Wenn das Leben der Menschen auf diesem Planeten wegen Nichteinhaltung von Klimazielen immer mehr eingeschränkt wird, wie verhält es sich dann mit ihrer Arbeit? Seltsamerweise habe ich hierüber trotz aller wichtigen Beiträge zur Klimakrise und ihren Folgen nichts erfahren.
Der Grund mag sein, dass neben Energiegewinnung, Vermittlung von Arbeit in der Zukunft ein noch schwierigeres Thema darstellt und womöglich unlösbar bleibt. Stellen wir uns Folgendes vor: Bei zunehmender Erderwärmung, und zwar bereits über 1,5 Grad Celsius verändert sich dieser Planet derart, dass er nicht mehr einschränkungslos circa 9 Milliarden Menschen mit Lebensmitteln versorgen kann. Um aber am Leben teilzunehmen, benötigt der Mensch in der Regel Arbeit und deren Voraussetzung ist, dass ihm durch Ackerbau oder sonstige ertragbringende Tätigkeiten die Voraussetzungen für den Erwerb von Lebensmitteln bereitsteht.
Erwärmt sich die Erde aber um 1,5 Grad Celsius und mehr, schwinden die Voraussetzungen für dauerhafte menschliche Arbeit. Nicht nur, dass die Landwirtschaft dann nur noch teilweise aufrechterhalten werden kann, sondern auch vor allem nicht auf den traditionellen Landwirtschaftsflächen.
Aber der Mensch lebt nicht von Ackerbau und Viehzucht allein, sondern nimmt gewohnt energieintensiv arbeitend an zivilisatorischen Gestaltungsprozessen, zum Beispiel im Automobil- und Baubereich teil. Verändert sich das Klima, haben klimatische Veränderungen direkten Einfluss, nicht nur auf diese Arbeitsbereiche selbst, sondern auch auf die Orte ihrer Ausübung.
Um den durch CO2-Belastungen bedingten Veränderungen in dieser Welt zu begegnen, muss der Mensch folglich seine Sesshaftigkeit aufgeben und versuchen, dort Arbeit zu finden, wo dies klimatisch noch möglich sein könnte. Damit gerät er jedoch als Arbeitsimmigrant in schwerwiegende Konflikte mit anderen Menschen, die bereits am angestrebten Einsatzort tätig sind. Dadurch entwickelt sich ein Verdrängungsprozess, der seine Beschleunigung dadurch erfährt, dass überhaupt nicht gewährleistet ist, dass hinsichtlich der angebotenen Leistung überhaupt noch eine Nachfrage von potentiellen Kunden besteht.
Es ist schwer nachvollziehbar, dass bei künftigen klimabedingten Veränderungen im gesamten Lebens- und Arbeitsbereich der Mensch noch mit Gegenständen versorgt wird, die er und seine Familie zum Weiterleben benötigen. Fehlende Arbeit führt zu Einschränkungen und da sich fast alle Menschen auf dieser Welt auf eine klimabedingte Migration einstellen müssen, ist heute schon absehbar, dass bei sich anbahnenden Klimaveränderungen durch Überflutungen, Stürme, Regen und Dürre das Menschsein sich grundlegend verändert.
Selbst, wenn Produktionsprozesse durch KI gesteuert werden könnten und sich künstliche Intelligenzen selbst vermehrten, würden deren Möglichkeiten weder von Menschen, noch Tieren oder Pflanzen nachgeahmt werden können. Deshalb stellt Klimaveränderung auch eine arbeitsbestimmte Herausforderung dar.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski