Archiv für den Monat: Januar 2020

Und es bewegt sich doch

Vom Vermögen ist die Rede. Was vermag der Mensch? Oder was vermag das Geld? Vermag der Mensch mit dem Geld oder vermag das Geld mit dem Menschen etwas zu bewegen? Irgendwelche Wechselbeziehungen scheinen zu bestehen. Diese drücken sich in der Verfügbarkeit des anderen aus, landläufig in der Verfügbarkeit des Geldes. Geld bewegt die Welt. Aber stimmt das denn? Für ein Teil der Geldmengen sicher ja, denn Geld wird benötigt, um den Lebenskreislauf in Bewegung zu halten. Vermögen ist allerdings in erster Linie dafür da, vermehrt zu werden. Dieses Vermögen ist mit seiner Gegenwart meist nicht für den Verzehr bestimmt, sondern soll weitere Gewinne ermöglichen, meist durch die bloß abstrakte Gegenwart des Geldes.

Dieses Vermögen wird nicht bewegt, sondern es verharrt unerschütterlich im Hintergrund. Ein Garant des Wohlstandes. Vermögen als die gezähmte Kraft des Möglichen. Im Vermögen sind sämtliche Phänotypen der Gestaltungsmacht angelegt. Ein Hinweis auf das Vermögen genügt, schon kann der Inhaber des Vermögens die Puppen tanzen lassen, ohne dass er sein Vermögen selbst in irgendeiner Form antasten muss. Mit den Erträgen des Vermögens lassen sich steuerliche Vorteile, geschäftliche Zusatzerfolge und vor allem soziale Anerkennung erwirtschaften. Der Vermögensstock selbst bleibt unangetastet. Vermögensverluste, das heißt die Partizipation anderer am geschaffenen Vermögen, würden zur Sinnkrise des Vermögenden führen. Die Erkenntnis des Vergeblichen und dass er trotz aller Mühen nichts mehr oder nicht mehr so viel, wie er sich vorgestellt hat, vermag, wäre der Anfang vom seinem Ende, sein Tod.

Vermögensverlust bedeutet Verlust der Lebenskraft, Ansteckungsgefahr, nicht nur im Sinne des schwindenden Geldes, sondern auch der schwindenden Gesundheits- und Lebensfreude. Lebensfreude? Denkbar. Vermögen bedeutet vielleicht auch Freiheit, Unabhängigkeit und Erkenntnis. Erkenntnis ist mit Argwohn verwandt. Die Wahrheit des Vermögenden ist: Ohne mein Vermögen bin ich nichts oder noch unbeholfener gegenüber dem Leben als diejenigen, die niemals Vermögen besessen haben oder Vermögen besitzen werden. Die Konkurrenz schläft nicht. Diejenigen, die über kein finanzielles Vermögen verfügen, müssen ein anderes Vermögen entwickeln. Ein Vermögen an körperlicher oder geistiger Potenz, ein Vermögen der Lebensbejahung und des Natursinns. Ein Vermögen der Gaumenfreuden, der Zuwendungen gegenüber anderen Menschen und der Liebenswürdigkeit. Dieses andere Vermögen ist sicher auch vermehrbar und sicher auch gefährdet durch Neid, Missgunst und Ausnutzerei. Was bleibt, ist aber die Fähigkeit, dieses Vermögen entsprechend seiner Anlage immer wieder neu aus sich selbst heraus entstehen und wachsen zu lassen. Es ist nicht inflationsgefährdet, keinem wirtschaftlichen Zusammenbruch ausgeliefert. Dieses Vermögen ist beständig, aber zuweilen nicht so attraktiv wie das abstrakte finanzielle Vermögen. Das ist verständlich. Denn dieses Vermögen wächst, einmal in Gang gesetzt, nicht von alleine, sondern bedarf der ständigen Erneuerung und Fürsorge. Der finanziell Vermögende ist gelangweilt, denn welchen Anteil hat er noch am Zuwachs seines Vermögens? Um seinen Einfluss zu komplettieren, versucht er, auch das Vermögen von Künstlern und Intellektuellen noch unter seine Fittiche zu bekommen. Er lässt deren wahres menschliches Vermögen an Kreativität und Lebenssinn für sich arbeiten und verspricht Belohnung aus den Erträgen seines Vermögens. Dabei stellt er die Dinge auf den Kopf, denn die Fähigkeiten eines Menschen stellen das wahre Lebensvermögen da, die finanzielle Entsprechung ist dabei eher nebensächlich und sollte ausschließlich dazu dienen, den herz- und verstandvermögenden Menschen das Leben zu erleichtern.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Geld für alle

Wir haben Grund zu staunen. Wer Geld unter das Kopfkissen schiebt, hat allen Grund dazu, sich zu fürchten, dass Diebe ihnen das Ersparte wegnehmen. Wer Geld auf die Bank bringt, hat allen Grund dazu, anzunehmen, dass er Verwahrgebühren bezahlen muss und sich dieses Geld allmählich von selbst verzehrt. Es gibt Geld im Überfluss, in rauen Mengen und die EZB kann noch mehr davon drucken, wenn es sein muss. Diese Großzügigkeit in der Geldvermehrung, die sattsam bekannten Spekulationen und hohen Verschuldungen stehen in einem merkwürdigen Kontrast zur Wahrnehmung der finanziellen Situation einzelner Menschen.

Für die meisten Menschen ist Geld „geronnene Arbeit“. Das hat Karl Marx „so festgelegt“. Der einzelne Mensch kann kaum begreifen, dass Geld für Banken aber auch für Staaten und über-staatliche Organisationen Verschiebungsmasse für Vorteile und Disziplinierungen darstellen kann. So funktionieren offenbar politische Gestaltungsprozesse. Die einen sagen: stärkt die Exportwirtschaft und wir alle haben mehr davon, Arbeitsplätze werden geschaffen, das Lohnniveau steigt. Andere sagen: weniger Exportwirtschaft mehr Geld im Binnenmarkt und damit mehr Geld für Arbeitnehmer und die Konsumenten, damit der Binnenhandel floriert.

Irgendwie leuchtet das ein, denn, wenn es uns besser geht, wir mehr Geld bekommen, dann haben auch andere europäische Unternehmen eine Chance, ihre Waren hier anzubieten und alle nehmen teil am Wachstum. Aber nichts dergleichen geschieht, denn was geschieht, bestimmt schon längst nicht mehr allein die Politik, sondern die Wirtschaft. Die floriert und Deutschland lässt sich als Exportweltmeister feiern. Aber was hat der einzelne Arbeitnehmer, nein der einzelne Mensch in Deutschland davon? Viele sind gefangen in Hartz-IV, in unteren Lohngruppen, in Teilzeitarbeit, in Aushilfejobs und Lethargie angesichts des wirtschaftlichen Farbenrauschs, die Geldorgien, die er zwar wahrnimmt aber gesellschaftlich für ihn unerreichbar sind.

Und was wird getan? Wohngeld, Elterngeld, Sozialhilfeangebote, Pflegezuwendungen, Zuschüsse für Einrichtungen aber kein „Empowerment“ des Bürgers in der Zivilgesellschaft, sein Leben selbst zu gestalten und ihm hierfür die günstigen gesellschaftlichen Rahmenbedin-gungen zu schaffen: Stärkung der Familie, Erhaltung von Bildungseinrichtungen, Schutz der natürlichen Ressourcen und natürlich auch Verteilungsgerechtigkeit.

Die Politik kann der Wirtschaft das Handeln nicht überlassen, sondern ist selbst gefordert, den Contrat Social neu zu schreiben und alle Akteure des öffentlichen Raums darauf zu verständigen; auch nicht dem Staat, der seine Rolle überdenken muss als zentrale Geldverteilungsmaschine. Seine Aufgabe ist es, die Voraussetzungen für die freie Entwicklung jedes einzelnen Menschen zu schaffen, anstatt bräsig seine Allgemeinzuständigkeit zu behaupten.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Menschenrechte

Dass Menschen Rechte haben, diese Ansicht wird heute schon von vielen Mitmenschen geteilt. Was das aber bedeutet, darüber herrscht weitgehend Unklarheit. Ist das Menschenrecht ein Naturrecht oder werden Menschenrechte verliehen? Vom Staat, von Gesellschaften oder Organisationen? Sind Menschenrechte Universalrechte oder speziell ausgestattete Normen für Menschen?

Über diese und weitere Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, gibt es ausufernde historische, politische, rechtliche, natur- und geisteswissenschaftliche Abhandlungen. Aber, so wage ich zu fragen, kommt es denn vielleicht auf etwas viel Wichtigeres als die Klärung dieser Frage an, und zwar auf das Menschliche an sich, das sicher auf den rechtlichen Schutzraum oft nicht verzichten kann, aber vor allem einem viel tieferen Verständnis vom Menschen folgt, zur Selbstbehauptung weder Rechte, noch Pflichten benötigt, natürlich auch keine Garantien und sonstige Versprechen. Ecce Homo. Seht, da ist der Mensch.

Als Mensch, Teil der Natur und des Universums, dieser Gewissheit wohnt die Anschauung eines Selbstverständnisses der menschlichen Existenz zugrunde, die Wahrnehmung einer Aura des Schutzes und der Unversehrbarkeit durch andere Menschen, und zwar unabhängig davon, ob deren verletzende Aktivitäten aus ihrer Sicht gerechtfertigt erscheinen oder nicht. Indem sie Anderen zu nahetreten, sie verletzen oder auf sie einwirken, beschädigen sie nicht nur die psychische, geistige und physische Gestalt des Mitmenschen, sondern stellen sich selbst als Mensch in Frage. Es ist so, dass jede Angriffshandlung auf einen anderen Menschen selbstbeschädigend wirkt. Dies nicht nur individuell, sondern auch insgesamt traumatisierend.

Möge dies jeder bedenken, der aus politischen, religiösen oder sonstigen Gründen sich in irgendeiner Form eines anderen Menschen bemächtigt. Er entkommt seiner Selbstbeschädigung nicht, er schließt sich auf Dauer heimatlos aus der menschlichen Gemeinschaft aus, es sei denn, er begreift, um was es im menschlichen Leben geht, und zwar um alles und nicht um ihn oder irgendeine Anschauung vom Anderen, seien diese subjektiv oder kollektiv hervorgebracht.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Philanthropie als Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Land auf, Land ab ist davon die Rede, dass der Innovationsstandort Berlin verbessert werden müsse. Eine Verknüpfung der Kreativen mit den „Machern“, die Ideen wirtschaftlich umsetzen können, sei notwendig. Es müssten weitere Ausbildungsstandorte und vor allem solche der wirtschaftsnahen Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen geschaffen werden. Es heißt auch, in Berlin müsste eine neue Industrie entstehen.

Für die wirtschaftliche Entwicklung sei es außerordentlich wichtig, Patente zu erzeugen und für weit gefächerte staatliche und europäische Fördermaßnahmen zu sorgen. Wie das alles geschehen soll und welchen Nutzen unser Gemeinwesen von horrenden Investitionen in immer neue Standorte haben wird, hinterfragt niemand. Das wirkliche Ziel ist derart im Nebel, dass es leicht fällt, sich unterzuhaken und gemeinsam zu beschwören, was im Interesse einer wirtschaftlichen Entwicklung unbedingt von Nutzen sei. Da der Zusammenschluss von Kreativität und wirtschaftlicher Ausbeute so verheißungsvoll klingt, wird in Kauf genommen, dass ein solches Vorhaben völlig übersteuert ist, keiner den Nutzen dieses komplexen Gedankens erklären kann und schließlich überhaupt nicht nach den Protagonisten derartiger Überlegungen gefragt wird.

Die Jugend ist heute auch nicht kreativer, als die Jugend es früher war. Kreativität kann man nicht verordnen. Sie ist vielleicht in ihrer Pluralität gar nicht so wichtig, wie sie bedeutungsschwer in den Worten mancher Politiker anklingt. Die Jugend ist daran interessiert, wie alle Generationen davor auch, sich einigermaßen wirtschaftlich zu entwickeln, ein soziales Netz zu pflegen, ein Familienleben zu gestalten und individuellen Freizeitaktivitäten nachzugehen. Um diesem Lebenszweck gewachsen zu sein, ist die Jugend generell fleißig und betriebsam, lässt mit anderen Worten Industria walten, um sich gemeinschaftlich und auch individuell in diesem Leben behaupten zu können. Das war schon immer so. Unser Leben hat sich aber verändert. Technisch ist es durch die Computerwelt, wirtschaftlich durch Massenproduktion und sozial durch eine sich entwickelnde Bürgergesellschaft bestimmt.

Das ist der Jugend sehr wohl bewusst und deshalb sind sehr viele Jugendliche auch via Internet außerordentlich daran interessiert, das Potenzial philanthropischer Einrichtungen zu ergründen. Eine der ganz großen Möglichkeiten philanthropischer Einrichtungen ist zunächst deren Ungebundenheit und Freiheit von unmittelbarer staatlicher Bevormundung. Der Staat ist für gesellschaftlichen Fortschritt nicht zuständig, sondern seine Bürger, individuell und in der Gemeinschaft. Im philanthropischen Bereich werden eine Fülle von Dienstleistungsformen unterschiedlichster Art entwickelt, auch Werte und Patente geschaffen, die eingesetzt werden können.

Der philanthropische Bereich gewährt Arbeitsplätze, stellt Minikredite, auch Venture Capital zur Verfügung und lässt es vor allem zu, über die Grenzen der Realwirtschaft hinaus multiple Fähigkeiten zu erproben. Die Philanthropie sollte von der Realwirtschaft profitieren, weil Handlungsabläufe verbessert und der Gesamtauftritt effektiver gestaltet werden könnten. Andererseits verfolgt die Philanthropie nicht nur profitwirtschaftliche Gesichtspunkte mit dem Ziel, das Erworbene finanziell zu erhalten und zu mehren, sondern versucht zu vermitteln, dass Geben bereichert, der Einsatz für andere sich auszahlt und die Seinsbestätigung durch Zuwendungen erfolgreich ist. Das erkennen Jugendliche sehr genau und gerade die Verbindung zwischen ideeller Zielsetzung und wirtschaftlicher Betätigungsmöglichkeit erlaubt es Jugendlichen, ihre gesamten vielfältigen Fähigkeiten und Potenziale, also ihre Kreativität, auszuspielen. Sie können grenzenlos spinnen, neue Erfahrungen normativ bändigen und dadurch für wirkliche Innovationen in unserer Gesellschaft sorgen. Wertvoll ist das, was der Mensch als wertvoll erkennt. Wenn der Mensch die Kraft der Philanthropie zu erkennen vermag, steht die Tür weit auf für ganz neue sinnbildende Erfahrungen für alle Generationen, die jungen und die alten Kreativen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Generation Z

Kürzlich war ich Gast einer Veranstaltung, die sich mit den Chancen und Perspektiven der Ge­neration Z beschäftigte. Generation Z dürften die 16- bis 24jährigen der jetzigen Generation sein. Genau weiß dies allerdings niemand, da Altersabgrenzungen immer problematisch sind. Gespannt dürfen wir natürlich darauf sein, wer nach der Generation Z heranwächst. Vielleicht eine Generation Alpha oder irgendeine Zifferngeneration. Wer kann, wer will das schon wissen.

Eine Generation definiert sich, so will man glauben. Eine Generation wird definiert. Das dürfte näher an der Wahrheit sein. Die Generation Z sei von den digitalen Kommunikationsmitteln geprägt, dadurch gleichzeitig gefordert und überfordert, kooperativ und doch bindungslos. Kurzum: eine Generation in der Wir-Findung, aber kreativ, talentiert, ausgestattet mit hohem Potential. Es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, die Talente und Fähigkeiten zu entwickeln, Freiraum zu schaffen und alle kreativen Ansätze dieser Generation zu fördern.

Auch zwei Vertreter der Generation Z waren bei der Veranstaltung, etwas knurrig und selbstbewusst, aber durchaus zufrieden, mit dem, was sie hörten. Sie dachten sich wohl ihren Teil und spekulierten auf den Nutzen der verbalen Angebote für ihre Zwecke. Die Veranstaltung lief in einem etwas breiigen Verständnismodus ab. Wie wir dies auch schon in anderen Diskussionen mit und über Jugendliche erleben durften, geht es immer darum, dass wir sie verstehen, ihre Zukunftsängste begreifen, unser Versagen eingestehen und hoffen, dass die Strafe für uns nicht allzu drastisch ausfällt.

Ein ganz merkwürdiger Ablaufplan für die Entwicklung unserer Generation und der kommenden. Eher beiläufig als zentral ist von Struktur, Ordnung, Verantwortung – auch Selbstverantwortung – und Pflicht die Rede. Dabei schaffen gerade Ordnung und Pflicht diejenigen Organisationen, die geeignet sind, auch junge Menschen dazu zu befähigen, sich unter Zurückhaltung einzubringen in persönliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse, um ausbaufähige Positionen zu erlangen. Kreativität bis hin zum Talent für eine bestimmte Aufgabe kann sich doch nur dadurch entfalten, dass es einen Plan gibt.

Solange Anspruch und Wirklichkeit beziehungslos durch Bildungsplattformen mit öffentlichen Diskussionen geistern, können sie nichts beitragen zu Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit einer Generation Z, Alpha oder eins. Es sind nicht die alten überkommenen Werte, die Hilfestellung leisten können. Erprobte Vorgaben, Rituale und Verhaltensanforderungen schaffen dem einzelnen Menschen und der Gesellschaft das notwendige Rüstzeug für die Zukunft.

Algorithmen sind keine Erfindungen der Neuzeit oder gar der Generation Z, sondern dem Menschen immanent seit jeher. Wir sollten daher nicht in der Disruption, sondern in der reflektierten Kontinuität Chancen für unsere Kinder und auch für uns sehen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Vuka

Vuka bezeichnet Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. Die Begriffe, die in diesem Akronym stecken, sollen unternehmerische Chancen in der Arbeitswelt bezeichnen. Details hierzu vermittelt unter anderem Wikipedia.

Zutreffenderweise wirken alle zusammenfassenden Wortschöpfungen gleichsam bedeutsam, d. h. der Begriffsempfänger lässt sich beeindrucken, versucht zu verstehen und wiederholt das Akronym solange bis es in seinen Gedanken festsitzt. Ob dies gleichermaßen für die dahinterstehenden Begrifflichkeiten gilt, ist fraglich. Aber selbst dann, trotz Wikipedia und weiterführenden Deutungswerken erschließt sich nicht ohne Weite­res der Sinn und vor allem der Nutzen des Begriffes. Wie verhält es sich mit Unsicherheiten, heute und früher? Wie verhält es sich mit Mehrdeutigkeiten, heute und früher? Verschafft Internet Macht, wie zum Beispiel beim „Generation Clash“ in Honkong? Schafft das Internet Abhängigkeit, wie in China oder weltweiten Anerkennungsfrust? Was werden die Jobs der Zukunft sein? Werden Beschäftigungsverhältnisse, wie wir sie kennen, keine Perspektive haben? Gibt es noch verlässliche Prognosen für das Wirtschaften in bekannten Bahnen?

Es ist schon erstaunlich, wie wir uns an Unsicherheiten abarbeiten, vorhandenen wie erfundenen. Wir versuchen uns in ständiger Selbstreflexion zu behaupten, misstrauen aber jeder Selbstversicherung unserer Wahrnehmung, unseres Urteils und dem Gestaltungswillen künftiger Generationen.

Kein Akronym kann hinlänglich die Wirklichkeit beschreiben, noch uns Rezepte für die Bewältigung der Zukunft liefern. Hilfreich wäre es, sich auf die eigene Kraft der Gedanken und Gefühle zu besinnen, um daraus soziale Muster zu formen, die betreutem Denken widerstehen und „Selbstoptimierung“ in einem verantwortlichen Umgang mit anderen Menschen und den Herausforderungen der neuen Zeit erlauben. Wir Menschen machen sicher nicht alles richtig, sind aber fähig, unpassende Verhaltensweisen zu korrigieren.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski