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Konnexität

Unterschiedlichkeiten können Verbindungen aufweisen. Es dürfte auch möglich sein, unterschiedlichen Seins-Zuständen eine Verbindung zuzuweisen, die dazu geeignet sein könnte, einen weiteren zunächst möglicherweise noch nicht bedachten Zustand herbeizuführen.

Konnexität beruht somit nicht auf einer vorgegebenen Gesetzlichkeit, sondern einer Zusammenführung von Umständen sui generis, die eine Immanenz dieser an sich unterschiedlichen Zuständen schafft. Ebenso wenig, wie es zum Beispiel einen Typus Mensch gibt, gibt es auch keine typische Gemeinschaft, sondern wir sind Individuen, die aus den unterschiedlichsten Gründen miteinander in Verbindung treten und dafür sorgen, dass sie aus dieser Mischung von Fähigkeiten und Umständen vielleicht sogar neue Erkenntnisse zu ihrem Verhalten gewinnen können.

Im Gegensatz zur Solidarität beruht die hier beschriebene Konnexität aber nicht aus einer gewollten Fügung unterschiedlicher Akteure zu einer Verabredung, sondern aus der Verabredung selbst, am gleichen Strange ziehen zu wollen, die Dinge miteinander zu verknüpfen und dabei alle Reibereien und Komplexitäten im Interesse der Sache in Kauf zu nehmen.

Solidarität entspricht also stets einem Pflichtprogramm, kein Teilnehmer sollte sich drücken dürfen. Schwinden allerdings die gemeinsamen Interessen, bleibt auch die Solidarität auf der Strecke. Konnexität wird geradezu von Gegensätzen und komplexen Sachverhalten befördert und gewinnt an Intensität, je intensiver die miteinander verbundenen Kräfte bereit sind, eigene Vorstellungen mit denjenigen anderer zu verknüpfen, um Lebenssachverhalte aufzudecken, die erkennen lassen, dass ein Zusammenhang zwar bereits besteht, aber noch nicht erkannt wurde oder verbindlich aufoktroyiert wird.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski