Wie soll das gehen, Parallelwelten?
Wir atmen dieselbe Luft, essen, trinken, haben Wohnungen oder leben auf der Straße, bewegen uns in der Regel im gleichen Tagesrhythmus, werden geboren, leben und sterben. Natürlich jeder für sich, aber wir haben strukturell die gleichen Lebenserwartungen. Natürlich leben wir nebeneinander her, jeder für sich, in seiner Familie, Beruf und Freizeit. So lebt halt jeder in seiner Blase. Und wieso sollen dies Parallelwelten begünstigen oder ausdrücken?
Vielleicht deshalb, weil genetisch und sozial, meist bereits vor der Geburt eines Menschen, Voraussetzungen für die lebzeitige Zuweisung von Vorteilen in einer Welt geschaffen wurden, die so konstruiert und konditioniert ist, dass eine Veränderung des eigenen Status erschwert ist bzw. meist ganz ausscheidet. Der systemimmanente Widerspruch zwischen den unterschiedlichen Welten kann zwar negiert, aber nicht beseitigt werden.
Das mag schädlich sein, kann als ungerecht empfunden werden und ist sogar Auslöser vieler Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen. Sie entsprechen aber einer Realität, die weder durch Appelle und Argumente noch durch deren Negieren beseitigt oder verändert werden kann. In der Akzeptanz anderer Welten kann jedoch auch eine Bereicherung für die Entwicklung eigener Möglichkeiten durch Zuwendung, wie auch durch Wettbewerb geschaffen werden.
Wenn dies gefährdungsfrei geschieht, haben alle Bürger der unterschiedlichsten Welten eine Chance, die Zukunft einsichtiger, vielfältiger und damit ertragsreicher zu erleben. Es empfiehlt sich der weite Blick.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski