Archiv für den Monat: Juli 2019

Teile und herrsche Sharing Economy

Nicht die Welt ist aus den Fugen geraten, sondern unsere Wahrnehmung von Veränderungen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, klimatischen und politischen Bereich eröffnet uns die Möglichkeit, nicht nur mit den bereits erprobten und daher bekannten Handlungsmodellen auf gegenwärtige und künftige Herausforderungen zu reagieren, sondern vielfältiger, sensibler, komplexen und auch fragiler.

Dabei sollten wir allerdings nicht verkennen, dass alle unsere Überlegungen und Handlungsangebote selbst Entwicklungsprozessen ausgesetzt sind, also alle die Endgültigkeit anstrebenden Modelle keine Verwirklichungschance haben. Es gibt rationale Gründe dafür, aber auch emotionale Überzeugungen, dass der bisherige demokratische Kapitalismus keine Zukunft hat.

Bewährtes wird möglicherweise zumindest auf Zeit erhalten bleiben, aber insgesamt werden keine Lösungen mehr möglich sein, die nicht auf permanenten Fragestellungen beruhen. Um der Zersplitterung und Beliebigkeit zu entgehen, ist es dabei erforderlich, gesellschaftliche Nenner aufzutun, die die gesellschaftliche Orientierung für viele komplexe Fragen erlauben, seien diese aus dem Bereich Klimaschutz, Müllvermeidung und Altenpflege, um nur drei wichtige Punkte zu benennen.

Ein System wieder durch ein anderes zu ersetzen, selbst, wenn es ausgedient haben sollte, wird künftig keine Handlungsempfehlung mehr sein. Erfahrungen sind wichtig, aber wir sind frei, umfassend neu zu empfinden, zu denken und Möglichkeiten zu erproben. Unsere Gesellschaft hat sich global und partikulär Dank Internet, den Plattformen der Begegnung und sonstiger technischer Möglichkeiten partizipativ entwickelt.

Was liegt daher näher, als dieses Partizipationsmodell als Role-Modell zu verwenden und dabei darauf zu achten, dass alle Kräfte freigesetzt und auch gebündelt werden, um gemeinsame Ziele, klimatisch, wirtschaftlich, politisch und sozial zu erreichen. Durch „recoupling“ wird wirtschaftlicher und sozialer Erfolg verbunden, die Wirtschaft der Zukunft ist gemeinwohlorientiert und findet ihren Ausdruck in Sharing Economy, Kreislaufwirtschaft, Co-Working und gemeinsamer Anstrengung, diesen Planeten als lebenswert zu erhalten. Alles von Menschen für Menschen. Wir sind vor neue umfassende Aufgaben gestellt. Das vermag in uns einen Pioniergeist zu entzünden, schafft Lebensbestätigung und Gestaltungsmut. Packen wir es an!

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

mir wohl

mir wohl
gesche, geschehe
Scheulitz     grabe
fandalisEn     verbei
nett Luse     ofarim
pasterium     genoe
furimFA     nemelois
egunten/inspagne
lesche, lesche
wie im wirklichen Leben
mir Vorteile sichern

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Eigentum

Es gibt kein Naturrecht auf Eigentum. Die Gewährung von Eigentum durch unsere Rechtsordnung stellt einen sozialen Akt dar und soll die Versorgung von Familien gewährleisten sowie verantwortungsvolle Partizipationen schaffen. Das Kalkül ist, dass derjenige, der die Herrschaftsgewalt über einen Teil hat, sich auch dem Gesamten verpflichtet fühlt. Aspekte dieses Denkens finden sich in Artikel 14 des Grundgesetzes, wenn dort auf die Sozialbindung des Eigentums abgestellt wird.

Eigentum hatte in der Vergangenheit auch einen innewohnenden Abwehraspekt gegen Bevormundung, Einmischung und Gewalt einzelner Gruppen und Herrscher. Wenn diese Gefahr nicht mehr besteht, verändert sich auch der Inhalt des Eigentums. Eigentum erblüht zum Symbol der sozialen Überlegenheit, ohne dass ihm noch der Versorgungscharakter, der einmal für die Definition bestimmend war, innewohnt.

Besonders deutlich wird dies im Erbrecht. Wenn Eigentum vererbt wird, kommt es meist nur wenigen Familienangehörigen zugute, die es weder benötigen, noch schätzen können. Der Sinn der Vererbung wird damit völlig verkannt, zumal dann, wenn ihm nicht die Botschaft einer sozialen Verpflichtung mitgegeben wird. An Familienstiftungen oder gemeinwohlkonforme Stiftungen zu vererben, erhält den Sinn des Eigentums. Demjenigen zu geben, der ohnehin schon hat, pervertiert diesen Gedanken.

Seltsamerweise finden sich in den meisten Testamenten kaum Vermächtnisse und Auflagen, die mehr umfassen, als eine möglichst steuergünstige Weitergabe von vermögendem Eigentum. Eine Gesellschaft ist aber dazu in der Lage, Gewährtes zu verändern oder auch wieder zu entziehen. Eine Gesellschaft kann Anpassungen verlangen und Verhaltensweisen neu bewerten. Die zumindest zeitlich begrenzte Verfügungsmacht über Vermögen und Gegenstände ist sinnvoll, sowohl persönlich als auch in der Gemeinschaft.

Eigentum gänzlich abzuschaffen, wäre töricht, aber den besitzenden, verantwortlichen Umgang mit Eigentum neu zu gestalten, hilfreich. Nicht Sozialisierung, sondern Gemeinschaftlichkeit, nicht Gier, sondern Verantwortung sollten die Maßstäbe bei der Fortentwicklung unserer Gemeinschaft sein.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Populismus

Was sind die Ursachen des Populismus? Was hat ihn hervorgerufen und welche Umstände befördern ihn? Die Spekulationen dazu füllen Zeitungen und Bücher und sind in vielen Talkshows präsent. Merkwürdigerweise habe ich im öffentlichen Diskurs bisher nicht vernommen, dass es hierfür auch systemische Gründe geben kann. Ein bestimmender Aspekt bei dem Verlust von Ordnung.

Aus meiner Sicht sind es nicht diffuse gesellschaftliche Gründe, die den Populismus bewirken, sondern ganz konkrete Umstände des menschlichen Zusammenlebens, die wir zur Disposition gestellt haben. Es geht dabei um das sogenannte Milieu, den Kiez und natürlich auch um die Enge der nachbarschaftlichen Kontrolle. Diese Form der Gemeinschaft erschien der Zwischengesellschaft verpieft, nicht aufnahmefähig durch andere Menschen, unmodern und akulturell.

Angefangen von der Hausgemeinschaft bis zum nachbarschaftlichen Miteinander in Gaststätten und Kegelklubs wurden diesen Gemeinschaften Attribute wie zwanghaft und spießig zugeordnet. Dabei funktionierte die soziale Kontrolle und verhinderte ein Auseinanderbrechen solidarischer Lebensvorstellungen.

Statt Miteinander, Vernunft und ähnlicher Zielorientierung sind Unzufriedenheit und Egoismus in die Kieze eingezogen. Dies bietet keine Geborgenheit mehr. Selbstverständlichkeiten werden aufgerissen durch Fremdheit und Ängste, Paralysierung durch Medien und das Internet. Den medialen Angriffen auf sein Selbstverständnis kann das Milieu nichts mehr entgegensetzen. Das Ergebnis sind Unsicherheit, Angst und der verzweifelte Versuch seiner Bewohner, zumindest im Protest eine Heimat zu finden. Es geht dabei weniger um Inhalte, als um die Chance sich durch ein bestimmtes Auftreten Respekt und Gehör zu verschaffen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski