Nur, wer grenzenlos spinnt, ist in der Lage, das Resultat normativ zu ordnen. Diese Erkenntnis drängte sich mir auf, als ich Anfang der 80er Jahre eine Ausstellung besuchte, die unter dem Motto stand „Täglich das Unmögliche tun“. Es wurden die Werke der Meister des Bauhauses u. a. Feininger, Schlemmer, Gropius präsentiert. „Spitze bleiben“ heißt, sich immer wieder neu finden und sogar zu erfinden, auf Entdeckungsreise gehen, neue Produkte zu entwickeln, von der Zukunft her denken und nicht rechthaberisch mit dem bereits erzielten unternehmerischen Erfolgen umgehen. Sind dies Binsenweisheiten?
Ja vielleicht. Es ist aber hilfreich, sich dies immer wieder vor Augen zu führen, sich zu spiegeln in den Möglichkeiten, die es auch noch gibt, die wir bisher aber nicht erprobt haben. Das war einer der Gründe, weshalb ich in Erinnerung an den Ausstellungsbesuch Anfang der 80er Jahre und nach Aufnahme der bekannten Adlon-Rede unsere Bundespräsidenten Roman Herzog – es soll ein Ruck durch Deutschland gehen – die Ruck – Stiftung des Aufbruchs gründete mit dem Ziel zu erfahren, welche Entwicklungen bei uns selbst durch Impulse ausgelöst werden können, auf die wir uns einlassen.
Es geht dabei nicht nur um die ganz großen Dinge, nein, sondern auch um die kleinen Möglichkeiten im Alltag, in der Familie und bei der Arbeit. Durch dieses Zulassen von Anregungen, Entwicklungen durch Engagement entsteht Neues. Dabei spreche ich nicht von Projekten, sondern von Selbstverständlichkeiten und Produkten auch im philanthropischen Bereich.
Ehrbarer Kaufmann, Social Responsibility, Good Governance, Complience. Alles dies sind Aufbruchsignale der Realwirtschaft mit dem Ziel, Verlässlichkeit zu schaffen, neue Erfahrungen zu schöpfen und werteorientiert zu arbeiten, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein und dabei Gutes zu tun. Philanthropic Industries – ein Begriff, den ich geprägt habe – kommt bekanntlich von Industria und heißt so viel wie Fleiß und Betriebsamkeit.
Dies soll wegweisend sein für den gesamten philanthropischen Bereich, d. h. Produkte zu entwickeln, die wie in der Marktwirtschaft ebenfalls Marktgeltung erlangen können, nachfrageorientiert und begehrenswert für andere Menschen sind. Es ist sinnvoll und zukunftszugewandt, dass wir auch unter diesem Gesichtspunkt die Energie-, Gesundheits- Pflege- und Betreuungsstrukturen analysieren, verändern und gekonnt ausbauen. Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die auf unsere Zuwendung angewiesen sind.
Einige haben wir im Rahmen der Ruck – Stiftung des Aufbruchs selbst benannt, andere werden bereits angedeutet, aber soweit ich sehe, noch nicht umgesetzt. Ich bin überzeugt davon, dass unter den jungen Unternehmern schon etliche Meister von Morgen sind, ihren Vorhabenplan für enthusiastische Maßnahmen im Tornister haben und nur darauf warten, dass sie uns zeigen können, was auch noch möglich ist. Viele wissen, dass das Leben eine wunderbare lange Veranstaltung ist, aber auch einmalig. Nutzen wir daher unsere Fähigkeiten, unsere Leidenschaft und unsere Erfahrungen, ob wir jung oder alt sind, das spielt dabei keine Rolle und nehmen wir uns wechselseitig mit auf unsere Streifzüge durch die Galaxien der Fantasien, um gemeinsam Neuland zu betreten, Gebiete, auf denen es nach einer Generation schon wieder selbstverständlich sein wird, dass wir sie in Besitz genommen haben.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski