Den konsolidierten Erwartungshaltungen einer philanthropischen Gesellschaft werden sich alle Produzenten auf Dauer nicht entziehen können, weil ein schrumpfender Nachfragemarkt für bestimmte Produkte besonders gepflegt werden muss und sich andererseits riesige Nachfragemärkte spezifisch im Dienstleistungsbereich auftun.
Dabei ergeben sich Vorteile aus einer Systematik wechselbezüglicher Verhaltensweisen auf dem Nachfragemarkt insoweit, als ein flexiblerer, selbstbewusster Markt in viel kürzeren Frequenzen als heute neue oder geänderte Produktnachfragen stimuliert. Die Bewegung wird von diesem bedarfsorientiert konfigurierten Nachfragemarkt statt von Anbietern ausgehen, die bisher selbst darauf angewiesen waren, auf dem Markt bestimmte Nachfrageerwartungen erst zu wecken, um sie anschließend zu bedienen. Insofern stellen die globalen Wettbewerbsverschiebungen für die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen für unsere Gesellschaft eine günstige Herausforderung für neue Gestaltungsmöglichkeiten auf dem globalen Markt dar, und zwar bei gleichzeitiger Entlastung der Unternehmen von Produkten und Dienstleitungen, für die eine spezifische Nachfrage überhaupt nicht besteht, sondern mit hohem Kosteneinsatz erst geweckt werden kann.
Markt und Angebot müssen in diesem Sinne der Nachfrage folgen und nicht umgekehrt. Dies sollte grundsätzlich für den philanthropischen Markt gelten. Allerdings ist derzeit auf diesem Gebiet noch oft ein anderes Verhalten zu beobachten. Gemeinnützige Einrichtungen wie Stiftungen und Vereine bieten ihre Produkte an, weil sie, die Initiatoren oder Stifter, davon überzeugt sind, sich auf eine bestimmte Art und Weise in den gemeinnützigen Sektor einbringen zu wollen. Dies ist zwar ehrenhaft, aber nicht effektiv, geschweige denn marktorientiert. Schulwettbewerbe ohne spezifische Nachfrage sind genauso wenig Erfolg versprechend, wie z. B. die Gründung weiterer Aidshilfeeinrichtungen für Deutschland, ohne dass zunächst ein Bedarfsplan erstellt wird.
Anders verhält es sich dagegen zum Beispiel mit Altenpflegeeinrichtungen, wenn sie unter dem Eindruck der Alterspyramide hohe Nachfragewerte aufweisen. Die Konzentration und Bündelung der Kräfte einerseits ist angezeigt, andererseits aber vor allem eine Umkehr der Schubkraft gemeinnütziger Organisationen erforderlich. Statt einem, wenn auch sicher ehrenwerten, Betätigungsdrang nachzugeben, ist vor allem eine Marktanalyse vorzunehmen. Was will die Gesellschaft, was will der Bürger, welche Erwartungen an philanthropische Produkte werden gestellt? Diese Herausforderungen müssen durch philanthropische Unternehmen beantwortet werden, bevor sie sich einem spezifischen Aufgabenfeld zuwenden.
Traditionell bedienen die nur am Kapital orientierten, renditebewussten Unternehmen Marktanforderungen, die ihre Erwartungen auch befriedigen.
Gemeinnützige Unternehmen reagieren dagegen stets auf den Markt, und zwar unabhängig davon, in welcher prozentualen Dichte eine Nachfrage besteht und ob ihre Erwartungen auch bedient werden. Dies kann zwar einerseits eine Belastung im Ausgabenbereich, andererseits aber auch einen erheblichen Gewinn insofern darstellen, als der Markt diversifiziert und weiter ausgebaut werden kann. Der Markt erfährt damit eine wesentliche Stimulation, er erhält Impulse, die notwendig sein können, um gesellschaftliche Fähigkeiten weiter zu formen und auch individuell dem Zeitgeist entsprechen. Die entwickelte Gesellschaft wird einerseits effektiver sein, andererseits wesentlich innovationsfreudiger und mutiger als traditionelle Warengesellschaften.
Auf dem Markt werden sich traditionelle Produkte der Daseinsvorsorge mit solchen Produkten treffen, die philanthropische Unternehmen hervorbringen. Dies ist so gewollt und verstärkt den Kapitalwert, nützt also auch Produkten, die nicht primär dem philanthropischen Bereich zuzuordnen sind. Nicht der Abschottung oder der Abgrenzung wird hier das Wort geredet, sondern der Verstärkung sämtlicher Marktaktivitäten im Interesse der Gesellschaft und der Übertragung philanthropischer Tugenden in alle Bereiche wirtschaftlicher Betätigung.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski