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Framing

Vielleicht schon das Ende der Philosophie?

Der Begriff „Framing“ ist begierig, unsere Gedanken zu rahmen, Zuordnungen zu schaffen, aber auch in Schranken zu weisen und Wahrnehmungen verbindlich einzuhegen. Im Framing werden unsere Absichten subjektiv und auch objektiv konditioniert, angepasst an ein Setting, welches bereits eine Anerkennung gefunden hat oder diese zu erlangen trachtet.

Was verspricht mir diese Art des Brandings? Sollte ich lieber zuschauen, abwarten oder gar handeln? Handle ich im selbst gewählten Maßstab oder werde ich gar selbst verhandelt, ausgesondert oder anerkannt? Von selbst passiert offenbar nichts, kein Grund ist grundlos. Alles Denken, Fühlen, Handeln wird auf die Probe gestellt, erfährt aber seine Bestätigung schließlich in der Zentrifuge all dessen, was allgemein gemeint, gefühlt und gesagt wird.

Die Anpassung, der vorgegebene Rahmen macht es! Er schafft verbindliche Inhalte und verleiht jeder Äußerung, sei diese schriftlich oder bildlich, ihre positivistische Bestätigung, eine Zertifizierung des jeweils Berechtigten. Wahr ist, was dessen Vorstellung genügt und so eine entsprechende Einordnung erfahren hat. Die instrumentalistisch angelegte sprachliche Rahmung verzichtet auf weitere Hinterfragung und Erkenntnistiefe.

Framing ist Zuweisung. Der passende Rahmen wird, soweit er noch nicht vorhanden ist, passgerecht geschaffen bzw. passend gemacht. So passt jeder passend in irgendein Bild, das Worte, Zeit und Umstände für ihn schaffen, wenn es klemmen sollte. Im konsequenten Framing erledigen sich sämtliche Fragen, die über eine Instrumentalisierung von Sprache und Bildern hinausgehen und dem Sinn des Lebens eine Unbegreiflichkeit abverlangen würde. Es genügt, dass ich mir ein Bild mache oder ein Bild von mir gemacht wird, Abweichungen nicht bestehen oder passgerecht gemacht werden.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Perspektive

Alles sei nur eine Frage der Perspektive, so ist zu vernehmen. Nun ja, das hört sich richtig an, sind denn aber alle Perspektiven so gleichrangig, dass sie nebeneinander bestehen könnten? Wo weichen sie voneinander ab, wo stimmen sie überein? Etwa beim Ausgangspunkt der Wahrnehmung, in den vergleichbaren Untersuchungsmethoden oder gar im Ergebnis?

Ein Beispiel: Es gibt wohl eine allgemein verbreitete Betrachtung zum globalen Süden und dem dominanten Westen mit der gängigen Zuordnung: alte weiße Männer, Kolonialismus, Klimasünder etc. Wir kennen alle diese Zuschreibungen im Detail, aber was stimmt denn heute schon an diesen, wenn sich die Welt rasant verändert, Menschen des globalen Südens massenhaft in den Westen strömen und dessen Kultur einschlägig mit prägen?

Etiketten, wenn sie einmal angeklebt wurden, sind schwer abzulösen, weil Zuweisungen nicht zu unterscheiden vermögen zwischen dem, was einmal war und dem, was jetzt ist, sondern festhalten an einer in Ewigkeit verabredeten Betrachtung, die sich um Veränderungen kaum schert. Die Perspektive ist anfällig für jede Form der Instrumentalisierung durch Interessenten. So wird die Frage der Perspektive nicht nur bei historischen oder oft historisierenden Betrachtungen häufig auf einfache Art und Weise geklärt, sondern auch beispielhaft bei der Erwartung sich auftuender Möglichkeiten für das Leben unserer Kinder und Kindeskinder. Wenn hier, wie dies gegenwärtig geschieht, Unsicherheit und Furcht als Perspektive gewählt werden, dann kann es doch nur furchtbar werden.

Wenn wir aber die Perspektive Hoffnung und Zuversicht wählen, haben unsere Kinder und alle künftigen Menschen eine Chance, die sich ihnen stellenden Herausforderungen zu meistern, Fehlentwicklungen einzuschätzen und auch zu überwinden, also ihr Verhalten insgesamt auf das Gelingen des Lebens auszurichten. Im eigenen Interesse müssen wir lernen, eine wohlwollende Perspektive auf menschliches Handeln zu pflegen, denn dies ist förderlich für unsere Selbsterhaltung und unser künftiges Tun.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski