Verheerungen, Verwirrungen und Verständnislosigkeiten. Neue Formen der kriegerischen Auseinandersetzungen, Terrorismus und Fundamentalismus. Warum ist das so?
Das kann doch keiner wollen! So scheint es zu sein und doch folgt dieser Schrecken einer inneren Logik, einem Plan. Um diesem Plan zu verstehen, müssen wir nicht von höheren Wesen, also von Gott auf uns, schließen, sondern begreifen, dass es unserer Entwicklung entspricht, so zu handeln, und zwar von Anfang an, wenn es diesen Anfang überhaupt gibt. Wir sind da, weil es einem Plan entspricht, der nicht von außerhalb ersonnen wurde, sondern ein Teil unserer Entwicklungsgeschichte ist, die sich von Entwicklungsschritt zu Entwicklungsschritt sublimiert. Wir werden geboren, nicht weil unsere Eltern sich ein wunderbares Kind wünschen, sondern weil wir geboren werden müssen. Das ist die entwicklungsbiologische Anforderung des Lebens.
Wie alles in der Natur in Konkurrenz zueinander steht, aber sich auch unterstützt, sobald es dem gattungsgemäßen Fortkommen dient, befindet sich der Mensch in ständiger Konkurrenz zu anderen Menschen auf allen Gebieten. Es scheint wichtig zu sein, dies zu erkennen, damit Fehlschlüsse uns nicht dazu verleiten, allzu persönlich auf Lebensumstände zu reagieren, die wir nicht verstehen. Um dies zu verdeutlichen, verweise ich auf die augenblickliche Flüchtlingsthematik.
Flüchtlinge, so sie heute zu uns kommen, sind unsere Konkurrenten. Sie hatten die Gelegenheit, in ihrem Heimatland sich zu arrangieren oder zu uns zu kommen. Sie kamen zu uns, weil sie hier bessere Chancen des Überlebens sehen, als in ihrem Heimatland. Auch für uns gibt es dabei Optionen. Die eine Option ist, den Flüchtling als Konkurrenten abzulehnen oder festzustellen, ob und wie wir uns mit seiner Hilfe weiter qualifizieren können. Selbstverständlich hat der Flüchtling genau dieselben Optionen. Wir sind also Konkurrenten und können davon profitieren, wenn wir wach und aufmerksam die Herausforderungen annehmen oder verlieren, wenn wir im Bösen oder Guten nur zusehen, was geschieht, also passiv bleiben.
Das Muster ist immer dasselbe, ob es sich um Krieg und Wiederaufbau, Flüchtlinge, wirtschaftliche Unterwerfung oder jede andere Form der Auseinandersetzung auch im religiösen Bereich handelt. Auch die Mechanik ist immer die Gleiche. Es besteht die Wahl anzunehmen oder abzulehnen. Der Code ist 1 oder 0, wie uns dies aus der digitalen Welt geläufig ist. Die Verheißung lautet, dass dann, wenn wir das nächste Ziel erreicht haben, es uns besser geht. Diese Verheißung ist wichtig, sozusagen der Motor, der die Walze antreibt, die unsere Lebensmatrix prägt.
Weil wir das Ziel all unserer Bemühungen nicht kennen, benennen wir Gott. Die Sinnlosigkeit des Lebens würde uns erschöpfen. Aber ist das Leben tatsächlich sinnlos? Sicherlich nein. Auch unter großen Anstrengungen, immensen Verlusten, Kriegen, Krankheiten und Katasthrophen, wir verbessern uns ständig, bis wir eines Tages mit unseren Vorstellungen, unseren Projektionen mit dem alles in sich aufnehmenden Ich digital verschmelzen, körperlich überflüssig geworden sind.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski