Archiv für den Monat: Februar 2016

Das Fremde

Gerade in der jetzigen Zeit neigen wir dazu, andere Menschen als Fremde zu markieren. Wie steht es aber mit uns? Sind wir unfremd? Aus dem Blickwinkel der Neuankömmlinge in Deutschland sind wir Fremde in einer fremden Umgebung. Fremdheit beruht also auf Blickwinkel und Einstellung.

Fremd ist uns die Welt, wenn wir in sie hineingeboren werden, fremd ist uns der Tod. Fremd ist alles das, was wir noch nicht entdeckt haben und fremd all das, womit wir nicht zurechtkommen. Fremd sind andere Menschen und fremd sind wir uns zuweilen in unserer eigenen Haut. Fremdheit bestimmt unser Leben und ermöglicht aber gerade dadurch Entdeckungen, die Zugehörigkeiten ermöglichen. Fremd sein ist wichtig, um Perspektiven der Nähe zu entwickeln. Fremdes macht neugierig und lässt in ein Reservoir an Möglichkeiten der Ausbildung des eigenen Wesens schauen. Nutzen wir also die Chance, am fremden Wesen zu genesen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Organisation

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Geht Ihnen das auch so? Seit geraumer Zeit bekomme ich jede Einladung mindestens 10 Mal per E-Mail und selbst dann, wenn ich bereits zugesagt habe, werde ich sicher weitere 10 Mal daran erinnert, dass ein Termin stattfindet.Es ist mühsam und zeitraubend, die Flut der Informationen zu verarbeiten. Irgendwann drängt sich mir die Frage auf, warum das alles erforderlich sei? Eine Nachricht ist doch eine Nachricht, eine Auskunft, eine Auskunft, ein Wort, ein Wort. Warum das alles mehrfach?

Nach längerem Grübeln dämmert mir die Erkenntnis, dass die Ursache all dessen ein mangelhaftes Verständnis für Organisation sein muss. Kann es sein, dass viele Menschen oft überhaupt nicht mehr wissen, wo sie etwas notiert, abgelegt oder gespeichert haben? Gibt es Mängel im Zugriff? Wenn dies so ist und Mängel in der Selbstorganisation vorliegen, ist zu befürchten, dass ein strukturelles Organisationsversagen uns künftig erhebliche Probleme bereiten kann.

Fehlende Organisation ist nicht nur zeitraubend, sondern vor allem belastend für andere, die auf die Organisationsfähigkeit ihrer Mitmenschen vertrauen. Der fehlerhaft organisierte Mensch belastet aber nicht nur seine Mitmenschen, sondern läuft Gefahr, sich selbst zu entkoppeln, unsicher zu werden gegenüber den Dingen, die er noch im Griff zu haben glaubt. In dem einen oder anderen Fall mag dies überspielbar sein, auf Dauer aber nicht. Die Mängel werden offensichtlich, lähmen privat und beruflich eine sinnstiftende Kommunikation. Bevor Gleichgültigkeit oder Schuldzuweisungen eine allgemeine Lethargie zum Maßstab intermenschlichen Handelns macht, sollten wir vielleicht dann und wann wieder auf althergebrachte Organisationsformen, ggf. mit Papier und Bleistift zurückgreifen. „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ (Goethe, Faust I)

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Über das Bloggen

Ich blogge, also bin ich. Mit jedem meiner Beiträge verrate ich etwas über mich, verwirble meine Gedanken und Einsichten Dritter zu einer Meinungsgemengelage. Was ich blogge, findet sich im Netz und ist damit über die Suchmaschinen adressiert an viele potenzielle Interessenten weltweit.

Es ist heute ein Leichtes festzustellen, wie viele Besucher und Leser es bei den einzelnen Veröffentlichungen gibt und auf wie viele sich diese bezogen auf Tag, Monat, Jahr addieren. Das ist des Umfangs wegen erschreckend. Jeder Bestsellerautor und insbesondere dessen Verlag würde sich aber darüber freuen. Was wollen die Blogbesucher?

Eine naheliegende Möglichkeit, dies herauszufinden, wäre es, meine Beiträge einer Kommentierung zugänglich zu machen. Auf meine Nachfrage beim Blogprovider fiel die Antwort wegen ihrer Knappheit sehr einleuchtend aus. „Das wollen Sie gar nicht wissen!“, meinte er. Ich habe verstanden und viele Beiträge in den Medien scheinen dies zu bestätigen. Jeder Beitrag fordert nicht nur zu einem Gegenbeitrag heraus, sondern provoziert Ablehnung oder Zustimmung.

Vor allem die Ablehnung muss dann drastisch zum Ausdruck gebracht werden. Auch, wenn ich dies nicht erlebe, so freut es mich doch, dass irgendetwas in den Blogbeiträgen, die es in dieser Welt gibt, andere Menschen so beschäftigen, dass sie denken, empfinden und darauf reagieren. Daher: Auch, wenn die Worte eines Blogbeitrags längst verhallt sind, bleibt so etwas wie eine Erinnerung auch für mich: zumindest in Zahlen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Schönheit

Im Frühstücksfernsehen habe ich jüngst einen abstoßenden Beitrag gesehen zum Thema Schönheitskonkurrenz von Babys und Kleinkindern in den USA. Da wir fast alles übernehmen, was in den USA einmal Erfolg hatte, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir derartige Veranstaltungen auch bei uns haben. Beauty sells. Davon profitieren nicht nur Modenschauen, sondern alle Veranstaltungen, die gutaussehende Menschen einsetzen oder präsentieren.

Ein gutaussehender Mensch muss einfach intelligent und kompetent sein. Anders kann es ja nicht sein. Und doch hat das Ideal der Schönheit sehr gelitten unter abweichenden kulturellen Vorstellungen, künstlerischem Einfluss und profaner Lebensführung. Das Hässliche hat sich neben dem Schönen etabliert und konkurriert mit ihm. Das Profane ist bequem. Trainingsanzug statt Sonntagsstaat. Das nennt man eben heute Lifestyle.

Zum Lifestyle gehört allerdings nicht nur die öffentliche Präsentation, sondern eine Haltung, die dazu befeuert, Formen der Ästhetik außer Kraft zu setzen, weil sie unbequem sind, das eigene Verhalten infrage stellen. Schönheit ist dabei kein äußerliches Gehabe, sondern eröffnet einen inneren Blick auf die Dinge und ermöglicht ein Verhalten, dass das Schöne an sich wertschätzt. Für einen in Schönheit denkenden Menschen ist zum Beispiel Landschaft nicht nur Gebrauchsgegenstand für die Selbstverwirklichung beim Joggen, Grillen oder anderem Freizeitspaß.

Für den in der Ästhetik lebenden Menschen erschließt sich alles in Farben, Gerüchen, Empfindungen und der Bereitschaft, das zu beschützen, was den Reiz des Schönen ausmacht. Das gilt natürlich nicht nur für den Menschen im Verhältnis zur Natur, sondern zeigt sich in jeder Form der Zuwendung, die nicht mehr in erster Linie opportunistisch und ichbezogen ist, sondern anerkennt, was den Wert eines anderen Menschen, jedes weiteren Lebewesens und auch der Pflanzen ausmacht. Ästhetik ist in diesem Sinne Liebe. Liebe, die sich erfreut und nicht ausbeutet. Es wäre schön, wenn die Erziehung zur Ästhetik auch im Lehrplan der Schulen stünde.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Aggregatzustand

Alles ist flüchtig. Diese Behauptung provoziert Widerstand. Wer kennt sich denn mit der Flüchtigkeit der Steine aus? Aber doch, sie könnten zu Sand zerrieben werden. Ganze Kontinente sind auf der Flucht. Nichts bleibt, wie es ist, aber es lässt sich aufhalten, nicht endgültig.

Der Wasserdampf steigt auf und fällt als Regen zurück auf die Erde. CO2 verflüchtigt sich, aber trägt gleichwohl zur Verwundbarkeit unseres Planeten bei. Unser Leben ist flüchtig. Auch wir lösen uns auf und doch bleibt etwas von uns auf ewig. Das heißt, wir lösen uns nicht ganz auf. Auch wenn der Körper zerfällt, bringen wir uns ein in die Natur.

Unsere Gedanken und Gefühle haben einen bleibenden Beitrag in unserer Gesellschaft geleistet. Unsere flüchtige Existenz kann heilvoll aber auch unheilvoll sein, aber bleibend in dem von uns erwarteten Sinn ist nichts. Für den Moment können wir die Welt in Angst und Schrecken versetzen, für den Moment sie beglücken mit einer Erfindung oder unerwarteten Zuwendung. Auf Dauer können wir nicht planen.

Achtung, Achtung! Das ist ein Experiment mit meinen Gedanken, die kommen und gehen. Es bleiben weder Erinnerung noch Bedeutung. Sie schaffen auch keine Veränderung. Aber irgendwie tragen meine Gedanken trotz aller Flüchtigkeit zu etwas bei. Sie regen für einen Moment meine Leser an, fordern Widerspruch heraus oder erlauben kurzfristige Übereinstimmung. Vielleicht.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Stellvertreterdenken

Ich denke doch für Euch! Das war der trotzig hingeworfene Satz eines gleichaltrig jungen Mannes, als ich ihn Ende der 60er Jahre aufforderte, sich daran zu beteiligen, die Küche aufzuräumen. Da er für uns denke, weigere er sich mitzumachen. Was war sein Denken wert?

Blitzschnell kalkulierte ich und sagte: „Wenn Du nicht mitmachst, kriegst Du auch nichts zu essen.“ Er empfand das aus den vorgenannten Gründen als ungerecht. Ich empfand es meinerseits als Anmaßung zu behaupten, man könne und dürfe für den Anderen mitdenken. Wie kann er überhaupt denken, wie ich denke und was soll ich mit seinem Denken anfangen, wenn es für mich eine Art Denkersatz darstellen soll? Das Denken selbst ist völlig in Ordnung. Es sollte dem Verbreiten von Parolen vorangehen. Aber das Denken, für den Fall seiner Veröffentlichung ohne Angebot an den Empfänger sich kritisch damit auseinandersetzen zu dürfen, ist frivol.

Jeder mag denken, was ihm beliebt, keiner muss jemals veröffentlichen, was er denkt, aber wenn er von seinem Denken eine allgemeine Handlungsempfehlung ableiten will, muss er sich auf Kritik, Widerstand und Ergänzungen einstellen. Gedanken sind aber nicht nur frei, sondern sogar hoch willkommen, wenn sie dazu dienen, uns zu bereichern, zu unserem bleibenden Gedächtnis etwas beizutragen und Impulse zu geben.

Dies gilt auch für das digitale Gedächtnis, auf das wir zurückgreifen können, wenn unser eigenes Gedächtnis versagen sollte. Aber auch in der digitalen Welt kann kein Algorithmus an unserer Stelle denken. Wenn das System seinen eigenen Weg geht und meint, sich verselbständigen zu können, dann müssen wir es zähmen. Wir brauchen keine Stellvertreterdenker, ob dies Menschen oder Maschinen sein sollten. Wir brauchen Menschen, die sich nicht scheuen, konkret dort anzupacken, wo Gemeinsamkeit gefordert ist, zum Beispiel beim Decken des Tisches für ein gemeinsames Mahl. Können Maschinen das auch?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Dienst an der Gemeinschaft

Wer erinnert sich noch an das Haushaltsjahr, welches für junge Frauen in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts verpflichtend war? Erinnert sich auch noch jemand daran, dass die Teilnahme am Grundwehrdienst oder Ersatzdienst für junge Männer ebenfalls verpflichtend war? Als der damalige Verteidigungsminister von Guttenberg für die Abschaffung dieser Dienste sorgte, waren viele damit einverstanden. Der Staat hatte weniger Ausgaben und junge Männer früher die Möglichkeit, sich beruflich zu bewähren oder weiter zu qualifizieren, Familie zu gründen, überhaupt ein freieres Leben zu führen.

Doch was ist daraus geworden? Junge Menschen haben mehr Zeit für sich, lernen aber nicht, dass auch die Gemeinschaft sie beanspruchen darf. Eine Gemeinschaft räumt zwar Rechte ein, mutet aber auch Pflichten zu, die jeder lernen muss, ihr gegenüber zu erbringen. Wenn aber der organisierte Anstoß fehlt, wie sollte dies gelingen? Die Menschen dieser Gemeinschaft, also auch unsere Kinder, werden älter und sind auf Hilfe angewiesen. Wer soll, wenn junge Menschen keine Möglichkeit hatten, diese zu erproben, jemals eine solche Aufgabe übernehmen?

Die Aufnahme von Menschen in eine Gemeinschaft hat immer auch mit Ausbildung zu tun. Ist diese unterblieben, kann der Mensch in der Gemeinschaft nicht ankommen. Eine Gemeinschaft, die alle Belastungen des Einzelnen entsorgt, stellt letztlich ihre eigenen Regelungen in Frage. Wir müssen uns dann nicht wundern, wenn die Gemeinschaft insgesamt zur Disposition steht. Gemeinschaftsaufgaben zu erfüllen, war und ist – zudem für junge Menschen eine gute Möglichkeit sich zu beschäftigen, ohne dass dabei ein bestimmtes Berufsziel verwirklicht werden muss.

Retten, pflegen und schützen. Alles Bereiche, die für die Verfassung einer Gemeinschaft unabdingbar sind. Es gilt diejenigen, die Verantwortung für unsere Gemeinschaft in leitender Funktion tragen, daran zu erinnern, dass auch sie verantwortlich sind für das im Zuge falsch verstandener Individualisierung und Abbau von Gemeinschaftsaufgaben schwindende Bewusstsein vieler Menschen, füreinander einstehen zu müssen. Mit Elterngeld und anderen wohlmeinenden Zuwendungen des Staates ist dies nicht getan. Nur durch die Strukturierung und Vermittlung gemeinschaftlicher Aufgaben können wir unseren den Gesetz und Regeln innwohnenden Werten eine bleibende Bedeutung sichern.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Groß und Klein

Am Grunde der Moldau wandern die Steine.
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag …

So Brecht und Eisler in ihrem Lied von der Moldau. Was für die Moldau gilt, gilt auch für unser Leben. Vieles ist wichtig, aber nicht so wichtig, dass wir es über die Nacht hinaus noch immer behaupten müssten. Das gilt für die Empörung, wie für die Gleichgültigkeit. Im Sinnbild des Gleichmuts eines Flusses beginnt immer wieder etwas Neues, entwickelt sich aus der Nacht der Tag. Oft nehmen wir wichtig, was uns, aber noch mehr, was andere, beschäftigt.

Das ist ein Quäntchen gut so, weil jede Form der Auseinandersetzung Entwicklung schafft. Das Beharren allerdings auf Wichtigkeiten, deren Haltbarkeitsdatum schon überfällig ist, ist nichts als nur Inszenierung. Je hohler und witzloser diese ist, umso beharrlicher wird auf die Werthaltigkeit dieser Inszenierung verwiesen.

Ob es sich um religiöse, politische, kriegerische oder sonst geartete soziale Inszenierungen handelt, ihnen wohnt inne, sich aufzuplustern, bedeutsam zu bleiben, und zwar auch dann noch, wenn der Zug schon längst weitergefahren ist. Wem oder was nützen Phrasen, wenn sie keinen Fortschritt mehr bringen können? Wem nützt eine Vergangenheit, die nicht zu lehren bereit ist? Welchem Sinn folgt eine inszenierte Zukunft, wenn sie auf Zerstörung gerichtet ist?

Gelänge es den Menschen, dem Einzelnen oder der Gruppe einmal das zuweilen Komische ihres Tuns aus einem gewissen Abstand betrachten zu können, sie müssten so lachen, dass der Tag wieder mit Freude begönne.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Menschwelten

Verheerungen, Verwirrungen und Verständnislosigkeiten. Neue Formen der kriegerischen Aus­einandersetzungen, Terrorismus und Fundamentalismus. Warum ist das so?

Das kann doch kei­ner wollen! So scheint es zu sein und doch folgt dieser Schrecken einer inneren Logik, einem Plan. Um diesem Plan zu verstehen, müssen wir nicht von höheren Wesen, also von Gott auf uns, schließen, sondern begreifen, dass es unserer Entwicklung entspricht, so zu handeln, und zwar von Anfang an, wenn es diesen Anfang überhaupt gibt. Wir sind da, weil es einem Plan entspricht, der nicht von außerhalb ersonnen wurde, sondern ein Teil unserer Entwicklungsge­schichte ist, die sich von Entwicklungsschritt zu Entwicklungsschritt sublimiert. Wir werden geboren, nicht weil unsere Eltern sich ein wunderbares Kind wünschen, sondern weil wir ge­boren werden müssen. Das ist die entwicklungsbiologische Anforderung des Lebens.

Wie alles in der Natur in Konkurrenz zueinander steht, aber sich auch unterstützt, sobald es dem gattungsgemäßen Fortkommen dient, befindet sich der Mensch in ständiger Konkurrenz zu anderen Menschen auf allen Gebieten. Es scheint wichtig zu sein, dies zu erkennen, damit Fehlschlüsse uns nicht dazu verleiten, allzu persönlich auf Lebensumstände zu reagieren, die wir nicht verstehen. Um dies zu verdeutlichen, verweise ich auf die augenblickliche Flücht­lingsthematik.

Flüchtlinge, so sie heute zu uns kommen, sind unsere Konkurrenten. Sie hatten die Gelegenheit, in ihrem Heimatland sich zu arrangieren oder zu uns zu kommen. Sie kamen zu uns, weil sie hier bessere Chancen des Überlebens sehen, als in ihrem Heimatland. Auch für uns gibt es dabei Optionen. Die eine Option ist, den Flüchtling als Konkurrenten abzu­lehnen oder festzustellen, ob und wie wir uns mit seiner Hilfe weiter qualifizieren können. Selbstverständlich hat der Flüchtling genau dieselben Optionen. Wir sind also Konkurrenten und können davon profitieren, wenn wir wach und aufmerksam die Herausforderungen an­nehmen oder verlieren, wenn wir im Bösen oder Guten nur zusehen, was geschieht, also pas­siv bleiben.

Das Muster ist immer dasselbe, ob es sich um Krieg und Wiederaufbau, Flüchtlinge, wirt­schaftliche Unterwerfung oder jede andere Form der Auseinandersetzung auch im religiösen Bereich handelt. Auch die Mechanik ist immer die Gleiche. Es besteht die Wahl anzunehmen oder abzulehnen. Der Code ist 1 oder 0, wie uns dies aus der digitalen Welt geläufig ist. Die Verheißung lautet, dass dann, wenn wir das nächste Ziel erreicht haben, es uns besser geht. Diese Verheißung ist wichtig, sozusa­gen der Motor, der die Walze antreibt, die unsere Lebensmatrix prägt.

Weil wir das Ziel all unserer Bemühungen nicht kennen, benennen wir Gott. Die Sinnlosigkeit des Lebens würde uns erschöpfen. Aber ist das Leben tatsächlich sinnlos? Sicherlich nein. Auch unter großen Anstrengungen, immensen Verlusten, Kriegen, Krankheiten und Katasthrophen, wir verbes­sern uns ständig, bis wir eines Tages mit unseren Vorstellungen, unseren Projektionen mit dem alles in sich aufnehmenden Ich digital verschmelzen, körperlich überflüssig geworden sind.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski