass dem Menschen sein Lebensreichtum als gesunder Mensch in der Gesellschaft mehr bewusst wird, als dies bisher geschieht. Der kranke Mensch ist nicht das Opfer dieser Überlegungen, sondern ihm gelten alle Bemühungen, ihn in die Gemeinschaft der Gesunden zurückzuführen und ihn auch dort zu halten. Dies sollte gleichermaßen auf körperlichem, spirituellem und emotionalem Gebiete geschehen.
Aspekte, die bei der Gesundung und Gesundhaltung des Menschen eine Rolle spielen:
- Ferien vom Ich
- Essen und Trinken
- Genuss
- Unterhaltung/Zerstreuung
- Arbeit und Freizeit
- der Mensch in der Erkenntnis seines Körpers
- der Mensch als spirituelles Wesen
- heilen und sich selbst heilen
- Bildungschancen
- Zukunftschancen.
Auch der an sich selbstbewusste Mensch ist vor Krankheit nicht gefeit. Hat er aber die Möglichkeiten für sich entdeckt, selbst etwas zur Überwindung seiner Krankheiten zu tun, so belastet er die Gemeinschaft nicht mit einem passiven Verhalten, sondern schafft aktive Beiträge, die die Gemeinschaft entlasten.
Auf dem institutionellen Sektor ist insbesondere die Versicherungsmentalität dazu angetan, Passivität zu fördern. Dem Menschen, der sich Krankheitserfassungseinrichtungen ausliefert, wird leider eher geholfen, als demjenigen Menschen, der von vornherein auf seiner Gesundheit beharrt. Eine Entlastung unseres Staates und der gesamten Gesellschaft könnte dadurch eintreten, dass das tradiert einseitige Bild der mildtätigen Hilfe ersetzt wird durch eine kompetente und am Menschen orientierte Dienstleistungs-bereitschaft. Damit würde der Kranke aus seiner Opferrolle entlassen und hätte Gelegenheit, würdevoll, aktiv und partnerschaftlich an seiner Gesundheit mitzuwirken. In Krankenhäusern, Pflegeheimen und dergleichen darf der soziale Anspruch, den der Mensch außerhalb der Institution in seiner Gemeinschaft erlebt, in keiner Weise aufgehoben werden. Auch sollte sich dem kranken Menschen, wenn er zum Arzt oder einer anderen Institution geht, nicht der Eindruck vermitteln er sei jetzt bei der Obrigkeit und sonst nur Objekt des Heilungsprozesses. Auch der kranke Mensch steht immer verantwortlich im Mittelpunkt. Er verdient Respekt und soll die Möglichkeit erfahren, sich selbst zu respektieren, seine Aura zu erhalten. Nur so kann auch der Heilungsprozess stimuliert werden und der Mensch erfahren, dass es für ihn keinen sozialen und persönlichen Vorteil darstellt, krank zu sein.
Begleitend darf im Gesundheitswesen in keiner Weise beim Menschen eingespart werden, weder bei den heilenden Methoden der Ärzte, sei es in konventioneller oder alternativer Sicht noch bei unseren Einrichtungen. Krankenhäuser sind keine Bewahranstalten, sondern Kranke müssen ihre körperliche und soziale Pflege zumindest auf dem Niveau eines 3- bis 4-Sterne-Hotels erfahren. Kranke sollen dazu angeleitet werden, sich selbst zu helfen und dies nicht nur dem Apparat zu überlassen. Der Verschwendung in Krankenhäusern ist Einhalt zu gebieten. Diese sind augenblicklich strukturell bedingt und beruhen neben anderen Faktoren im Wesentlichen auf staatlicher Einflussnahme und der Unfähigkeit von Körperschaften des öffentlichen Rechts, den Markt und seine Wettbewerbsbedingungen als gesund- heitsfördernd zu begreifen. Statt flächendeckender Subventionen müssten die wirtschaftlichen Möglichkeiten von Kranken- und Pflegeeinrichtungen evaluiert werden.
Das System der Krankenversicherung ist ernsthaft zu überprüfen, auch unter dem Aspekt, dass derjenige, der Versicherungsbeiträge bezahlt aufgrund seiner am Warenaustausch orientierten Sichtweise auch etwas dafür haben will. Derjenige, der keinerlei Beiträge zur Krankenversicherung erbringt, wird die Fürsorge möglicherweise auch in Anspruch nehmen, jedoch ist sein Umsetzungswille unter dem Aspekt persönlicher Gerechtigkeit stark eingeschränkt. Richtig wäre es daher, dass unsere Gemeinschaft die Grundsicherung für die Krankheitsfürsorge erbringt und jeder Einzelne berechtigt ist, einen Aufstockungsbeitrag über eine Eigenversicherung abzudecken. Die Grundlast könnte so ein Steuerbestandteil sein, der in eine nationale Gesundheitsstiftung eingeführt wird, in der auch Erträge erwirtschaftet werden können. Private Beteiligungen an dieser Stiftung mit dem Ziele der Stärkung einzelner Disziplinen könnten steuerwirksam einsetzen, aber auch ein Präventionsprogramm aufgebaut werden. Im Umfeld der Stiftung sind im Übrigen eine Fülle von Institutionen denkbar, deren Reiz darin besteht, zusätzliches Kapital der Stiftung und ihren Verpflichtungen zuzuführen.
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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski