Die Frisur unserer Kanzlerin Angela Merkel, Skandale um den Ex-König Spaniens Juan Carlos oder Beziehungsprobleme des Florian Silbereisen. Alles nehmen wir wahr, so unterschiedlich die Themen sind, oft nur spezifisch interessiert, aber gleichwohl unabhängig davon, ob das jeweilige Ereignis tatsächlich mit uns etwas zu tun hat. Wir sind neugierig. Aber aus welchem Grund?
Eine Antwort könnte sein, dass unsere Neugier keinem willentlichen Verhalten entspricht, sondern wir uns einfach gegen sie nicht wehren können, weil wir nicht Gefahr laufen wollen, sozial isoliert zu werden. Was würde eine solche Isolation für uns bedeuten? Ich glaube, sie wäre nicht erträglich, obwohl wir uns bei der Ausübung von Neugier oft ertappt fühlen und diese abstreiten oder die Neugier anderer Menschen mit Spott bedenken. Wir alle fürchten uns vor eingeschränkter Kommunikation und dadurch entstehende Verunsicherung, die Argwohn fördert, die geistige und emotionale Balance gefährdet und Misstrauen hervorruft.
Wenn wir Menschen uns konsequent der Neugier versagen, nehmen wir Realitäten nicht mehr perspektivisch, sondern ausschließlich subjektiv wahr. Das Andere hört auf zu existieren, die eigene Vorstellungswelt vermag sie aber nicht zu ersetzen. Der Mensch erfährt allein durch seine soziale Vergewisserung in der Neugier eine Bestätigung, die ihm Kreativität und Handlungsfähigkeit ermöglicht. Nutzen wir also unsere Fähigkeiten mit allen Sinnen. Bleiben wir neugierig!
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski