Archiv für den Monat: April 2025

Verschwendung

Der Verbraucher wird zum Verschwender, wenn er Lebensmittel jenseits des persönlichen Bedarfs erwirbt und vernichtet. Dabei spielt der die Lebensmittel verschwendende Verbraucher eigentlich noch die geringste Rolle, entscheidende Bedeutung kommt den Lieferwegen und der Lagerhaltung zu. Dies dann, wenn sie in keiner vernünftigen Synchronität zu den Bedürfnissen, dem Verhalten und dem eigentlichen notwendigen Verbrauch durch den Lebensmittelkunden stehen.

Weltweit wird mit Lieferstrukturen und „Lagerhaltung just in time“ versucht, punktgenau dem sich stets wachsenden Bedürfnis des Kunden zu entsprechen. Es handelt sich nicht nur um die Grundbedürfnisse. In der Erwartung saisonaler und witterungsbedingter Bedürfnisse werden Warenlager gefüllt, um situativ auf wechselnde Verbraucherverhalten reagieren zu können. Bei mangelnder Nachfrage werden Waren zur Vernichtung freigegeben, bevor sie den Verbraucher erreichen.

Hierbei werden alle Entstehungsprozesse von Lebensmitteln einschließlich Bodenbelastung, Düngung, Bewässerung, Transportkosten, Lagerhaltung usw. selbst dann einzupreisen sein, wenn der Kunde diese nicht abnimmt. Diese Kosten schlagen sich allerdings nur zu einem Teil konkret in den Lebensmitteln präzise nieder, die meisten Kosten dürften dagegen externalisiert werden, also von der Gesamtheit aller Menschen und nicht nur von den spezifisch angesprochenen Verbrauchern zu tragen sein.  

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Verbindlichkeiten

Verbindlichkeiten bei Boden- und Gewässerschutz schaffen wir weder durch Appelle, noch allein durch einen moralisch bedingten Druck zum Handeln, sondern nur mit Gesetzen oder der Schaffung von Organisationsformen, die eine Entfesselung zielgerichteter Verhaltensweisen zulassen.

Bezüglich des Bodens ist dabei Kern aller Betrachtungen, dass Eigentum eine rechtliche Zuordnungsform ist, die dem Wesen des Bodens und seiner Nutzung nicht entspricht. Eine Organisationsform, die Träger tradierter Eigentumszuordnungen ist, vermag aber nutzende Stakeholder von einem Bekenntniszwang zum richtigen Handeln aufgrund der vorgegebenen Rechtsstrukturen zu entlasten.

Die Regeln der Organisationsformen, die dann statuarisch festgeschrieben sind, ermöglichen ein zweckgesteuertes Handeln, welches sich nicht von der Eigentumszuordnung, sondern vom Besitz ableiten lässt. Wenn das Handeln dann den Regeln eines ehrbaren Kaufmannes folgt, also auch die Business Judgement Rules beachtet, besteht stets sogar die Möglichkeit einer philanthropischen Zweck-/Mittel-/Relation. Es ist damit zu rechnen, dass das Verhalten der Handelnden dann dem durch statuarische Normen gesetzten Vorgaben folgt.

So entwickelt sich ein sachgerechtes Handeln in diesen Lebensbereichen, und zwar nicht nach den Regeln etwaiger Shareholder, sondern von Stakeholdern mit der Folge des Aufbaus einer philanthropischen Industrie, denn Fleiß und Betriebsamkeit entsprechen dem Wesen des Menschen, Herausforderungen zu meistern und dabei so zu handeln, dass alles wesensgerecht und verbindlich wirken und der Gemeinschaft zugutekommen kann.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Besserwisser

Besserwisser sind allgegenwärtig. Auf allen Veranstaltungen scheinen sie unverzichtbar zu sein. Besserwisser fallen insbesondere dadurch auf, dass sie nicht nur vorgeben, alles zu wissen, sondern auch alles zu durchschauen, was andere falsch machen. Sie sind nicht nur selbst umfassend im Bilde, sondern sie vermögen auch für andere zu denken und die richtige Lösung zu sehen.

Besserwisser sind Alleswisser auf allen Gebieten und besiegeln ihr Wissen verbindlich durch Rückbezüglichkeit auf Organisationen, denen sie angehören, durch Bekanntschaften und durch Studien nicht hinterfragbaren Wissens. Ihre Erkenntnisfähigkeit vermögen sie in detaillierter Opulenz so vorzubringen, dass Zweifeln, sollten sie je entstehen, sofort jeder Nährboden entzogen wäre. Besserwisser sind Lehrer, die nach ihrer eigenen Überzeugung anderen auch aufzeigen, wie sie zu Erkenntnissen gelangen könnten. Da es aber so schwierig ist, Unwissenden den richtigen Weg aufzuzeigen, verzichten sie oft schweren Herzens darauf, selbst die Lösung zu benennen, sondern liefern stattdessen Stichworte, die, wenn sie denn beherzigt würden, jedem die Richtigkeit der Argumentation offenbar werden ließe.

Der Besserwisser gibt also methodische Ratschläge und bedauert die Unfähigkeit anderer, die zutage getretenen Probleme aufgrund von Ahnungslosigkeit selbst zu meistern. Der Besserwisser glänzt im Schein seines universellen Wissensbezuges und erwartet daher unerbittlich Zustimmung zu allen seinen Aussagen. Diese gestaltet er allerdings erstaunlich situativ und flexibel, wohl damit er in der Lage ist, erforderlichenfalls einen Positionswechsel vorzunehmen, wenn Irritationen auftreten sollten.

Dem vorbeugend, achtet der Besserwisser darauf, in einem Gesprächskreis möglichst schnell potentielle Unterstützer zu identifizieren und sich ihrer Zustimmung primär zu versichern. Deren Redebeiträge sind dabei meist unerwünscht, es genügt ein Kopfnicken oder wissendes Lachen, das augenscheinliche Einverständnis. Hat ein Besserwisser eine ihm zugewandte Gruppe organisiert, vermögen weder Widerspruch noch eine inhaltliche Gesprächsanforderung für ihn gefährlich zu werden. Jeder Zweifler ist bekehrt oder er hat resigniert.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Stiftungsreserve

Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass Stiftungen zwar auch als Organisationsformen angesehen werden, aber auch dann, wenn sie Organe wie Vorstand, Kuratorium und Aufsichtsrat vorweisen können, nichts anderes darstellen, als ein in Form gegossenes Vermögen. Bei einer staatlich anerkannten Stiftung verleiht der Staat dem in einer Stiftung verfassten Vermögen die Handlungsfähigkeit, die der einer Gesellschaft vergleichbar ist. Bei einer Treuhandstiftung bleibt der Treuhänder Träger des Vermögens und setzt es unter der Aufsicht der Finanzbehörden nach dem satzungsgemäßen Zweck des Stifters ein. Aus dem Treuhandvertrag ergibt sich, was der Treuhänder mit dem auf ihn übertragenen Vermögen tun darf und lassen muss. Hat der Stifter das eingesetzte Vermögen in die Obhut des Treuhänders gegeben, scheidet er selbst als Berechtigter an diesem Vermögen aus.

Wie mit dem Stiftervermögen heutzutage gehandelt werden darf, hat bei selbständigen Stiftungen – durchaus mit Billigung der Stiftungsaufsicht und den steuerlich verantwortlichen Einrichtungen – bereits die historischen Vorgaben überschritten. Für Stiftungen ist anerkannt, dass sie ganz oder teilweise Verbrauchsstiftungen sein dürfen. Auch Ausgründungen, Zusammenlegung und Übertragung von Stiftungsvermögen sind möglich. Alle Kooperationsformen sind erlaubt, soweit diese nicht zu BGB-Gesellschaften führen.

Wie verhält es sich aber mit Stiftungen im Erbrecht? Oder mit Stiftungen auf Zeit? Jede Verbrauchsstiftung ist eine Stiftung auf Zeit. Jede Stiftung kann unter einer Bedingung entstehen, zum Beispiel unter der Bedingung des Todes des Stifters. Hier handelt es sich um eine aufschiebende Bedingung.

Gilt dies auch für Stiftungen, die unter einer auflösenden Bedingung der Zweckerreichung geschlossen werden? Das ist zu bejahen, denn, wenn der Zweck erreicht ist und die Stiftungsmittel dem Stiftungszweck entsprechend an die Destinatäre verteilt sind, kann die Stiftung erlöschen. Dass Stiftungen Nacherben bzw. Ersatzerben sein können, dürfte nicht zu bezweifeln sein.

Wie steht es aber mit der Vorerbschaft von Stiftungen? Die Stiftung wäre dann nur Nutznießer des Stiftungsvermögens, das ihr zugewandt wird und müsste dieses bei Eintritt des Nacherbfalls wieder herausgeben.

Wann sollte dieser Nacherbfall aber eintreten? Etwa dann, wenn in der Stiftungssatzung der vorerbenden Stiftung festgeschrieben ist, dass bei Eintritt einer bestimmten Bedingung, zum Beispiel Zweckerreichung, sie sich auflöst und das verbliebene Vermögen dem Nacherben zufließt? Das kann wohl nicht gemeint sein, sondern ein Vorerbe, der eine natürliche oder juristische Person ist, erhält den Nachlass mit der Maßgabe, diesen in eine gemeinnützige Einrichtung einzubringen und bei dem Tod des Vorerben soll der Nacherbe berechtigt sein, das Nachgelassene von dieser gemeinnützigen Einrichtung heraus zu verlangen.

Geht das? Da eine auf Zeit errichtete Stiftung möglich ist, kann der Erblasser verfügen, dass zum Beispiel mit seinem Tode eine Stiftung eingerichtet und mit dem Tod des Vorerben diese wieder aufgelöst wird. In der Zwischenzeit wird die Stiftung mit dem ihr überlassenen Stiftungsvermögen aus dem Nachlass ihre Zweckverpflichtungen im gemeinnützigen Bereich erfüllen. Da Stiftungen im Falle ihrer Auflösung das Stiftungsvermögen aber auch nur einer Einrichtung überlassen dürfen, die ihrerseits gemeinnützig ist, käme eine natürliche oder juristische Person, die diese Voraussetzung nicht erfüllt, als Nacherbe nicht in Betracht. Wird der Nachlass allerdings zur Fruchtziehung einer gemeinnützigen Einrichtung im Zeitpunkt des Todes überlassen, ist beim Tod des Vorerben durchaus denkbar, dass das auf Zeit überlassene Vermögen, welches einer gemeinnützigen Einrichtung nur zur Fruchtziehung überlassen worden ist, herausverlangt werden kann und der Nacherbe, seinerseits steuerlich privilegiert, dieses ins eigene Vermögen überführt.

Sinnvoll kann eine auf derartigen Prinzipien eingerichtete Vor- und Nacherbschaft deshalb sein, weil der Erblasser zu Lebzeiten des Vorerben erreicht, dass das vorhandene Vermögen in seinem Sinne gemeinnützig eingesetzt wird und dem Nacherben zufällt, wenn zum Beispiel die Mittel erforderlich sind, um die Existenz des Nacherben und seiner Familie zu sichern. Der Vorerbe muss von Nachlassbeschränkungen befreit sein, wenn er der Stiftung schenkungsweise den Nachlass überlässt. Hält er sich allerdings an die testamentarische Verfügung des Erblassers, dürfte keine Schenkung vorliegen, sondern eine Zuwendung an den Vorerben von Todes wegen mit der Auflage, über den Nachlass nach einer von ihm vorgegebenen Maßgabe zu verfügen. Der so handelnde Vorerbe benötigt daher zu seinem Handeln nicht die Zustimmung des Nacherben.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski