Das Wunder seiner Geburt hat jedem Menschen das Leben versprochen, dass ihm im eigenen und unser aller Interesse die Chance eröffnen soll, seinen Beitrag für sich und die gesamte Menschheit zu leisten. Um dies zu ermöglichen, muss der werdende Mensch aufnahmefähig und aufnahmebereit, wissens- und lernbegierig sein.
Diese Prägung erfährt das Kind allerdings nicht nur durch Eigenermächtigung, sondern vor allem durch andere Menschen, zunächst seine Eltern, aber auch religiöse, staatliche und sonstige weltanschauliche Institutionen. Das Lebens- und Weltbild eines Kindes ist also auch fremd- und nicht nur eigenbestimmt und bleibt es durch das ganze Leben hinweg, je nachdem, ob und wie der Mensch erkennt, welche Vorteile ihm ein an die Verhältnisse anderer Menschen angepasstes Verhalten bringen. Da ein Kind, also ein werdender Mensch, demzufolge auch nicht getötet werden will, entwickelt es aus sich selbst heraus auch nicht das Bedürfnis, andere Menschen zu töten.
Sowohl ein Kind zu töten, als auch nur zuzulassen, dass werdendes Leben getötet wird, anstatt für dessen Schutz einzustehen, ist ein fundamentales Vergehen gegen alles Sein. Ein Leben zu töten, bevor es überhaupt Gelegenheit hatte, seine Prägung zu erfahren und seine Bedeutung für das Menschsein zu ermessen, widerspricht also dem Lebensprinzip.
Gewalt gegen Menschen in der Form von Terror mag politisch möglicherweise opportun sein, aber menschlich nicht zu rechtfertigen, weil es also dem Wesenskern des Seins widerspricht. Kein Tier tötet ein anderes Tier aus Hass. Es ist also nicht seiensimmanent und keine fundamentale menschliche Eigenschaft, Gewalt und Terror auszuüben, sondern Ursache dessen sind Selbstermächtigungen wie Macht und Gier als Motor aller Grausamkeiten, die von dem Ausübenden selbst je nach Opportunität religiös, wirtschaftlich oder politisch gerechtfertigt werden.
Das mag im eigenen „Echoraum“ zunächst gelingen, aber die historischen Vorbilder des Terrors zeigen, dass Zeiten der Unsicherheit und der Ratlosigkeit sich allmählich selbst erschöpfen, wenn die Friedhöfe wachsen, der Nachschub an Soldatinnen und Soldaten versiegt, der Reichtum schwindet und das Leben aller bedrängt wird.
Gewalt und Terror führen nicht nur unmittelbar zum Verlust von Menschenleben, sondern zerstören auch die Umwelt, gefährden den Klimaschutz und führen uns so drastisch vor Augen, dass kein Gott mehr Erbarmen mit den Terror ausübenden Verbrechern haben wird, selbst wenn diejenigen schließlich erkennen, dass sie nur nützliche Idioten anderer, mittelbarer Täter waren, nun aber die Konsequenzen ihres Handelns tragen müssen.
Gewalt beginnt bereits mit dem Gedanken daran, diese zuzulassen.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski