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Wortklon

Die Sprache dient der Kommunikation unter allen Lebewesen. Tiere kommunizieren untereinander, Menschen mit Tieren und vielleicht kommunizieren auch Pflanzen auf einer von uns noch nicht entschlüsselten sprachlichen Ebene. Sprache wird aber vor allem mit Menschen in Verbindung gebracht. Wir haben uns damit vertraut gemacht, dass wir vielfältige Sprachmuster haben, die miteinander im Wirkungszusammenhang stehen und übersetzt werden können, so dass wir wegen ihrer vielfältigen Einsatzfähigkeit die Sprache als eine wichtige menschliche Errungenschaft begreifen.

Nun werden wir aber damit konfrontiert, dass auch Maschinen ein hohes Maß an Sprachfähigkeit erlangt haben sollen, die es diesen nicht nur erlaubt, Bedienungsanleitungen zu entwerfen, Übersetzungen herzustellen oder auch komplette juristische Schriftsätze, wie z. B. in „Legal Tech“, zu verfassen, sondern sogar auch Romane und Gedichte zu produzieren. Maschinen sollen dazu in der Lage sein, Witze zu erzählen, vielleicht sollten sie darüber selbst am meisten lachen.

Es ist also der Beginn einer herrlichen Zeit, in der der Mensch davon entlastet werden soll, selbst zu schreiben und auch zu lesen. Maschinen haben kein Problem damit, in kürzester Zeit umfangreiche Texte zu produzieren, die dann auch in noch kürzerer Zeit von ihnen selbst wieder gelesen werden können. Es würde also den Menschen außerordentlich entlasten, wenn er sich das Schreiben und Lesen ersparen und dies einem sich selbst auf allen Ebenen genügenden System anvertrauen könnte, das alles Schreiben und Lesen für ihn mühelos umsetzt und dabei mutmaßlich sogar weniger Fehler macht und natürlich auch am besten versteht, was es selbst geschrieben hat.

Es ist zwar bedauerlich, dass dies fortschreitend mit dem Verlust der menschlichen Sprache, des Menschen Ideen und Emotionen einhergeht, aber dies hat auch sein Gutes, denn das Maß an Sprach- und Zeitentlastung kann vom Menschen problemlos mit Gedankenlosigkeit gefüllt werden. Er hat zwar nichts mehr zu sagen, aber er muss ja auch nicht. Sein Klon wird alles erledigen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Mensch, Maschine, Internet

Einmal war es so. Die Maschine galt als verlängerte Werkbank des Menschen. Gilt sie das noch immer? Es ist die Rede von der digitalen Revolution. Wir verbringen unseren Tag Face to Face mit Computern, Tablets und Smartphones. Diese Gerätschaften sind auf den ersten Blick unsere Werkbank, auf der wir arbeiten, um über Informationen und deren Verlinkung die Lösung herbeizuführen und daraus Wirtschaftskapital zu generieren.

Das scheint auch gut zu klappen. Wir können uns keine Tätigkeit ohne die Nutzung der digitalen Angebote mehr vorstellen. Die digitale Besitzstandwahrung einerseits und digitale Innovationen andererseits greifen maßgeblich in unser Leben ein. Silicon Valley steuert weithin die digitalen Geschicke dieser Welt, aber digitale Kreativität unter Nutzung sämtlicher kooperativen Einsatzformen schaffen weitere Silicon Valleys überall auf der Welt. Wir leben im digitalen Zeitalter.Das Maschinenzeitalter macht dem digitalen Zeitalter Platz.

Wo bleibt der Mensch? Im digitalen Zeitalter beherrschen Algorithmen unser Verhalten, unsere Aktienkäufe an der Börse, unsere Gesundheitschecks und überhaupt weitgehend unsere Tagesabläufe. Wir haben uns abhängig gemacht von den Taktvorgaben einer digitalisierten Welt. Auch wenn eine Verschmelzung des Menschen mit dem Computer augenblicklich noch unwahrscheinlich erscheint, so verdichtet sich doch die Anschauung des Digitalen als Treiber unseres Verhaltens und Schlüssel zu unseren Möglichkeiten. So ist es nicht von der Hand zu weisen, dass wir zunehmend digitale Herausforderungen in einer analogen Welt befriedigen und so zur Werkbank des digitalen Think Tanks werden.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski