Mephistopheles lässt sich bei Goethe´s Faust so vernehmen: „Da ist´s vorbei!“ Was ist daraus zu lesen? „Es ist so gut, als wäre es nicht gewesen,…“
In fast allen mir bekannten Nachrufen auf verstorbene Menschen wird wortgewaltig versichert, dass man den Verblichenen immer in ehrender Erinnerung behalten würde, ihn nie vergessen und seine Leistungen auf Dauer gewürdigt bleiben würden. Und was geschieht dann wirklich? In der Regel dann: nichts, vorbei! Mag sein, dass eine Erinnerungstafel, der Grabstein, schriftliche Vermächtnisse oder auch Erbstreitigkeiten noch eine Zeit lang die Erinnerung an den Verstorbenen wachhalten, aber vom Menschen selbst bleibt nichts. Es ist vorbei. Warum mag das so sein?
Möglicherweise deshalb, weil Platz geschaffen werden muss für weitere Menschen mit ihren Beziehungen, Gedanken, Ansprüchen und Erfahrungen. Natürlich bleibt etwas vom Verstorbenen in dieser Welt, aber jede kommende Generation muss sich wieder befreien von der Elterngeneration. Dabei ist die Ahnung von der eigenen Sterblichkeit in dem Bemühen zu sehen, Verstorbene nicht abzuwerten, aber den Tod durch das Behaupten eines Erinnerungsversprechens zu überwinden. Dies wird aufgrund eigenen Interesses aber meist nicht eingehalten. So ist es also vorbei mit dem Leben eines Menschen, aber auch mit allem, was im Laufe des Lebens eines Menschen ohnehin sterblich ist. Dies gilt für Freundschaften, Ehen und viele Aktivitäten eines Menschen gleichermaßen. Aus dem Vorbei entsteht das Neue. Auch es ist von Anfang an bereits vorbei, irgendwann.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski