Archiv für den Monat: September 2015

Hans vom Glück

Hans vom Glück ist mein offenes Pseudonym. Ich habe diesen Namen gewählt, weil ich Hans im Glück als eins meiner Vorbilder angenommen habe. Jeder kennt die Geschichte dieses Hans´, der für treue Dienste mit einem Goldklumpen entlohnt wurde, diesen aber aus Gründen verliert, die einfältig erscheinen, aber Hans auch immer wieder neue Lebensperspektiven aufzeigen.

So ist er zwar Gold und allen Zwischenerwerbungen verlustig geworden, hat aber so viele Erfahrungen auf seiner Reise nach Hause sammeln dürfen, die alle materiellen Verluste aufwiegen. Dieser Hans wurde vom Glück verwöhnt, weil er sich dazu entschlossen hat, nicht nur alles auf eine Karte zu setzen, sondern Veränderungen und Möglichkeiten zuzulassen, die unsinnig und nicht auf den ersten Blick erfolgversprechend erscheinen.

Viele seiner Handlungen erwecken zudem den Eindruck, er habe nicht mehr „alle Tassen im Schrank“ und sei realitätsfremd. Doch bei näherem Hinsehen erkennt man leicht, dass er einfach alles für möglich hält und situationsabhängig flexibel auf die ihm unterbreiteten Angebote reagiert. Auch unser Leben ändert sich ständig und wird bestimmt durch so viele Faktoren, die zwar auf den ersten Blick vielleicht unvernünftig erscheinen, es aber überhaupt nicht sind. Also sind auch die ausgefallensten Wagnisse die wichtigsten Inspiranten für unsere Möglichkeiten kreativer Kraftübungen. Nur, wer grenzenlos spinnt, kann seinen Gedanken etwas anbieten. Deshalb habe ich Hans im Glück gebeten, mir für meine Kinderbücher und sonstiger Schriftwerke seinen Namen zu geben, damit ich von seinem Glück auch etwas abbekomme.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Stadt, Land, Flucht

Von Landflucht ist die Rede. Ländliche Gebiete vergreisen. Junge Menschen finden dort keine Arbeit mehr und vor allem wird der Anspruch auf Vergnügungen nicht im erwarteten Maße bedient. Die Stadt verspricht Aufregung und Events. Party, Konsum, Ärzte und Pflegepersonal. Also 1:0 für die Stadt?

Was bietet das Land? Zum einen Ruhe, zum anderen bessere Luft durch weniger Staub, Möglichkeit, einen eigenen Garten zu unterhalten und viele hinlänglich bekannte ländliche Vorzüge. Und doch ist dies für viele Städter kein Grund, das Landleben vorzuziehen, denn Bio-Supermärkte, Raumklimageräte und viele andere technische Errungenschaften wiegen angeblich diese Vorzüge auf. Bleibt eines zu bedenken: In der Ruhe liegt die Kraft. Ein bekanntes Sprichwort, dass zwischen die Alternativen Stadt und Land geschoben Auskunft darüber geben soll, was uns entspricht.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein war unsere Gesellschaft weitgehend von der Agrarwirtschaft geprägt, der Mensch auf dem Land beheimatet und hat in Ruhe und Besonnenheit Einsichten gewonnen, die unsere gesellschaftliche Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Die industrielle Entwicklung hat dann die einst aus der Vielfältigkeit gewonnene Anschauung auf wenige Produktionsprozesse konzentriert, die in Abhängigkeit von Weisungen stereotype Produkte hervorbrachten. Dabei will ich die Bedeutung des Produktionsprozesses gar nicht leugnen, aber behaupten, dass abgesehen vom Variantenreichtum des Produktes an sich wirklich Neues dadurch nicht hervorgebracht wurde. Die Gleichförmigkeit des Produktionsprozesses hat inzwischen auch von Kultur und Medien Besitz ergriffen und findet sich wieder in den Schlagzahlen eingehender Mails und Selfies. Fritz Lang hat in Metropolis das Stadtbild beschrieben. Es ist an der Zeit, dass das Landbild neu gezeichnet wird. Dabei geht es nicht nur um Natur, sondern auch um Werte und Chancen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Policy

„Der Mensch denkt, Gott lenkt – kein Red´ davon“ meint Bertold Brecht. Er hat wohl Recht. Der Mensch hat aufgehört zu denken, jedenfalls zu denken in gesellschaftlichen Sinnzusammenhängen. Es gibt aber auch niemanden, der für ihn denkt. Zum Denken gehören zwei: der aktive Denker und der passive Denker, also derjenige, der die Gedanken versteht und umsetzt.

Dabei gäbe es Vieles in unserer Gesellschaft zu bedenken, aber uns sind die handelnden Denker abhandengekommen. Wir denken nur, dass wir denken, weil Medien dies behaupten. Tatsächlich ist aber das Denkvakuum vielfach wahrzunehmen, auch bei Bildungsinitiativen bis hin zur Flüchtlingsthematik. Denken erfordert, nicht nur auf augenblickliche Situationen zu reagieren, sondern vorausschauend Konzeptionen zu entwerfen, die Erfahrungen gleichermaßen beinhalten, wie kühne Herausforderungen und das noch zu Leistende.

Policy, d. h. die grundlegenden Verabredungen zu den Zukunftsplänen unserer Gesellschaft verwirklicht sich nicht durch Aufstockungen des bereits Gedachten, sondern nur durch Brüche und neues Beginnen. Schluss damit! Jetzt machen wir es einmal anders! Dies kann gesellschaftlich oft viel sinnfälliger aus einer Situation führen, als ein sicherungsbedachtes Weiterwurschteln. Mut, Risiko und Freude an neuen unerwarteten Erfahrungen können nicht nur einzelnen Menschen, sondern auch der Gesellschaft insgesamt bei der Zukunftsgestaltung Impulse geben.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Selbstoptimierung

Tu´ was, irgendwas, mach doch was… So lautete der Aufruf zur Selbstoptimierung von Studenten in den 70er Jahren. Es gab aber auch noch eine Ergänzung: „Mach kaputt, was Dich kaputt macht!“ Bezogen auf die damaligen politischen Verhältnisse ein schlimmer Satz, denken wir an dessen Interpretation durch Brandstifter und die RAF.

Wenn es aber darum ginge, diesen Satz dahingehend zu interpretieren, dass wir uns von dem trennen sollten, was uns kaputt macht, dann könnte diese Aussage auf Verständnis der Menschen hoffen. Noch geht es uns oft um die Kariere, also höher, schneller, weiter zu kommen als Andere. Selbst dann, wenn ich eigentlich nicht mehr in der Lage bin, mein Arbeitspensum zu schaffen, gibt mir das Internet die Möglichkeit, andere per E-Mail oder Facebook davon zu überzeugen, dass ich äußerst aktiv bin. Club, Partys, Reisen, kein Event bleibt unbesucht. Der Selbstoptimierung in den Bereichen Arbeit und Freizeit entspricht derjenigen bei Fitness und Networking. Die ganze Kraft und Ausdauer, die ich in meine Selbstoptimierung lege, schafft mir soziale Anerkennung und wünschenswerterweise auch Geld. So lautet das Versprechen. Aber Versprechen sind eben nur Versprechen, halten oft nicht Wort und dann wird die Vergeblichkeit der Selbstoptimierung deutlich: weder bleibende Schönheit, noch Geld – alles vergeblich? Aber nein, lebendig!

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Kuschelflüchtlinge

Wir sollen sie lieben, die Flüchtlinge. So nett und adrett sind manche Kinder anzusehen, denen engagierte Mitbürger auch die letzten Kuscheltiere aus dem Schrank ihrer Kinder räumen. Die Bilder sind wonnig. Gegen das Engagement dieser Mitbürger ist überhaupt nichts einzuwenden. Sie empfinden Empathie und sehen eine Aufgabe, die sie entsprechend ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten ausfüllen. Aber, mit dieser Hilfswilligkeit kann es nicht getan sein. Das Flüchtlingsthema ist kein solches, welches der Winter wieder beseitigt oder nur mit politischem Asyl zu tun hat.

Das Drehbuch zum Flüchtlingsthema wird von einer Zwangsläufigkeit geschrieben, die berücksichtigen sollte, dass es stets Migrationen gegeben hat und eine solche gerade stattfindet. Wir sollten darauf vorbereitet sein, denn sie ist normal und trägt dem Umstand Rechnung, dass hier das Verteilungspotential weit höher ist, als zum Beispiel im Nahen Osten oder Afrika, in Zentraleuropa ein Vakuum von Kindern entstanden ist und die Lebensbedingungen in manchen Teilen der Welt bekanntermaßen sehr schlecht sind.

Hinzukommt, dass auch in den entlegensten Gegenden via Internet Informationen abgerufen werden können, die das Risiko für Menschen, in völlig unbekanntes Terrain vorzudringen, mindert. Flüchtlinge, die nach Europa kommen, wissen oft schon sehr gut Bescheid, kennen sich aus und sind mit der Mechanik unserer Gesellschaft vertraut. Sie sind auch entgegen einem weit verbreiteten Argwohn hierzulande äußerst intelligent und anpassungsfähig und dadurch in der Lage, unsere persönlichen Defizite im Lehrlings-, Arbeitnehmer- und Wissenschaftsbereich auszugleichen.

Unsere Angst vor Überfremdung mag dabei darauf beruhen, dass wir uns dem nicht gewachsen glauben und uns trefflich in eigener Bequemlichkeit eingerichtet haben. Dies wohlwissend, dass auch dieses Versprechen nur auf Zeit und nicht für die Ewigkeit gilt. Wenn wir unsere Schockstarre überwunden haben und wieder handlungsfähig sind, sollten wir Modelle und Überlebensmodelle entwerfen, die dies berücksichtigen. Mit Grenzen und Zäunen werden wir nichts ausrichten, vielleicht aber mit kultureller und wirtschaftlicher Stärkung in den Krisenregionen Afrikas und Vorderasiens.

Unser Beitrag zu diesem Desaster, aus wirtschaftlicher Gier geboren, verbunden mit militärischem Großmannsgehabe ist unübersehbar. Wenn wir das Primat des nur Wirtschaftlichen aufzugeben bereit sind und gesellschaftliche Lösungen für Regionen jenseits staatlicher Egoismen anstreben, könnte darin eine Chance liegen, die auch Flüchtlinge dazu bewegen könnte, in ihrem Heimatland zu bleiben und am Aufbau einer Gesellschaft mitzuwirken, die Alternativen zu unserer bietet.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Hass

Hass überall. Mal ist vom Hass auf die jeweilige andere Religion die Rede, mal erfahren wir etwas über den Hass von Menschen auf die Einrichtung von Flüchtlingsheimen, den Hass auf einen Nachbarn oder Ethnien. Der Feststellung dieses Hasses folgt die Interpretation auf den Fuß. Der Hass habe damit zu tun, dass die eigene Religion von Anderen missachtet werde, mit der Angst vor der Überfremdung oder der wirtschaftlichen Verelendung. Es wird versucht, dem Hass so eine rational erfassbare Basis zu geben, die Worte Frust und Überforderung werden bemüht.

Die Interpreten spielen denjenigen, die hassen, in die Hände. Der Hass ist somit gerechtfertigt und ein Element der sozialen Auseinandersetzungen, das nach begreifbaren Kriterien gewürdigt werden muss. Muss es das wirklich?

Wer hasst, liebt nicht. Er ist liebesunfähig. Er empfindet keine Empathie für andere und verachtet sich schließlich selbst, weil er wie ein Selbstverliebter daherkommt, aber auch diese Sprache nicht beherrscht. Könnte man mit dem Hassenden Mitleid empfinden, dann entdeckte man eine in eigener Schuld völlig erstarrte narzisstische Persönlichkeit, deren ausschließliche Selbstbehauptung darauf beruht, dass er andere Menschen demütigt und quält. Ein Hassender ist wie ein Mensch aus Zellophan. Er bemüht sich um Anerkennung, aber was von ihm bleibt, ist nichts als Leere, Unscheinbarkeit. Doch dem Hassenden kann geholfen werden, aber nicht durch Beschreibung seiner angeblichen Beweggründe, sondern durch konsequentes Handeln, das Respekt für die Integrität anderer Menschen einfordert und auf die Verhinderung der Taten durch Aufklärung und Prävention durch Präsenz des Staats abzielt. Regeln, Pflicht und Verantwortung sind Tugenden, die altmodisch erscheinen, aber wirkungsvoll unsere Gesellschaft austarieren könnten, wenn wir für deren Akzeptanz eintreten.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Ferien vom Ich

In japanischen Restaurants ist zu beobachten, dass der Gast unter einem Vorhang, der unterhalb des Türrahmens angebracht ist, durchgehen muss und sich dabei wie selbstverständlich verbeugt. Diese Demutsgeste ist nicht nur der Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber geschuldet, sondern schafft auch das Maß an Vorbereitung und Einkehr, welches es dem Gast erlaubt, den Innenraum aufnahmebereit zu betreten und Platz zu nehmen zum Genuss eines großen kulinarischen Ereignisses.

Dem vergleichbar ist der Zugang zu „Ferien vom Ich“. Um in diesen Ferien eines Menschen wieder zusammenzufügen, was oft getrennt ist, wie die Person und die Persönlichkeit, die Seele und der Verstand, die Weisheit und das Gemüt, ist es erforderlich, die Außenwelt der ständigen Selbstvergewisserung zu verlassen und die Innenwelt entdeckend zu besuchen. Dies geschieht auch hier in der Bereitschaft, beim Überschreiten der Schwelle zur Innenwelt das trennende Tuch nicht einfach zur Seite zu schieben, sondern den sich öffnenden Raum in demütiger Haltung zu betreten.

Demut bezeichnet das, was uns kräftigt, ohne uns zu schaden. Eine Persönlichkeit wird während des gesamten Lebens geformt. Daher ist nicht zu verantworten, den Menschen zu sagen, dass sie alles falsch machen würden. Das Leben ist Üppigkeit und Vielfalt, Erfahrung, Enttäuschung und grenzenloses Vertrauen. Innerhalb dieses ganzen Kosmos begreift sich der Mensch allerdings alleine und wird mit diesem Alleinsein entweder durch aufopfernde Hingabe oder durch Aggressivität und andere persönliche Ausdrucksmöglichkeiten fertig.

Jeder Mensch kennt Freude, erfährt aber oft auch tägliche Zumutungen, Herabwürdigungen oder auch Gleichgültigkeit gegenüber seinen Anliegen. Menschen begreifen, dass entgegen aller verbalen Beteuerungen viele Menschen wenig Anteil nehmen an den Problemen Anderer, sei es persönlicher oder finanzieller Art. Deren Probleme sind uns allerdings wohl bekannt, denn wir erkennen, wenn wir uns mit diesen beschäftigen, unsere eigenen Zumutungen. Die wollen wir aber nicht kennen, deshalb verhalten wir uns auch anderen gegenüber abweisend. Wir sind oft innerlich kalt, auch wenn wir das Gegenteil behaupten. Die äußere Emotionalität kann nicht verdecken, dass wir hoffen, selbst davongekommen zu sein. Zu beobachten ist, dass Rührseligkeiten und Emotionen in Zeiten starker Gefühlsdefizite besonders hervorquellen. „Ferien vom Ich“ könnte einen Versuch darstellen, durch Sehen, Kennenlernen und Begreifen das eigene Ich neu zu entdecken und damit vielleicht auch besser andere zu begreifen und uns dadurch ebenfalls zu bereichern.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Lehrer-Lease – Personalagentur für Lehrer

Deutschland. Ein Land im Ausnahmezustand. Flüchtlinge und Migranten, Asylsuchende und hier bleibende Ausländer aus unterschiedlichen Ländern mit verschiedenen Kulturen und Sprachen. Darauf ist unser Schulsystem nicht vorbereitet, und zwar nicht nur wegen der Verständigungsmöglichkeiten. Viele Schulen sind überhaupt nicht in der Lage, diejenigen Lehrer einzustellen, die gebraucht werden, um fremde Menschen in der deutschen Sprache zu unterrichten und auch weitere Lernstoffe zu vermitteln. Wer beherrscht die Sprache? Wer verfügt über die dafür benötigte Zeit?

Die Heterogenität zwischen den bereits vorhandenen Schülern und den dazukommenden Schülern schafft weitere Probleme. Unser gegenwärtiges Schulsystem erlaubt es nicht, flexibel auf diese komplizierte Situation zu reagieren, vielmehr sind neue Reaktionsmöglichkeiten erforderlich. Die Einrichtung von Lehrer-Lease, also einer Personalagentur für Lehrer, würde es organisatorisch und inhaltlich schaffen, ad hoc und auf Zeit diejenigen Lehrer zu rekrutieren, die zielgenau erforderlich sind, um Unterrichtsstoffe dort zu vermitteln, wo entsprechende Nachfrage besteht.

Andererseits könnten auch neue Herausforderungen adäquat entsprochen werden. Das Lehrerpotenzial von Lehrer-Lease ist aus Lehrern zu gewinnen, die sich bereits in den Ruhestand verabschiedet haben, aber nochmals „ran wollen“, aus Junglehrern, die Lust haben, sich auszuprobieren und vielen Persönlichkeiten, die an neuen Erfahrungen und einem Jobwechsel interessiert sind. Es wird niemand ausgegrenzt, der lehrwillig ist, und zwar auch dann nicht, wenn er nicht über die übliche deutsche Lehrerausbildung verfügt. Sprachliche Qualifikation, pädagogisches Geschick und ein hohes Maß an Flexibilität zeichnet hier den erforderlichen Bewerber aus. Ist der Einsatz geglückt, kann daraus ohne weiteres auch eine Verbindung geschaffen werden, die dem Bewerber wie auch seinen Schülern eine neue Lebens- und Berufsperspektive gibt.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski