Wer erinnert sich nicht gern, zuweilen auch etwas wehmütig, an unsere Kontaktbereichsbeamten. Sie hatten ihr Revier, welches sie Tag für Tag abliefen, oft stehen blieben, in Ruhe Straßen, Höfe und Häuserfronten musterten, dabei nicht abgeneigt waren, Passanten Auskunft zu geben oder mit interessierten Bürgern zu sprechen. Es gab emotionale, sogar herzliche Begegnungen. Die Kontaktbereichsbeamten waren den Menschen täglich gegenwärtig. Dann fehlten sie eines Tages plötzlich. Ausgemustert. Sie wurden als überflüssig angesehen, als gestrig und sie wurden mit Spitzeln, Blockwarten und mit einer Art Hausmeister verglichen.
Da sie keine spezifischen Aufgaben hatten, wie zum Beispiel falsch parkende Autos aufzuschreiben, Delikte aufzuklären oder den Verkehr zu regeln, schienen sie sich als überflüssig, zudem kostenträchtig und damit nutzlos zu erweisen. Weit gefehlt. Aus meiner Sicht erfüllten sie die wichtigste Funktion auf der Straße, die eine Gemeinde und ein Staat leisten kann: Sie schafften Vertrauen. Sie schafften Vertrauen, nicht gegenüber einer imaginären Obrigkeit, sondern unter den Bürgern selbst. Ein solches Vertrauen gewährleistet keine Präsenz von Polizeibeamten in geschlossenen Fahrzeugen, die vielleicht zwei Mal am Tage, in einer Straße patrouillieren.
Sie können so nur das Offensichtliche wahrnehmen, erfahren aber nichts über ihren kurzen visuellen Eindruck hinaus. Mit dem Schwinden des Kontaktes zwischen Polizeibeamten und Bürgern werden auch Konflikte geschaffen, weil man sie persönlich nicht mehr kennt. Aufgrund der mangelnden Erfahrung und des fehlenden persönlichen Umgangs ist es mehr als verständlich – so bedauerlich dies auch ist – dass Polizeibeamten zunehmend nur noch in ihrer obrigkeitsstaatlichen Funktion wahrgenommen werden.
Dadurch schwinden Hemmungen sich mit ihnen als Gegner auseinanderzusetzen. Auch ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Jahren jemals bewusst mit einem Polizeibeamten ein Wort gewechselt hätte. Selbst die vielen Polizeibeamten, die vor öffentlichen und sonstigen gefährdeten Einrichtungen stehen, sind in das Geschehen außerhalb ihres Auftrages kaum eingebunden. Sie sind Statisten im Bereich öffentlicher Wahrnehmung.
Ich gehe allerdings davon aus, dass gerade im Interesse einer Konfliktvermeidung nicht nur die Bürger, sondern auch die Polizeibeamten ein größeres Interesse daran haben könnten, einander näher zu sein, mehr voneinander zu erfahren und sich gut miteinander aufgehoben zu wissen. Fazit: Ich plädiere für eine Wiederbelebung der segensreichen Tätigkeit der Kontaktbereichsbeamten.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski