Archiv für den Monat: August 2014

Verteilungskampf

Wir folgen Regeln, deren archaischer Bedeutung wir uns oft nicht bewusst sind. Die Jagd, das Opfer stellen, schneller, besser, erfolgreicher sein – aber auch klüger? Es ist bemerkenswert, dass bei der Werterfassung unserer Güter Sachverstand und Integrität und die Fähigkeit, diese auch nutzbringend einzusetzen, weniger zählen als Geld. Um das Geld dreht es sich im eigentlichen Sinne. Alles ist uns gleichgültig, es geht ums Ganze, es geht ums Geld. Das Geld ist das Bärenfell, welches verteilt wird. Der Verteilungskampf im Leben der Menschen hat in Ermangelung anderer Ressourcen mit Geld zu tun. Geld dient dem Fortschritt. Dies haben wir so verabredet. Warum haben wir das getan? Es gibt keine abschließend vernünftige Erklärung, sondern nur den Hinweis darauf, dass Geld nicht stinkt. Es bleibt in seiner Reinheit erhalten, auch wenn wir es durch Spekulation, durch Manipulation oder auf andere Art und Weise Anderen abgetrotzt haben. Bemerkenswerterweise ist in dem Wort „verdienen“ auch enthalten, dass man dienen muss, um das Ergebnis seiner Bemühungen, also den Verdienst zu erhalten. Jeder, der sich allerdings nicht verdient gemacht hat um das Geld, erwirbt es auf Kosten anderer, d. h. andere müssen dafür dienen, dass er das Geld hat. Nicht die moralische Bewertung dieses Vorganges ist dabei besonders beachtlich, sondern das Paradoxon, dass in unserer Gesellschaft der Spekulant einen entschieden höheren Stellenwert hat, als derjenige, der das Geld mit harter Arbeit verdient. Ist es Ironie, dass oft der Sieger nicht nur bewundert wird, sondern es sich sogar leisten kann, als Wohltäter aufzutreten? Überhaupt nicht! Der Verteilungskampf ist ein System, das uns stets in Bewegung hält – des Fortschritts wegen.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Sicherheit

Unser Bedürfnis nach Sicherheit ist gigantisch. Es kann durchaus sein, dass dieses Sicherheitsbedürfnis dem Menschen angeboren ist. Es ist aber auch erwägenswert, zu prüfen, ob unser Sicherheitsbedürfnis nicht etwa darauf beruht, dass wir, nachdem wir festgestellt haben, dass Selbstverwirklichungswille und -möglichkeiten weit auseinander klaffen, uns mit dem System arrangieren, also fügen. Sicherheit bedeuten die Eltern, Sicherheit bedeutet der gleiche Bezirk, die gleichen Freunde, die gleiche Schule, der spätere Arbeitsplatz, das Häuschen im Grünen, die Vorsorge mit Lebensversicherungen, Sparbeträgen und Rentenversprechen. Sicherheit korrespondiert mit Wohlverhalten. Wir verhalten uns so, wie es von uns erwartet wird. Wir zahlen Steuern, wir konsumieren, wir warten bei Behörden, wir mucken weder gegen Lehrer noch möglichst gegen Dienstvorgesetzte auf. Von der Wiege bis zur Bahre haben wir uns mit dem Leben durch Unauffälligkeit arrangiert. Offenbar stellt die Sicherheit ein großes Potenzial dar. Sie wird geprägt durch die Politik und verteidigt unser Gemeinwesen durch ihre Bereitschaft, sich mit allem zu arrangieren, was den Sicherheitsgedanken nicht belastet.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Worauf beruht diese Gleichgültigkeit?

Es könnte sein, dass sich der Mensch rächen möchte an seiner Existenz. Natürlich kann nicht geleugnet werden, dass der Mensch auch genetisch bestimmt ist, d. h. bestimmte Anlagen in ihm vorhanden sind, die seinen Charakter, seine Verhaltensweise auf diese oder jene Art prägen. Ein Verhalten, welches nicht nur artgebunden ist und allgemein zu völlig unterschiedlichen Lebenserfahrungen führen muss. Möglicherweise ist es aber auch so, dass bereits in den Genen das Misstrauen, der Argwohn und/oder auch die Unbekümmertheit einer großen Lebenserwartung transportiert werden. Dem Kleinkind ist anzumerken, dass es auf sein Dasein besteht und auf seine Umwelt und deren Verhalten reagiert durch Lachen, Weinen oder Schreien. Das Kind ist da, geplant oder ungeplant, gewollt oder ungewollt, geliebt oder nicht geliebt: Es besteht auf seine Anwesenheit. Wenn wir uns vorstellen, dass das Kind auf alles wartet, aber noch nichts versprochen ist, vermag man den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit unmittelbar zu erkennen. Der junge Mensch tritt auf und behauptet seinen Anspruch auf Leben und Verwirklichung. Mit seiner Wachheit beginnt für den jungen Menschen sein eigenes Leben, so als hätten die anderen Leben zuvor niemals existiert. Diese Erwartungshaltung provoziert ein katastrophales Missverständnis. Der junge Mensch begegnet einer müden Welt, die sich abgearbeitet hat an geschichtlicher Schuld, an persönlichem Versagen, an Umwelt-belastungen, an Vorschriften und Regularien, an Einschränkungen und Entbehrungen, Hunger und Durst, an Arm und Reich, an Schön und weniger Schön, an Liebe und Gefühllosigkeit, an Erotik, Sex und schließlich sozusagen über allem: Geld. Konfrontiert mit Lebensentwürfen, die von den vorgenannten Merkmalen geprägt worden sind, erhält der junge Mensch, sozusagen als Survival-Kit ein Handbuch, in dem umfassend und detailliert beschrieben eigentlich nur ein einziger Satz steht: Friss oder stirb! Die Brutalität, mit der das verfasste Leben auf den jungen Menschen einwirkt, prägt ihn, macht ihn misstrauisch, habgierig, falsch, wendig aber auch atemlos, depressiv und bald genauso erschöpft und gleichgültig wie alle Anderen auch in unserer Gesellschaft. Natürlich gibt es Revolten, den Protest gegen die Unerbittlichkeit des vorgefundenen Seins, der sich ausdrückt in jugendlichen Ritualen, Sprachverhalten und ganz generell in der Ablehnung und Abwehr Erwachsener. Doch helfen kann dies angesichts der mächtigen Strukturen und des abgebrühten Verhaltens vieler Menschen wenig. Nimmt das Verhalten der Jugendlichen exzessive Züge an, landen sie im Gefängnis, sind arbeitslos und ausgegrenzt. Die gesellschaftliche Norm unseres Lebens ist die Erwachsenenwelt, an der sich alle messen lassen müssen. Die Erwachsenenwelt bestimmt, was jugendlich ist, was kindlich, was sich im Alter gehört. Die Erwachsenenwelt definiert den Lifestyle. Dies soll an ein paar Beispielen festgemacht werden:

ƒMedien. Ich bin ein Star, holt mich hier raus!
Dem Menschen kann es nicht verwehrt sein, selbst die ekligsten Sachen über sich ergehen zu lassen, wenn es ihm Freude macht. Es ist aber nicht die Freude, die dem Spiel innewohnt, sondern der verzweifelte Versuch der Selbstbehauptung des Menschen, in einer anonymen und gleichgültigen Welt.

„Ich werde gesehen, also bin ich.“ Dieses Format gilt selbstverständlich nicht nur für Prominente, die konsequent zu Talkshows wallfahren, sondern auch für Nachmittags-Talksoaps mit „Hinz und Kunz“. Trotz aller Fragwürdigkeit und Beliebigkeit aller an solchen Veranstaltungen Beteiligten bleibt der Eindruck, dass wir uns alle, Probanden und Zuschauer, in diesen Minuten medialer Begegnung näher kommen, miteinander verwandt sind. „Ich werde gesehen, also bin ich.“ Ich darf ihn/sie sehen, also bin auch ich einbezogen. Die mediale Zwiesprache ist selten auf Distanz angelegt, sondern auf Nähe. Die Sängerin singt nur für den einsamen Zuschauer, der Koch kocht nur für die erlebnisbereite Hausfrau etc. Natürlich wissen wir, dass dies in der Wirklichkeit nicht so ist. Wenn wir aber, was uns ja empfohlen wird, die Realität ausblenden, dann ist es so, wie es gesagt wird. Wir sind nicht mehr ganz so alleine und fühlen uns sicherer durch diese gemeinsam erlebte Orientierung.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

III. ASPEKT „DER EIGENE WEG“

Vor, zurück und seitwärts ran. Trotz energischer Bewegungen kommen wir nicht von der Stelle. Woran liegt das?

Die nachfolgenden Gedanken sollen beileibe keine umfassende Problemlösung anbieten, sondern durch Anregungen, manchmal auch nur durch Stichworte dazu beitragen, dass der Eine oder Andere, der sich angesprochen fühlt, seine eigene Einstellung überprüft und so frei ist, etwas neu zu gestalten. Vielleicht wächst insgesamt die Neugierde, stellt sich Lebensfreude ein oder sogar die Bereitschaft mitzumachen, anderen Freude zu schenken. Das Leben ist eine wunderbare Veranstaltung, so einmalig und kostbar, dass überhaupt nicht zu verstehen ist, dass es Menschen gibt, die völlig sorglos auf Kosten Anderer und ihrer selbst damit umgehen. Es gibt kein Recht, Andere zu bevormunden, aber ein Recht, möglicherweise sogar eine Verpflichtung, Anderen zu helfen, auf Fehler hinzuweisen und sie sogar in den Arm zu nehmen, um sie ein Stück Weg zu begleiten. Die Last des Anderen mit zu tragen bedeutet keineswegs, unter der Last des Anderen und seinen Problemen zusammenzubrechen, sondern das Gefühl zu vermitteln, dass der Andere nicht alleine ist. Jeder Mensch ist Zeit seines Lebens auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Das Bewusstsein davon ist allerdings kaum vorhanden. Schnell werden die Hilflosigkeit des Säuglings und Kleinkinds vergessen, auf die Ich-Stärke und Durchsetzungsfähigkeit in der Jugend vertraut und die Hilflosigkeit, die Einsamkeit und die Gebrechlichkeit des Alters verdrängt.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

8. Projekte der Ruck-Stiftung

Projektvorschläge der Ruck – Stiftung des Aufbruchs zu vorgenannten Überlegungen befinden sich u. a. unter www.ruck-stiftung.de oder in einem gesonderten Projektordner der Ruck- Stiftung des Aufbruchs. Einige Projektvorschläge lauten:

•      Ferien vom Ich
•      Heilen und Leben

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Ernsthaftigkeit

„Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“ (Schiller, Wallensteins Lager, Prolog).

Eine verworrene Behauptung, wenn man von der Kunst als etwas Leichtsinnigem ausgehen sollte. Sie ist es nicht. Vielmehr ist die Kunst ein Beispiel für Leben, an dem wir uns orientieren sollten. Ihre Heiterkeit entspringt dem Ernst der Tätigkeit. Der Künstler nimmt das Leben in der Regel nicht unter der Überschrift: „Eigenichpflege“ wahr. Ohne wirklich heiter zu sein, haben aber viele Menschen die Neigung, ihr Leben als einen Witz zu begreifen, über den ständig gelacht werden muss. Sie sind „reif für die Insel“, vergnügen sich an der trivialsten Fernsehunterhaltung und verwöhnen sich pausenlos. Es entspringt ihrer Wahlfreiheit, auch wenn sie sich dadurch zum Gespött machen. Nicht zum Gespött der anderen Leute, mit denen sie sich sozial untergehakt haben, sondern zum Gespött ihres eigenen, noch nicht vollendeten Ichs.

Schwer mag dann im Leben wiegen, nicht alles zu haben, schwer das eigene Versagen in Familie und Beruf, schwer vor sich selbst noch jeden Tag zu bestehen. Aber jeder Mensch hat eine Würde, die er zu fassen bekommt, wenn er sich ihrer in allem Ernst bewusst geworden ist. Die Kraft der Ernsthaftigkeit, mit der wir unsere Tätigkeit verrichten, verändert die Wahrnehmung unseres Wesens durch Andere. Die Ernsthaftigkeit, mit der wir uns den Aufgaben stellen, führt dazu, dass wir Anerkennung erfahren und selbst die notwendigen Dinge weiter und geräuschlos erledigen. Darüber können wir uns mit anderen Menschen stets freuen, weil diese damit begonnen haben, uns wegen dieser Haltung zu respektieren und unserer Leistungsbereitschaft zu vertrauen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

7. Der heilende Mensch

Wenn wir bei unseren Betrachtungen Aspekte des Menschseins beleuchten, die uns nicht ohne Weiteres vertraut sind, so reagieren wir mit Skepsis und Argwohn. Dies ist wahrscheinlich schon deshalb gerechtfertigt, weil der Mensch bei seiner Entwicklung immer das „rechte Maß“ benötigt, d. h. uns die Kontrolle über alle Gedanken, Empfindungen und Handlungen erhalten bleiben muss. Wir neigen dazu, alles auszublenden, was wir nicht verstehen oder wofür uns die Zeit noch nicht reif genug erscheint. Dies zu ermessen, liegt oft außerhalb unserer Reichweite. Es gibt allerdings auch Erfahrungen, die wir einmal besaßen, verloren hatten und wahrscheinlich glauben, dass wir unsere Gründe hierfür hatten. Es liegt uns sehr viel daran, den Menschen als ein vernünftiges, ausgeglichen emotionales, funktionelles, also ganz und gar erfassbares Wesen zu beschreiben. Erfahrbar und erfassbar sollen auch die Kräfte des Menschen sein. In der Regel sind sie durch Sprache- und Gesten bestimmt und vermitteln sich unserem Bewusstsein als hinnehmbar. Anders verhält es sich mit Kräften, deren Ursache wir nicht ohne Weiteres einordnen können und deren Wirkung wir folglich auch bezweifeln. Dies ist zwar aufgrund des Sicherungsbedürfnisses des Menschen verständlich, aber korrekturbedürftig. Jeder Mensch verfügt über Kräfte, deren Bedeutung er nicht wahrhaben will, er sie daher individuell oder kollektiv unterdrückt bzw. aufgrund des angestammten Übungsverhaltens nicht mehr wahr- nehmen kann. Die Wahrnehmungsfähigkeit ist bei Menschen unterschiedlich. Der nicht ständig abgelenkte Mensch darf feststellen, dass die Konzentration seiner Kraft nicht nur sprachlich oder gestisch viel vermag, sondern auch in seinem Körper insgesamt wirkt. Dieser Mensch ist in der Lage, sich in einigen Aspekten selbst zu heilen, in dem er Kontakt mit sich, seinen Organen, seinen Schmerzstellen etc. aufnimmt. Diese Kraft, die nach innen wirkt, kann der Mensch auch einsetzen, um Andere zu heilen, sie über Gestik und Konzentration zu beeinflussen und ihnen dadurch Erleichterung zu verschaffen.

Die Existenz einer solchen Kraft habe ich vielfältig kennen gelernt. Sie ist kein Allzweckmittel bei jeder Form von Krankheiten und körperlichen Schwierigkeiten, schafft aber die Ultima Ratio jedes Selbstheilungsprozesses und schafft Vergnügen daran, Anderen zu helfen, ihre körperlichen Gebrechen zu überwinden.

Wir sollten beginnen, uns mehr zu vertrauen, unsere Fähigkeiten anzunehmen und Anderen auch dann zu helfen, wenn wir nichts dafür bekommen. Wenn das klar ist, werden wir auch nicht ständig von Ansprüchen strapaziert.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

6. Körperangst

Der Mensch ist im wahrsten Sinne des Wortes Zauberlehrling. Er kann mit dem, was er selbst schafft, nicht Schritt halten. Seine Kommunikationsfähigkeit, die auf der Sprache beruht, sein analytischer Verstand und seine kybernetische Befähigung lassen ihn Dinge erschaffen, die ihn an anderer Stelle seelisch, geistig und auch körperlich überfordern. Der Mensch kann mit sich selbst nicht Schritt halten. Er lebt in einer bizarren Welt des Anspruchs und der Behinderung, des großen Könnens und des Versagens. Alle diese auch sehr alltäglichen Erfahrungen bilden sich nicht nur im Verstand und in der Seele des Menschen ab, sondern selbstverständlich auch in seinem Körper. Der Körper muss die ungeheure Belastung, der der moderne Mensch ausgesetzt ist, verkraften. Er konditioniert sich darauf und schafft für unsere Leistungsfähigkeit Räume, die wir mit ehrgeiziger Arbeit, aber auch Ablenkung, Vergnügen, sportlichem Ehrgeiz und draufgängerischem Einsatz ausfüllen. Ob wir unseren Körper überfordern oder nicht, bekommen wir in aller Regel überhaupt nicht mit. Im größten „Stress“ signalisiert uns der Körper oft Wohlbefinden, schüttet Dopamin aus und lässt uns wunderbar agieren. Die Kehrseite all unseres Engagements ist aber Angst. Diese Angst ist nicht festzumachen an der Furcht vor einem konkreten Ereignis, sondern sie ist die Angst davor, dass wir nicht durchhalten, etwas Unerwartetes passiert, unser Körper uns im Stich lässt oder wir die Kontrolle über unsere spezifische Form des Lebens verlieren. Diese Angst, die fast jeder Mensch kennt, verspannt, verkürzt die Sehnen und Nerven und drückt sich insbesondere in diffusen Körperschmerzen aus. Diese Schmerzen bekämpfen wir in der Regel durch Medikamente, Spritzen, aber auch Physiotherapie und dergleichen mehr. Das ist verständlich, und prinzipiell ist auch nichts dagegen einzuwenden. Bedacht werden sollte aber auch für einen Moment, dass der Körper ein Ventil benötigt. Für den belasteten Menschen ist der Schmerz eine nicht wegzudenkende Erscheinung. Er wird immer wieder auftreten, und zwar an unterschiedlichen Stellen. „Ohne Schmerz kein Herz.“ Der Schmerz lenkt nicht nur ab, sondern schafft zusätzliche Fähigkeiten der Konzentration und des Verständnisses. „Ich leide, also bin ich.“ All dies klingt platt und manche könnten der Versuchung nicht widerstehen, darin auch eine Verhöhnung derjenigen Menschen zu sehen, die große Schmerzen erleiden müssen und sich kaum zu helfen wissen. Das ist aber nicht damit gemeint, sondern es geht um die Schmerzsignale, die der Körper aussendet, weil er seine Belastung aufzeigen will. Diese Signale sollten willkommen sein und die Gelegenheit eröffnen, sich mit der eigenen Situation und dem Schmerz auseinanderzusetzen, ihn gegebenenfalls dort zunächst zu belassen und die Ursachen zu ergründen. Diese Form des Schmerzes neigt zum Wandern, er ist aber nicht schlimm, sondern erinnert uns an unsere eigene Verletzlichkeit. Und das ist gut so.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

5. Krankheit zulassen

Der Körper, das unbekannte Wesen. Da sich der Mensch nicht mehr ganzheitlich begreift, ist ihm auch die Krankheit in ihrer Normalität fremd. Er empfindet sie als Bedrohung, feststellbar als körperliche Beschwerden. Diese sollen mittels Ärzten und Heilpraktikern möglichst schnell beseitigt werden. Der Körper soll nicht mehr stören. Damit er nicht mehr stört, bekommt er Mittel verabreicht, deren Wirkung wir nicht kennen. Sie sind uns in der Regel auch gleichgültig. Wichtig ist uns nur, dass die störende Empfindung beseitigt wird. Dabei vertrauen wir umfassend Medikamenten, gegebenenfalls auch solchen, die homöopathisch wirken, unserem Körper selbst aber schon deshalb nicht, weil er die Krankheit zugelassen anstatt sie verhindert hat. Also sei – so meinen wir – der Körper auch unfähig, für die Beseitigung des störenden Gefühls – der Krankheit – selbst zu sorgen. Ein verhängnisvoller Irrtum. Es ist selbstverständlich, dass der Körper zur Beseitigung schwerwiegender Krankheiten vielfältiger, manchmal auch medika-mentöser Unterstützung bedarf. Grundfalsch ist es dabei allerdings, die eigenen Abwehrkräfte des Körpers nicht in Betracht zu ziehen. Anstatt die Herausforderung anzunehmen und diese Kräfte zu aktivieren, werden sie durch die Art und Weise unseres Vorgehens geschwächt, neutralisiert und vor allem verhängnisvoll programmiert. Der Körper hat ein Langzeitgedächtnis. Wenn sich in die Erinnerung des Körpers einnistet, dass er überhaupt nicht selbst aktiv werden muss, wird er beim nächsten Krisenfall zwar wieder die Symptome anmelden, sich aber wie gewohnt passiv verhalten. Das geht eine ganze Zeit lang gut, signalisiert indes den für die Krankheitsbekämpfung relevanten Selbstabwehrkräften des Körpers, dass sie keine Aufgaben mehr haben. Sie können sich zurückziehen. Der Mensch ist damit schutzlos geworden; dies auch dann, wenn er für jeden spezifischen und z. B. in Westeuropa relevanten Krisenfall vorgesorgt hat. Krankheiten haben die Neigung, den Typus zu variieren und es ist sehr fraglich, ob sämtliche Medikamente auf Dauer dazu angetan sind, bei allen Varianten Abhilfe zu schaffen. Deshalb ist eine Doppelstrategie sinnvoll. Der Mensch sollte sich mit Gelassenheit seiner Krankheit widmen, sich mit Hilfe der Ärzte, Heilpraktiker bei schwerwiegenden bzw. bei weniger relevanten Krankheiten mit Hilfe der Hausmittel Klarheit über seinen Zustand verschaffen und zielführend seine körpereigenen Kräfte aktivieren. Oft genügt schon das Bekenntnis zur Krankheit, das dazu führt, dass der Körper in Übereinstimmung mit Geist und Seele beginnt, aus der Erstarrung herauszufinden. Die Säfte fließen wieder, das wechselseitige Vertrauen wächst. Der Körper ist ein wunderbares Biotop. Es ist erstaunlich, wie viel er zu verkraften vermag, und wie sehr er sich daran freut, wenn er einmal Zuspruch erhält, Unterstützung durch Schlaf, Spaziergänge, aber auch Leistungsanreize. Wir Menschen sind nicht auf Bequemlichkeit programmiert, sondern unser Körper fordert die Unruhe von uns, die Fähigkeit zu ständigen Veränderungen. Sich selbst heilen, bedeutet, seinen Körper kennenlernen zu wollen, hinzuhören, zu fühlen und mit Güte die Fähigkeiten des Körpers wahrzunehmen, sich selbst zu helfen. Zunehmend sind Ärzte bereit, nicht nur den Körper ihrer Patienten, sondern den Patienten Mensch auf diesem Weg zu begleiten, ihm Anregungen und Hilfe zu bieten und wenn es sein muss ihn auch mit Medikamenten zu versorgen, die den Körper nicht lähmen, sondern stimulieren.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

4. Krankheit und Geschäft

Bei so vielen Kranken blüht das Geschäft. Dass sich dies niemand verderben lassen will, ist verständlich, aber menschlich und gesellschaftlich nicht hinnehmbar. Dabei wird m. E. allerdings übersehen, dass Gesundheit kostet. Der Aufbau der Gesundheitsvorsorge, also auch der Gesundheitsfürsorge, ist teuer. Es besteht auch der Anspruch darauf, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um dem Menschen eine optimale Gesundheit zu gewährleisten. Dies bedeutet, dass wir nicht nur in die Forschung investieren, sondern auch bei der Durchführung der Kranken- und Vorsorge mit modernsten Geräten und erfolgsintensiv arbeiten müssen, um nicht nur die bisherigen Standards in der Gesundheitsfürsorge zu behalten, sondern diese auch künftig zu übertreffen. Daraus wiederum resultieren auch finanzielle Möglichkeiten, die es uns gestatten, nicht nur unsere momentanen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Zukunftsszenarien zu entwerfen, die bereits die kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte im Auge haben. Gentechnologie, ob bei Pflanzen oder Tieren, Operationen im Mikrobereich und dergleichen mehr sind in dem Augenblick, indem sie benannt werden, bereits überholt. Die Erfassbarkeit des Menschen in seinem energetischen Austausch und deren Veränderbarkeit ist eine der Zukunftsvisionen, die bereits seit langer Zeit ihre empirisch feststellbaren Ursachen haben.

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Hans Eike von Oppeln-Bronikowski