Möglicherweise ist es ein der militärischen Logik folgender Zufall, dass russische Armeefahrzeuge mit einem weißen Z versehen werden. Eine schlüssige Bedeutung dieser Kennzeichnung ist unklar. Es gibt zwar viele Erklärungsangebote, die allerdings für meine Betrachtungen völlig belanglos sind. Zufall oder nicht, jedenfalls könnte man auch von einem genialen Einfall sprechen.
Überall in Russland taucht nun dieses „Z“ auf, und zwar nicht nur auf Häusern und Fahrzeugen, sondern als Erkennungszeichen all derjenigen, die das Vorhaben ihres Präsidenten Putin und seiner Armee unterstützen und dies auch deutlich machen wollen. Wer sich zu „Z“ bekennt, muss nichts mehr erklären, das Zeichen spricht für sich. Aus dem konkreten Anliegen der Armee bei Kennzeichnung ihrer Fahrzeuge wird nun eine Metapher, deren Bedeutung alles aufsaugt, was für dieses Symbol stehen könnte.
Wie jedes dem Alphabet nahestehende Symbol ist es tabu bzw. sakrosankt, das heißt, jeder Widerspruch, jede Verächtlichungsmachung oder Missachtung dieses Zeichens wird als Angriff auf ein ungeschriebenes, aber allumfassendes Gesetz angesehen. Beispiele für die prägende Kraft des Schriftzeichens gibt es in der Menschheitsgeschichte vielfältig. Von „A“ bis „O“ und Benennung von weltlichen und religiösen Projekten durch Buchstaben wird verdeutlicht, dass unser Leben von Chiffren, Buchstaben und Zeichen geprägt ist.
Zorro trägt ein Zeichen und auch Kunstfiguren wie Batman tragen es auf der Brust. Durch Buchstaben und Zeichen wird ein Bekenntnis abgelegt. Zu löschen ist dieses nicht. Jeder Widerspruch ist sinnlos. Doch können Zeichen, Buchstaben, Worte in Konkurrenz zueinander treten, ein auf den Kopf gestelltes „Z“ signalisiert vielleicht Widerstand, ein flach liegendes „Z“, also ein N, könnte ein Symbol für Geschlossenheit in der Zurückweisung Putins sein. Njet! So schafft man einen Bedeutungswandel dieses Zeichens.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski