Archiv für den Monat: Juni 2016

Dummheit

Forscher behaupten, die Menschen werden immer dümmer. Einmal unterstellt, diese Forschungsergebnisse hielten einer Evidenzprüfung statt, sollten uns Wissenschaftler dann nicht auch erklären, woran dies liegt und wie wir aus dieser Situation wieder herauskämen, wenn wir dies wollten?

Da ich kein Wissenschaftler bin, kann ich nur mutmaßen, dass es keinen Hauptgrund für die zunehmende Verdummung gibt, sondern dies mehrere Ursachen hat. Meine Gründe sind natürlich rein subjektiv und benennen diejenigen Verhaltensweisen, die ich zumindest bei anderen Menschen nicht leiden kann. Diese sind: übermäßiger Fleischverzehr, insbesondere beim Grillen in Gaucho-Manier, Süßigkeiten, Nachlässigkeit der Körperpflege und Kleidung, unschicklicher Umgang mit Messer und Gabel oder Löffel, Geschwätzigkeit, Vernachlässigung der Kinder und der Eltern, Rechthaberei und permanente Selbstbetrachtung.

Diese sehr subjektive Liste ist ausbaufähig und natürlich hat jeder Präferenzen bei der Einschätzung seiner Mitbürger unter dem Aspekt der gesteigerten Dummheit. Diese Dummheit hat messbare Effekte, vor allem in der Form eines gesellschaftlichen Autismus, der Unfähigkeit, einen anderen Menschen in Integrität und Würde überhaupt noch wahrzunehmen. Das geschieht im Kleinen wie im Großen, bei Rempeleien in der U-Bahn oder Jagdfieber auf der Autobahn.

Doch, was ist dagegen zu tun? Ich glaube nichts. Ich glaube, dass man solche Prozesse einfach hinnehmen muss. Sie führen dazu, dass die Dummen, die ihre Dummheit nicht einschätzen können, auf der Maßgeblichkeit ihrer Verhaltensweise für sich und auch andere bestehen und mangels Selbsterkenntnis davon ausgehen, dass eigentlich alle sehr klug seien, bis auf die anderen natürlich.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Ostern

Ein bekanntes Osterlied beginnt folgendermaßen: „Ostern ist heut, wir sind erfreut, dass Herr Jesu Christ heut auferstanden ist…“ Ganz offensichtlich handelt es sich hierbei um ein Kampflied, welches Zuversicht und den Willen ausdrücken will, schlimmste Prüfungen zu überstehen, wenn der Plan stimmt. Ob der Plan stimmt, wissen wir Menschen oft nicht genau, vermögen aber die Umstände zu spüren, die einen Plan zum Reifen bringt.

Zu Ostern heißt es, dass es der Plan Gottes war, seinen einzigen Sohn zu opfern, damit die Welt erlöst werde. Diese Überhöhung, das heißt Heiligsprechung eines Planes, ist meist nicht möglich, aber doch sind Pläne Ausdruck eines allumfassenden Sinnes, wenn der göttliche Bezug nicht möglich ist. Unserem Lebenssinn entspricht es nicht nur, selbst zu leben, sondern auch Leben zu stiften und dieses zu verteidigen, wann immer es angegriffen wird.

Nicht alle können Märtyrer sein, geduldig die Lasten, die Zerstörungen und die Tode auf sich zu nehmen, die Andere ihnen auferlegen wollen. Der Plan, dem sie sich anvertraut haben, heißt Rettung. Sie machen sich auf die Flucht, wie Mose aus Ägypten oder heute Afrikaner und Araber aus ihren Ländern. Sie haben nicht aus Angst, sondern aus Zuversicht und den Glauben an das Leben eine Entscheidung getroffen. Sie haben damit ein Vorbild geliefert für uns, die wir im Aufbruch und Ankommen ebenfalls ein Beispiel für unser eigenes Leben erkennen könnten.

Soweit sind Flüchtlinge auch unser aller Vorbild und die Bewegung, die entstanden ist, Teil eines Planes, der uns mit einschließt. An Ostern sind wir mit allen versöhnt, und zwar jenseits unserer Religionen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Tod

Herr, lehre uns Bedenken, dass wir sterben müssen, so heißt es in der Bibel, Psalm 90, Vers 12; 1. Korinther 15 Vers 55 hält dagegen unter Protest „Tod, wo ist dein Stachel?“ John Donne bezeugt in seinem Gedicht „Death be not proud“ den Tod für überwindbar. Wie immer wir versuchen, damit umzugehen, der Tod kommt. Jeder Mensch ist sterblich.

In Ihrem Gedichtband „Von der Hand gesprungen“ hat Rosemarie Bronikowski im Gedicht „Das Leben hat´s in sich“ hinzugefügt: „Das Lachhafte am Leben ist seine Kürze, die vorher wie Länge aussah“. Sich dessen bewusst seiend, dürfte der Appell, den wir an uns selbst richten, nicht vergeblich sein: „Mensch, werde wesentlich“. Was kann uns dieser Satz sagen?

Derjenige, der sich angesprochen fühlt, könnte zum Beispiel darüber nachdenken und Konsequenzen daraus ziehen, dass es angesichts der Endlichkeit sinnvoller ist, sich zu versöhnen, als sich zu entzweien. Im Volksmund ist es natürlich nur dahingesagt: „Das letzte Hemd hat keine Taschen“. In Wahrheit versucht jeder in seiner Tasche bis zum letzten Tage so viel zu belassen, wie möglich ist, um dann die Taschen an die nächste Generation weiterzugeben. Dann beginnt alles wieder aufs Neue.

Da Geld auch geronnene Arbeit ist, bestünde die Möglichkeit, die Üppigkeit unseres Verdienstes mit anderen zu Lebzeiten zu teilen. Da gibt es viele Möglichkeiten, die nicht mit Verzicht, sondern mit Fortsetzung des Reichtums auf andere Weise zu tun hat. Eingedenk der Endlichkeit unseres Lebens geht es um die persönlichen und wirtschaftlichen Beiträge, die wir gegenüber der Familie und der Gesellschaft erbringen, und zwar auch dann, wenn wir den Erfolg unseres Wirkens möglicherweise selbst gar nicht mehr erleben. Der Mensch, der über sich selbst hinaus zu denken und zu handeln vermag, der hat den Tod wahrhaft überwunden.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Wut

Wut klebt heute an Bürgern wie Gesinnungsabzeichen. Wut reklamiert derjenige als Antriebsaggregat, der für Pegida oder die AfD auf die Straße geht genauso, wie derjenige, der skandaliert, dass jemand die AfD wählt. Beide werden neudeutsch als Wutbürger bezeichnet. Sie verbindet, dass sie beide einen Gegner haben, und zwar jeweils den Anderen. Sie vereint auch, grob gesagt, der gleiche Sachverhalt.

Wutbürger 1 meint, dass sein Deutschland bis auf feine Nuancierungen frei zu bleiben hat von fremden Einflüssen. Er nennt dies Werterhaltung. Wutbürger 2 meint, dass sein Deutschland dadurch bereichert wird, wenn andere zu uns kommen, auch er will Deutschland mit allen Regeln und Gesetzen erhalten. Er setzt auch darauf, dass Zuwanderer eine sinnvolle wirtschaftliche Investition in unsere deutsche Zukunft sind.

Dies sieht der Wutbürger 1 anders. Er befürchtet, das Sozialschmarotzertum derjenigen, die zu uns kommen und dass die Sicherheit schwindet. Dies sowohl wirtschaftlich, was Arbeitsplätze und die Rente anbetrifft, aber auch im Sicherheitsbereich mangels sozialer Angepasstheit und religiöser Einmischung. Wutbürger 2 will ebenfalls, dass der säkulare Staat nicht in Frage steht und betrachtet im Übrigen unseren Rechtsstaat als stark genug, um Integrationsprozesse zu steuern und Übergriffe abzuwehren. Er wirft dem Wutbürger 1 vor, kein Vertrauen in unsere Demokratie zu haben und dem selbstverständlichen Schutzversprechen des Staats gegenüber allen Bürgern. Wutbürger 2 will im Verhalten des Wutbürgers 1 ein komfortorientiertes egozentrisches Verhalten erkennen. Wutbürger 1 wirft dasselbe dem Wutbürger 2 vor, bescheinigt ihm zudem Blindheit und soziale Arroganz.

Urteile und Vorurteile wechseln wie im Ping-Pong-Spiel die Seiten, auch darin sind sich beide Wutbürger einig. Der Schiedsrichter lügt, also „Lügenpresse, Lügenpresse“. Falschberichterstattung und Fehlinformationen zum Überdruss. Die sozialen Netzwerke, deren sie sich beide bedienen, die lügen aber nach ihrer Auffassung nicht. Sie geben ja ihre ins Netz gestellte Meinung wieder und die beruht auf Tatsachen, ist also richtig. Damit das Werk gut gelingen möge, sind beide Bürger mit Emotionen ausgestattet, die den Durchbruch ihres enormen Wissens über Fakten und Sinnzusammenhänge hinaus erst ermöglichen. Am Anfang war das Wort, hier nationalkonservativ, dort gutmenschlich, dann folgten Gesten, dann Waffen. Irgendwann stimmen wir dann das alternative Deutschlandlied an. „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, Deutschland, armes Vaterland…“

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Weltanteile

In der Wirtschafts- und Warenwelt sind uns Begriffe wie Shareholder Value oder Stakeholder Value weitgehendst geläufig. Sie bezeichnen die wertmäßige Beteiligung an Unternehmen bzw. Unternehmungen. Doch welchen Wert haben Anteile jedes einzelnen Menschen an der Welt?

Jeder Mensch ist ein geborenes Mitglied der Weltgemeinschaft, Anteilseigner und damit auch Stakeholder. So wohl die allgemeine Anschauung, aber hält diese Betrachtung der Wirklichkeit stand? Um welche Anteile geht es? Die Anteile des Menschen sind zunächst seine Lebensrechte, d. h. Anrecht auf Luft, Wasser, Erde, Teilhabe an Nahrung, aber auch Selbstbestimmungsrecht und Organisationsrecht. Diese Einforderung unterscheidet sich kaum von den Ansprüchen, die Stakeholder oder auch Shareholder an Kapitalgesellschaften geltend machen, wenn es um ihre Kapitalien geht. Und doch hat beides nichts miteinander zu tun. Weshalb?

Können Stakeholder in der Wirtschaft recht frei agieren, solange sie bestimmte Regeln einhalten, werden die geborenen Anteile eines Menschen an der Welt von Anfang an unter vormundschaftsrechtliche Aufsicht gestellt. Sie werden eingezogen und zugeteilt nach Maßstäben, die der Mensch weitgehendst nicht beeinflussen kann. Solange der Mensch die Ausübung seiner Weltanteile nur auf Zeit anderen überträgt, sollte er aber Kontrollrechte haben. Diejenigen, die er zur Ausübung seiner Rechte durch Contract Social bevollmächtigt hat, sind ihm Rechenschaft schuldig.

Geht der Mensch seiner Rechte insgesamt verlustig, obwohl sie eigentlich unentziehbare natürliche Rechte sind, zum Beispiel aufgrund Willkür und Fehlinformation wird er selbst unberechenbar, weil er nichts mehr hat und  nichts mehr verlieren kann. Was kümmert dann noch Umweltschutz, Arterhaltung, Vielfalt und kulturelle Entwicklung.

Mit dem Verlust der Anteile steht die Würde auf dem Spiel. Sie darf dann auch nicht nur als Gnadenakt zugewiesen werden durch den, der mehr Anteile an dieser Welt besitzt, als ihm geborenermaßen zustehen. Um die Balance in der Weltgemeinschaft wieder zu finden, ist es unumgänglich, durch Überzeugungsarbeit alle zu motivieren, die Weltanteile wieder gerecht zu verteilen oder Einziehungsverfahren zu installieren, um bei Uneinsichtigkeit derer, die sich der Anteile bemächtigt haben, den selben Erfolg zu erreichen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Ruck

In der sogenannten Adlon-Rede vom 26.04.1997 forderte Altbundespräsident Roman Herzog, es müsse ein Ruck durch Deutschland gehen. Wir – die „Ruck – Stiftung des Aufbruchs“ – haben dies als Aufforderung an uns selbst so gedeutet: es muss ein von uns ausgelöster Ruck durch die Gesellschaft gehen. Dieser Ruck kommt zustande, wenn jeder von uns und wir gemeinsam bereit sind, Gestaltungsoptionen in unserem Leben zu erkennen, ganz egal wie klein diese sein mögen und durch unser Handeln zeigen, dass sich in unserer Gesellschaft etwas verändern kann.

Es geht dabei um die Leistung jedes einzelnen Menschen und nicht um die großen Würfe. Durch kleine Weichenstellungen wird viel erreicht. Exemplarisch zeigt die Ruck – Stiftung des Aufbruchs dies unter anderem im Bildungsbereich mit den Projekten Viva Familia! und Filina unter dem Motto „Elternbildung schafft Kinderbildung“ durch Eltern-Patenschulungen und Einrichtung von Sing- und Erzählkursen, insbesondere für Mütter, auch mit Mitgrationshintergrund. Wer sich über die engagierte Arbeit informieren möchte, ist eingeladen, dies unter www.ruck-stiftung.de zu tun.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Mediale Überforderung

Als ob wir ahnungslos wären. Wir nehmen die Fremden, die zu uns kommen, wahr, wir engagieren uns in der Flüchtlingshilfe. Wir fördern Sprach- und Tanzkurse etc. Alles entsprechend unserer Möglichkeiten. Denen, die etwas tun, wurde nicht nur die Begrifflichkeit „Gutmensch“ für ihr Handeln zugeordnet, sondern sie mussten auch erfahren, dass das herabwürdigend gemeint war. „Gutmensch“ als Unwort des Jahres 2015.

Also: Wer menschlich etwas Gutes tut, macht es falsch. So wissen es die Medien. Sie wissen aber auch noch mehr. Von morgens bis abends wird in den Medien die Flüchtlingskrise besungen, ein schier unerschöpfliches Thema, viel wichtiger scheinbar als das normale Leben mit allen seinen Unwägbarkeiten. Flüchtlinge in Strömen, Flüchtlinge fast vor dem Ertrinken, Flüchtlinge in der Kälte in Flüchtlingscamps, Flüchtlinge im Einzelinterview oder in der Gruppe.

Jeder Politiker dieser Republik hat Gelegenheit, seine Statements dazu abzuliefern, für oder gegen offene Grenzen, Politikversagen und Ängste. Es reicht. Bei diesem endlosen Sprachdurchfall steht am Ende zu befürchten, dass die Menschen aufhören, sich mit Flüchtlingen anders als nur in Ablehnung zu befassen, da sie es nicht aushalten, ständig an ihre eigene Hilflosigkeit erinnert zu werden oder vergessen, dass das Leben auch aus Freude, Optimismus und Durchsetzungswillen besteht. Welche Schreckensszenarien sind die Medien noch fähig zu entwerfen, um die Menschen völlig zu zermürben, die Apathie und Interessenslosigkeit zur allgemeinen Haltung nicht nur in Flüchtlingsfragen ausreifen zu lassen?

Die Bundesregierung ist verpflichtet zu liefern, und zwar einen Plan, der auch dann funktioniert, wenn andere Staaten nicht mitmachen. Ein Plan wird nicht in endlosen Schleifen der Geschwätzigkeit entwickelt, sondern durch Analyse, Entschiedenheit und Umsetzungswille. Auch in einer Demokratie gibt es hierfür Zuständigkeiten, die wahrgenommen werden müssen. Mediales Aufplustern und Nachkarten helfen da nicht weiter, sondern informationsbasierte Analysen, Regeln und Gesetze. Dann schaffen wir das auch, und zwar trotz der Medien.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Nur ein Lächeln

Geht es nicht uns allen so? Wir stehen in der U-Bahn. Rush Hour. Keine Plätze frei. Taschen, Rucksäcke über der Schulter und miese Laune wegen allem. Dann lächelt uns jemand an –ein Kind, eine Frau, ein Mann – bittet um Verzeihung, weil wir vielleicht bedrängt wurden oder bietet den Sitzplatz an. Nur ein Lächeln, eine Höflichkeit oder ein freundliches Wort und wir selbst sind wie verwandelt. Beschwingt sind wir bereit, die erfahrene Freundlichkeit an andere weiterzugeben und denken oft lange Zeit noch gerne an dieses Lächeln zurück.

Das Lächeln kann vieles bedeuten, Einverständnis, Anerkennung, Zuneigung, Wahrnehmung, verschafft aber auch dem Lächelnden Respekt, garantiert Distanz und bestätigt menschliche Zugehörig­keit. Ein Lächeln vermag Worte zu ersetzen, versöhnt und vermeidet Missverständnisse. Es wird behauptet, dass im Lächeln die Seele ihren Ausdruck findet.

Das mag übertrieben sein, aber im Lächeln findet Wesentlichkeit statt. Wer lächelt, gibt etwas von sich preis, tut dies aber so souverän, dass Nachteile ausbleiben. Lächeln ist ein Verständigungsmodul und wird unter anderem perpetuiert im Smiley des Internetaustausches zwischen Menschen.

Leider kommt dieses Lächeln dabei oft inflationär vor und verkehrt sogar die Wirkung in das Ge­genteil. Das Unterlassen der Gewährung eines Smileys vermittelt Ablehnung, mehrere Smileys dagegen signalisieren die Behauptung einer wirklichen Zuwendung. Fünfmal tippen und schon sind fünf Smileys produziert, wobei ein Lächeln von Angesicht zu Angesicht auch durch 100 Seiten Smileys nicht übertroffen werden kann.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Wer schreibt, der bleibt

Das hätte ich nicht erwartet, als ich vor knapp drei Jahren anfing, zu bloggen. Bei der Hochrechnung der bisherigen Besucherzahlen, dürften sich etwa 100.000 Besucher jährlich mit dem von mir Geschriebenen befassen. Selbst, wenn ich bedenke, dass Suchmaschinen ebenfalls als Besucher gezählt werden, so verblüfft es dennoch, dass die durchschnittliche Verweildauer in meinen Beiträgen bei über 2 min. liegt. Da ich mir Gedanken darüber mache, welche Motivation ein Besucher haben kann, trotz aller sonstigen Verpflichtungen und bei eingeschränktem Zeitkontingent meinen Blog zu besuchen, hatte ich darüber nachgedacht, den Besuchern Gelegenheit zu geben, meine Blogeinträge zu kommentieren. Es wurde mir allerdings davon abgeraten und die Begründung war überzeugend.

Was biete ich den Lesern an? Es sind be- und überarbeitete Informationen, die ich selbst oft aus anderen Medien erfahren habe. Persönlich sind der Verarbeitungsprozess und die Vermengung mit anderen Gedanken und Gefühlen, deren Hintergrund beruflich, familiär und weltanschaulich geprägt ist. Ja, ich weiß, woher ich stamme und wer ich bin. Es gibt einen Standpunkt, der verschiedene Varianten der Betrachtungen zulässt, aber auch dazu zwingt, eindeutig Stellung zu beziehen, was das Recht des Menschen auf Leben, Unversehrtheit, Freiheit im Denken, Handeln im gesellschaftlichen Kontext und Bildung anbetrifft. Dies ist unverhandelbar.

Auch wenn ich den Menschen nicht nur körperlich, sondern auch als spirituelles Wesen begreife, so bin ich doch davon überzeugt, dass Religionsausübung persönliche Verabredungen sind und unsere Gemeinschaft insgesamt nicht belasten und bevormunden darf. Der Mensch ist ein Faszinosum, hat bereits jetzt unendliche Entwicklungen durchlaufen und wird auch die Zukunft wesentlich mit gestalten. Der Mensch ist aber nicht allein, sondern steht in Kongruenz zu anderen Lebewesen, auch Pflanzen auf diesem Planeten. Das macht Abstimmung erforderlich und verpflichtet den Menschen unabdingbar zur Erhaltung der Lebensgrundlagen.

Seine Endlichkeit, seine Pflicht gegenüber kommenden Generationen sollte den Menschen daran erinnern, dass wirtschaftliches Gewinnstreben nur ein, aber nicht der wesentliche Aspekt seiner Selbstdarstellung sein darf. Die Kultur in ihrer Vielfältigkeit ist unsere größte Errungenschaft. Sie ist zu bewahren für künftige Generationen. Wer schreibt, erinnert sich, vergewissert sich, schafft Bezüge und notiert Selbstverständlichkeiten eines ewigen Testamentes. Das Wort wird Geist und bleibt. Für immer.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Altersschwerelos

Alles eine Frage der Haltung, so heißt es: Du bist so alt, wie Du dich fühlst. Die einen beschließen, in den Altersruhestand zu treten. Rente mit 50 oder spätestens im sogenannten Renteneintrittsalter.

Wohin gehen alle diese Menschen? Sind sie Vertriebene? Der verheißungsvolle Lebensabend mit Reisen, Hobbies und Fernsehen? Die Frage, die man sich selbst stellt: Wie lange mache ich noch; oder andere stellen: Wie lange machst Du  noch? Was wird hier erwartet? Wann ist man abgeschrieben? Wohin wird man verabschiedet und wozu?

Das Ritual erinnert an Entmündigung, ganz ähnlich der Vormundschaft bei Kleinkindern. Rätselhaft bleibt, weshalb so viele hier einwilligen, anstatt weiterhin selbstbewusst den leichtesten Weg der Selbstbestätigung weiterzugehen. Ich mache, was ich kann und was ich weiterhin zu schaffen bereit bin. Sicher bin ich älter geworden, wie jeder Mensch auch. Aber, welches Recht habe ich anderen gewährt, über mich zu verfügen?

Es gibt junge Kranke und ältere Kranke, Arbeitswillige und Arbeitsunwillige zu jeder Lebenszeit. Eigentlich hat sich an den äußeren Umständen und bei mir nichts geändert. Äußerlich habe ich mich verändert. Andere werden sich auch verändern. Ich bringe sie aber nicht ins Gerede.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski