Es will mir partout nichts mehr einfallen, wozu ich etwas schreiben kann oder will. Die Flüchtlinge sind da, gehen nicht mehr weg und wir haben ein Problem. Spätestens, wenn die Medien aufgehört haben, ständig darüber zu berichten, werden der Staat und die Gesellschaft dieses Problem auch lösen. Dieses Glück wiederfährt derzeit Griechenland und auch der Verteidigungsministerin. Es gibt immer wieder eine „neue Sau“, die durch das mediale Dorf getrieben werden kann.
Die Spuren der Verwüstung sind unübersehbar. Kaum sind wir in der Lage, uns mit Putins Syrienabenteuer näher zu beschäftigen, sterben in der Türkei knapp 100 Menschen bei einem Bombenattentat und 200 werden verletzt. Zeitlich überlappend mit der Klärung der Schuldfrage registrieren wir die Wahlen in Wien und Weißrussland.
Als ob da noch etwas gewesen sei, tauchen dann in unserem längerfristig angelegten Gedächtnis der Ukrainekonflikt und das Sterben an Ebola in Afrika auf. Worüber dann schreiben? Darüber, dass die Klimaziele nie erreicht werden, der Planet wahrscheinlich irgendwann seine lästigen Bewohner abschüttelt, der wirtschaftliche Aufschwung nicht zu verstetigen ist und der religiöse Fanatismus wütender ist, denn je? Die Sprache, um all das zu beschreiben, verstört und irritiert, verliert an Bedeutung. Sie wirkt so abgedroschen und verkündet das Ende der Buchdruckkunst.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski