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Zeit haben

Oft werde ich gefragt: „Wie schaffen Sie das denn auch noch? Diese Zeit hätte ich nie.“ Es gibt eine naturwissenschaftliche Zeit. Die ist jedem Menschen zugeteilt. Es gibt aber auch eine Zeit, die wir uns nehmen können, die uns kein anderer gibt. Wir teilen uns die Zeit ein. Wir entscheiden, welche Zeit wir einsetzen für das, was wir schaffen wollen. Schaffen wollen bedeutet, dass wir einen individuellen Ansatz wählen können für die Gestaltung unserer Tageszeit.

Das ist allerdings nicht selbstverständlich. Die meisten Menschen teilen den Tag nach ihren Pflichten und Neigungen auf, nach familiärer Fürsorge, Arbeit, Hobbys, Fernsehen sowie Nahrungsaufnahme und Schlafen. Dann stellen sie fest, dass ihnen keine Tageszeit mehr bleibt, um z. B. zu schreiben, zu lesen, Musik zu hören und dergleichen mehr. Alles, was sie gerne einmal getan hätten.

Wie ihr Tag sind auch die Wochen und die Jahre in ein Zeitkorsett gepresst. Das, was am Tag nicht übrig bleibt, bleibt auch im ganzen Leben nicht übrig. Es gibt für sie keine Zeit außerhalb ihres Pflichtenkreises. Dabei könnte es anders sein. Wenn ich erkläre, dass ich Zeit habe, dann handhabe ich meine Zeit. Ich nehme mir Zeit und schaffe dadurch Prioritäten selbst dann, wenn objektive Umstände am Tage mich dazu zwingen sollte, mich gegenüber anderen zu verteidigen, dass ich diese Priorität gewählt habe.

Zeit zu haben kann z. B. zu Lasten eines Fernsehabends gehen. Zeit zu haben schränkt womöglich die Aufnahme von Essen ein. Zeit zu haben hat Einfluss auf die tägliche Abfrage sämtlicher E-Mails, das Telefonieren mit dem Handy und dergleichen mehr. Aber eine eigene Zeit zu haben schafft einen großen Freiraum, nicht abhängig zu sein von den Mechaniken einer durchorganisierten Welt, von Beruf, Freizeit und Urlaub. Die persönliche Zeit eines Menschen ist nicht nur ideell, sondern auch wirtschaftlich sein höchstes Gut. Er disponiert und gewinnt, wenn er diese Zeit zur Verfügung hat und es nicht zulässt, dass Andere mit seiner Zeit machen, was sie wollen.

Die Ausbeutung des Menschen beginnt dort – und ist im Übrigen unabhängig von Einkommen, Schichten und sozialem Vermögen – wo der Mensch seine Zeitfreiheit verloren hat. Die Zeit ist ihm anvertraut, ein Geschenk, so sagt man, das er mit anderen Menschen teilt. Wenn er sich seiner Zeit bewusst ist, wird er es auch nicht zulassen, dass Andere ihm seine Zeit stehlen, über sie verfügen und damit auf seine Zeitkosten leben. Ein Weiser schenkt seine Zeit Anderen, weil er deren Souverän ist und bleiben will. Ein Narr behauptet: „Zeit sei Geld.“

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Viva Familia!

Kinder sind wunderbare Geschöpfe. Es macht Freude, sie dabei zu beobachten, wie sie vom ersten Tage ihres Lebens an ihre Eigenständigkeit entwickeln, sich Fähigkeiten aneignen, die es ihnen erlauben, durch Bewe­gung, Sprache, mit Schauen und Begreifen ihre Umwelt zu entdecken. Sie brauchen dabei Hilfe und Unterstützung, die zunächst nur nahe Angehörige, wie Eltern, Ge­schwister und natürlich auch Großeltern, Tanten und Onkel gewähren können. Die Ent­wicklung des Kindes beginnt mit Vertrauen, Vertrauen in die Kompetenz und die Zuwen­dungsbereitschaft seiner Familie. Das verlangt ein hohes Maß an Verantwortung der Bezugspersonen, erlaubt aber auch ein hohes Maß an Exklusivität der Familie mit dem Kind. Zwischen Kind und Fami­lie wird mit der Geburt eine Primärzuständigkeit begründet, die zeitlebens besteht, getragen von Verpflichtung, Verantwortung und Zutrauen. Jedes Kind ist wichtig für unsere Gesell­schaft. Dabei trägt auch diese Verantwortung dafür, dass sie selbst durch Förderung der familiären Anliegen dem Kinde gerecht wird. Es sind die Eltern, die die Bildungschancen und Interessen ihrer Kinder von der Geburt an wahrnehmen. Sie müssen dabei unterstützt werden, diese Aufgabe mit Stolz und Genugtuung zu übernehmen. Sie müssen sicher sein, einen der wichtigsten Bei­träge für unsere Gesellschaft, also auch für die Menschen zu leisten, die keine Kinder haben können oder wollen.

Viva Familia! will diesem Gestaltungsrecht, das auch eine Pflicht beinhaltet, Anerkennung zollen durch Projekte wie:

 Filina, ich singe für dein Leben gern

  • Erzählen und Singen mit Eltern
  • Vorbild schaffen und wahrnehmen
  • Minimuse
  • frühkindliche Ernährungsgewohnheiten (Pizza im Glas)
  • seelische Gesundheit des Kindes (Achtung Kinderseelen!)
  • Überforderung durch Unterforderung, Kindergarten, Schule plus plus

In der Familie wird eine Verantwortungsgemeinschaft begründet, die zeitlebens nicht auflösbar ist, da Eltern und Kinder sich aufgrund ihrer Nähe einschränkungslos korrigieren und miteinander ab­gleichen dürfen. Dieses Verhältnis wird oft gestört, und zwar primär nicht aufgrund eines Span­nungsverhältnisses in Eltern-Kind-Beziehung, sondern eher durch Einflüsse von Außen, die das Selbst­bewusstsein der Familie beschädigen und damit die Tauglichkeit des Familienmodells in Frage stellen. Die Familie ist aber entgegen aller Skepsis durchaus dazu geeignet, den Menschen durch das ganze Leben zu be­gleiten, zunächst durch Fürsorge, dann als Spiegel im Zeitpunkt des pubertären Auswahl­prozesses bis zur Gestaltung der Solidargemeinschaft während des Erwerbslebens bis hin zur Alterssicherung. Das Modell besteht in der Abgrenzung und in der Nähe, verträgt keine Überforderung, ist aber allen Prüfungen gewachsen, wenn nicht äußere Verunsicherungen und Opportunitäten einen anderen unheilvollen Weg weisen. Eine der Verlockungen heißt: Du brauchst keine Familie, wenn Du den Staat als Vor- und Fürsorger hast, der mit seinen Erziehungs- und Bildungsmodellen eher als du begreifst, was deinem Kind nützt oder schadet. Damit wird die elterliche Fähigkeit, selbst Verantwortung zu tragen, ausgehebelt und ein unheilvoller Prozess der Entmündigung in Gang gesetzt, der während des gesam­ten Lebens Menschen abhängig von staatlicher Fürsorge machen kann.

Viva Familia! setzt dagegen alles auf die familiäre Karte, d. h. zeigt die Chancen und Wege für eine kraftvolle Entwicklung der Familie innerhalb der Gesellschaft auf, die es nicht nur er­laubt, dass sich das Kind zu einem ebenbürtigen Partner in der Gemeinschaft entwickelt, sondern auch Eltern ermöglicht, eine Gelegenheit zu erkennen, ihr Erwerbs- und Sozialleben gemeinsam mit den Kindern zu meistern, sich wechselseitig dabei zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass keiner benachteiligt wird, sei es in der gemeinsamen Fürsorge und Pflege der Eltern für ihre Kinder, als auch dem Recht und der Pflicht, gemeinsam für die notwendige Un­terhaltung und Stützung der Familie zu sorgen. Die Mittel hierfür sind nicht neu, werden aber zögerlich eingesetzt, da der Staat es sich weitgehend vorbehält, im gesellschaftlichen Gestaltungsbereich die Oberhoheit zu behalten. Ein paar Beispiele:

Neben weiteren Kinderkrippen und Kindergären zu schaffen, ist es wünschenswert, die Mittel bereitzustellen, die eine betriebsnahe Kinderbetreuung für Mütter und Väter während ihrer Arbeitszeit erlauben, damit sie sowohl ihren beruflichen Aufgaben gerecht werden, als auch ihren Kindern nahe sein können. Bekanntermaßen sind Kinder gerade in der Kinderkrippen- und Kindergartenzeit oft gesundheitlich anfällig, was dazu führt, dass Eltern wider Erwarten plötzlich ihren Ar­beitsplatz verlassen müssen, um ihr krankes Kind von der Kinderkrippe oder vom Kindergarten abzuholen.

  • Es könnten durch Zuschüsse und steuerliche Entlastungen von Arbeitgebern Anreize da­für geschaffen werden, betriebsnahe Kindergarteneinrichtungen zu etablieren. Die betriebliche Nähe würde dazu führen, dass Eltern die Möglichkeit ha­ben, ihrer Sorge für das Kind zu entsprechen.
  • Familien sollten für ihre Kinder eine weithöhere steuerliche Entlas­tung erfahren und Kinder, die für ihre Eltern sorgen, dieses Privileg auch für sich in Anspruch nehmen können. Sie entlasten durch ihr Verhalten die Gesellschaft und stärken zudem die lebenslang eingegangene Verpflichtung, füreinander da zu sein.

Viva Familia! unterstützt diesen Prozess der Solidarität und fordert einen Beitrag von der Gesellschaft zur Stärkung der Rolle der Familie als wichtigstem Baustein der familiären Entwicklung.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski