Archiv der Kategorie: Gesellschaft

Hier finden Sie meine Gedanken, Ideen und Anreize zu gegenwärtigen und vergangenen gesellschaftsrelevanten Themen, die mich und meine Umwelt bewegen.

Schwarzmalerei

Malewitsch, sein schwarzes Quadrat! Es scheint aufnahmefähig zu sein für alle denkbaren Betrachtungen der Wirklichkeit. Wie dies? Was verbirgt das Schwarze, was drückt es aus? Was gab es vor dem Schwarz und was wird sein, wenn das Quadrat nicht mehr schwarz oder gegenwärtig ist?

Jedenfalls birgt das Quadrat ein Geheimnis und zeigt doch seine Offensichtlichkeit, typische Schwarzmalerei! Sie verschafft Aufmerksamkeit, bedient Vermutungen, Argwohn und Skepsis, erlaubt aber dennoch eine Entlastung des Betrachters: „Ich hab das doch immer schon so gesehen!“

Schwarzmalerei wirkt wissend, persönlich und kollektiv, verunsichert, stärkt Zweifel, spiegelt aber auch Erwartungen und Hoffnungen, dass sich hinter dem Schwarzen etwas Erhellendes verbergen möge. Schwarzmalerei ist „Magic“ und geeignet, alle sonstigen Wahrnehmungen so zu verschaffen, dass der Betrachter kaum in Erklärungsnot gerät, wenn er mehr sehen sollte, als da ist, Schwärze. Er ist entlastet, muss selten zugeben, dass er sich etwa geirrt habe. Die Schwarzmalerei entspricht der Sehnsucht nach Entlastung vom Irrtum, während leuchtende Farben Argwohn und Misstrauen erzeugen. Schwarz bleibt schwarz, aber bei Gold weiß doch jeder, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, überhaupt sind alle Farben verdächtig. Die Mischung machts. „Weiße Wäsche“ ist dabei eine Behauptung, die nach Hinterfragung oft Farbblindheit offenbart.

Schwarzmalerei und seinem weißen Pendant ist eigen, dass die Wirklichkeit keiner dieser Anspruchsformen entspricht.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Konnexität

Unterschiedlichkeiten können Verbindungen aufweisen. Es dürfte auch möglich sein, unterschiedlichen Seins-Zuständen eine Verbindung zuzuweisen, die dazu geeignet sein könnte, einen weiteren zunächst möglicherweise noch nicht bedachten Zustand herbeizuführen.

Konnexität beruht somit nicht auf einer vorgegebenen Gesetzlichkeit, sondern einer Zusammenführung von Umständen sui generis, die eine Immanenz dieser an sich unterschiedlichen Zuständen schafft. Ebenso wenig, wie es zum Beispiel einen Typus Mensch gibt, gibt es auch keine typische Gemeinschaft, sondern wir sind Individuen, die aus den unterschiedlichsten Gründen miteinander in Verbindung treten und dafür sorgen, dass sie aus dieser Mischung von Fähigkeiten und Umständen vielleicht sogar neue Erkenntnisse zu ihrem Verhalten gewinnen können.

Im Gegensatz zur Solidarität beruht die hier beschriebene Konnexität aber nicht aus einer gewollten Fügung unterschiedlicher Akteure zu einer Verabredung, sondern aus der Verabredung selbst, am gleichen Strange ziehen zu wollen, die Dinge miteinander zu verknüpfen und dabei alle Reibereien und Komplexitäten im Interesse der Sache in Kauf zu nehmen.

Solidarität entspricht also stets einem Pflichtprogramm, kein Teilnehmer sollte sich drücken dürfen. Schwinden allerdings die gemeinsamen Interessen, bleibt auch die Solidarität auf der Strecke. Konnexität wird geradezu von Gegensätzen und komplexen Sachverhalten befördert und gewinnt an Intensität, je intensiver die miteinander verbundenen Kräfte bereit sind, eigene Vorstellungen mit denjenigen anderer zu verknüpfen, um Lebenssachverhalte aufzudecken, die erkennen lassen, dass ein Zusammenhang zwar bereits besteht, aber noch nicht erkannt wurde oder verbindlich aufoktroyiert wird.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Sprachkult

Der Marquis de Posa fordert bekanntlich in Schillers Don Karlos von Philipp II. „Sire geben sie Gedankenfreiheit!“ Ähnliches war von Martin Luther zu vernehmen, zumindest zunächst, als er von der Freiheit eines Christenmenschen sprach, um diese Freiheitsgewährung später allerdings wieder einzusammeln, zumindest soweit es die Bauern betraf. Artikel 19 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte manifestiert die Meinungsfreiheit für alle, wie sie auch Artikel 5 Abs. 1 des Grundgesetzes für die Bürger unseres Staates festschreibt.

Ist damit alles Denken und Sagen legitimiert? Wie verhält es sich dann mit dem umfassenden Denken, Meinen und auch Ausdrücken, sprachlich und in der Schrift? Habe ich ein Recht, alles zu sagen, was mir in den Sinn kommt?

Zumindest nach dem Grundgesetz wohl schon, soweit das, was ich ausdrücke nicht mit den strafrechtlich sanktionierten Abwehransprüchen des Staates, die auch im Interesse anderer Menschen durchgesetzt werden, kollidiert. Jenseits der Strafbarkeitsgrenze stellt sich mir die Frage, ob ich denn auch immer erfahren will, was andere meinen und sagen? Sollte Sprache in Wort und Schrift nicht vor allem empfängerorientiert sein? Kann ich es nicht als Zumutung empfinden, mir stets anhören zu müssen, was andere auch medial als ihre Meinung verbreiten? Wo ist der Schutz meiner Wahrnehmungsbereitschaft im Empfängerhorizont? Dazu finde ich weder in den allgemeinen Erklärungen der Menschenrechte, noch im Grundgesetz entscheidende Antworten, es sei denn, allgemeine Hinweise auf Strafgesetze, wobei diese nur im Einzelfall Relevanz aufweisen können.

Die Gedankenfreiheit ist keinem Menschen abzusprechen, auch Sprache, Bilder und alle sonstigen Medien als Verständigungsinstrumente sind willkommen, aber benötigen wir nicht den Schutz des Einzelnen vor der Meinungskakophonie? Also, jeder sollte denken, was er will und somit auch eine Meinung haben. Äußert er diese in seiner Blase, verstärkt sie sich sehr dynamisch in der Gruppe. Diffundiert sie dann aber auch durch die sie eingrenzende Hülle in andere Räume oder gerät gar in Abwehrscharmützel mit den sich dort ebenfalls bildenden Meinungen?

Meinungen sind unerbittlich wie auch unverbindlich, sie passen sich an oder zerstören, wenn man sie frei lässt. Wie jeder Organismus hat auch jede Gesellschaft die Möglichkeit, eine Kultur zu verabreden, die konstruktive Meinungen im Interesse der Entwicklung gesellschaftlicher Prozesse ermöglicht, aber unwillige Empfänger beliebiger Meinungen schützt.

Keiner muss sich alles bieten lassen, sondern die Möglichkeit haben, im Eigeninteresse Meinungsbeschallungen einzuschränken bzw. zu verhindern.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Framing

Vielleicht schon das Ende der Philosophie?

Der Begriff „Framing“ ist begierig, unsere Gedanken zu rahmen, Zuordnungen zu schaffen, aber auch in Schranken zu weisen und Wahrnehmungen verbindlich einzuhegen. Im Framing werden unsere Absichten subjektiv und auch objektiv konditioniert, angepasst an ein Setting, welches bereits eine Anerkennung gefunden hat oder diese zu erlangen trachtet.

Was verspricht mir diese Art des Brandings? Sollte ich lieber zuschauen, abwarten oder gar handeln? Handle ich im selbst gewählten Maßstab oder werde ich gar selbst verhandelt, ausgesondert oder anerkannt? Von selbst passiert offenbar nichts, kein Grund ist grundlos. Alles Denken, Fühlen, Handeln wird auf die Probe gestellt, erfährt aber seine Bestätigung schließlich in der Zentrifuge all dessen, was allgemein gemeint, gefühlt und gesagt wird.

Die Anpassung, der vorgegebene Rahmen macht es! Er schafft verbindliche Inhalte und verleiht jeder Äußerung, sei diese schriftlich oder bildlich, ihre positivistische Bestätigung, eine Zertifizierung des jeweils Berechtigten. Wahr ist, was dessen Vorstellung genügt und so eine entsprechende Einordnung erfahren hat. Die instrumentalistisch angelegte sprachliche Rahmung verzichtet auf weitere Hinterfragung und Erkenntnistiefe.

Framing ist Zuweisung. Der passende Rahmen wird, soweit er noch nicht vorhanden ist, passgerecht geschaffen bzw. passend gemacht. So passt jeder passend in irgendein Bild, das Worte, Zeit und Umstände für ihn schaffen, wenn es klemmen sollte. Im konsequenten Framing erledigen sich sämtliche Fragen, die über eine Instrumentalisierung von Sprache und Bildern hinausgehen und dem Sinn des Lebens eine Unbegreiflichkeit abverlangen würde. Es genügt, dass ich mir ein Bild mache oder ein Bild von mir gemacht wird, Abweichungen nicht bestehen oder passgerecht gemacht werden.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Entgrenzung

Es ist etwas los in dieser Welt. Wir wollen uns schützen vor Trump, Musk und Weidel. Aufrufe, Appelle und Demonstrationen. Atomkraftgegner, Klimaschützer und Weltenretter. Es hat doch immer gut funktioniert. Hier die Anständigen angeblich in der Mehrzahl und dort die Bedrohung, irgendwie werden wir schon damit fertig und wenn nein, dann haben wir zumindest alles versucht, das Schlimmste zu verhindern.

Das Muster unseres Protestes ist geblieben, aber die Bedrohung hat sich angepasst, ist Dank Digitalisierung flexibel geworden. Es ist keine Geschichte von einem Elefanten und einer Mücke, sondern von einer grundsätzlichen Veränderung der Verhältnisse, in denen wir leben.

Wind of Change, Zeitenwende und welche Metaphern auch sonst noch verwendet werden, sie verschleiern eher, als dass sie deutlich machen, dass eine Disruption stattfindet, die alle bisherigen Gewissheiten oder Vorstellungen in Frage stellt, keine Rücksicht nimmt auf Befindlichkeiten, skrupellos oder konsequent, je nach Betrachtungsweise, unsere Welt so umgestaltet, dass sie keinerlei Kongruenz mehr mit unseren bisherigen Erwartungen, Erfahrungen und Lebensversprechen mehr aufweisen wird.

Es ist zwecklos, sich mit Protesten dagegen stemmen zu wollen. Der einzige Weg, diesen Umwälzungen gewachsen zu sein, ist, sich auf sie vorzubereiten, d. h. sie zu studieren und Schwachpunkte zu erkennen, die vielleicht zu nutzen sind, um der künftigen Entwicklung eine Richtung zu geben, die sich auch an den in der Vergangenheit erworbenen Werten orientiert. Zuversichtlich bin ich da überhaupt nicht, sondern meine nur, dass, wenn sich eine entsprechende Gelegenheit bietet, diese auch ergriffen werden sollte. Im Übrigen besteht hier ein Bildungsauftrag, d. h. nicht zu jammern, sondern resiliente Entwicklungen durch genaues Studium und flexible Reaktionen auf alle Zumutungen zu gestalten.

Die Menschheit begibt sich derzeit auf einen Schlingerkurs, der gefährlich sein kann, aber auch Gelegenheit bieten wird, bisherige Denk- und Verhaltensmuster nicht nur zu überprüfen, ggf. anzupassen, sondern auch über grundsätzliche Neufindungen in unserer Gesellschaft die Voraussetzungen für deren Existenzsicherung auch im digitalen Raum zu schaffen.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Zuversicht

Wird schon werden. „Heile, heile Segen, morgen gibt es Regen, übermorgen Schnee, tut der Finger nicht mehr weh.“ Eltern verstehen, ihre Kinder nicht nur zu trösten, sondern ihnen auch eine Perspektive aufzuzeigen, wenn sie sich zum Beispiel in den Finger geschnitten oder sich mit anderen Kindern gezankt haben.

Diese selbstverständliche Zuversicht scheint manchem in Bezug auf andere Menschen und das Leben abhandengekommen zu sein. Ständig werden zudem Gefahren beschrieben, die uns durch Klimawandel, wirtschaftlichen Verfall und Überbevölkerung drohen könnten. Die Welt ist voller Gefahren, aber kaum noch ein Tröster ist vorhanden, der mit „Heile, heile Segen…“ dafür sorgt, dass Menschen wieder Mut fassen, Schmerzen überwinden und hoffnungsfroh ihre Zukunft gestalten. Werden wir so mangels Perspektive zu Antinatalisten? Ich hoffe nicht.

Alle weltlichen und religiösen Schöpfungsverkündungen wimmeln seit Menschengedenken von gefährlichen Szenarien, die letztlich wieder eingefangen werden könnten durch Versprechen, wie, dass dies doch schon immer so gewesen sei, Veränderungen stets möglich und wahrscheinlich seien, objektive und subjektive Bedingungen sich änderten, Langeweile und Erschöpfung schließlich alles erledige. Niemals, so ist dies historisch bestätigt, wurde das letzte Wort gesprochen, sondern es fand sich stets ein weiterer Ausweg, gab es Gründe, wieder an Aufbruch und Neubeginn zu glauben.

Da seit dem Urknall nichts endlich sein kann, gibt es gute Gründe, die Zuversicht zu hegen und in Momenten der Verzagtheit, andere und sich selbst an später zu erinnern, an eine bessere Zeit.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Feierlaune

Ganz egal, ob ich früher oder später nach Hause gehe, wenn ich Straßen entlangschlendere, sehe ich Massen von Menschen vor Kaffees, Restaurants, Bistros oder Biergärten sitzen. Ich vermute dann, dass sie in Feierlaune sind und verbinde dies in meiner Erinnerung mit Feierabend.

Früher, d. h. während meiner Kindheit und Jugend konnte ich noch Männer dabei beobachten, wie sie nach getaner Arbeit an Kiosken standen und Biere tranken. Frauen und Männer saßen auf Bänken und viele Eheleute hatten Kissen in die Fenster gelegt, und es sich darauf mit ihren Ellenbogen behaglich gemacht, um die Straße zu beobachten.

Die Leute, die heute ihren Feierabend in öffentlichen Restaurationseinrichtungen feiern, haben zur Verstärkung ihrer Feierlaune meist umfangreiche kulinarische Köstlichkeiten aufgeboten. Der Körper ist so umfassend und wohl versorgt. Dass sie keinen Hunger erleiden werden, sieht man den Feiernden an. Aber, so frage ich mich dann, was gibt es denn eigentlich zu feiern?

Ich versuche es zu ergründen und erfahre, dass man schon immer einmal hier essen wollte, aber es sehr schwer sei, einen Platz zu bekommen. Das kann ich nur bestätigen. Oft habe ich Schlangenbildungen feierwütiger Menschen beobachtet und manche Lokale bieten Zeitfenster für den Abendspaß an.

Wo bleibt dann aber die Feierlaune, wenn alles so reglementiert ist? Was feiern wir überhaupt? Früher war es das Ende des Schichttages, des 8-Stunden-Tages in der Fabrik oder im Büro. Die Arbeitswelt und unsere Verhältnisse haben sich geändert und damit ändern sich auch die Möglichkeiten, der Feierlaune nachzugeben. Feiern geht heute von morgens bis abends, wenn und soweit die Laune dies gebietet. Wenn kein Spielverderber darunter ist, gibt es immer etwas zu feiern.

Das Leben ist doch ernst genug, oder?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Vergebung

Auf den Konsum von Nachrichten, Talkshows, Interviews und Einschätzungen zur politischen Lage habe ich in letzter Zeit verzichtet. Der Pegel meiner Aufnahmefähigkeit ist überschritten, auch, wenn ich das Rumoren in der Gesellschaft, die Entwicklungen bei den herrschenden Kriegen und die meisten politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen durchaus mitkriege. Es kann und wird womöglich noch schlimmer kommen, Europa und Asien in weitere Kriege verwickelt bzw. bestehende Auseinandersetzungen und Kriege verstetigt werden. Zu den kriegerischen Auseinandersetzungen gesellen sich die wirtschaftlichen Verwerfungen, schließlich ist sogar ein Zivilisationsbruch möglich, dessen Dimension mit den bisherigen Erfahrungswerten nicht mehr zu messen sein wird. Und doch wird das nicht das Ende sein.

Nach allen Kriegen, ggf. auch zumindest begrenzt atomaren Auseinandersetzungen, Weltwirtschaftskonflikten und sogar unvorstellbaren Metzeleien wird die dann eintretende Erschöpfung die Menschen zwingen, ihre Untaten zu beenden und zu versuchen, eine einigermaßen erfreuliche Lebenssituation in dieser Welt wiederzubeleben.

Zu unserer Lebenszeit werden wir uns wohl kaum wieder vergeben können, aber vielleicht dürfen wir uns doch die Hoffnung erhalten, dass künftige Generationen wieder ausreichend klug sein werden, vernünftig und pragmatisch Orientierungen zu schaffen, die unseren Planeten zumindest noch teilweise bewohnbar bleiben lässt. Dass der Mensch denkt und Gott lenkt, davon kann keine Rede sein, wie Brecht schon wusste, sondern alles, was wir machen, alles, was passiert, ist menschlich, hand made und gefährlich.

Dummheit

Der Begriff Dummheit beherrscht derzeit stark die öffentliche Diskussion. Kein Wunder. Es geschehen in dieser Welt Dinge, die die meisten Menschen sich nicht erklären können. Dies beginnt mit dem Krieg in der Ukraine, setzt sich fort an der lebensweiten Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen und verdichtet sich in abstrusen Behauptungen, wie denjenigen der Weltverschwörung. „Wie können Menschen so dumm sein!“

Das scheint die natürliche Reaktion auf die unzähligen Zumutungen an unseren Verstand und unser Gemüt zu sein. Aber ist es Dummheit? Die Intelligenz eines Menschen wird u. a. nach Quotienten berechnet und es ist prüffähig, dass auch intelligente Menschen Rädelsführer in den oben beschriebenen Szenarien sind.

Ich habe während meiner juristischen Ausbildung am juristischen Institut den Hinweis erhalten, dass Menschen mit außerordentlich niedrigem IQ in der Lage sind, andere Menschen zu verführen und zu bestimmen. Diese werden im Psychologenjargon „Salonblödsinnige“ genannt.

Festzuhalten scheint mir, dass die Fähigkeit zur Intelligenz nur eine geringfügige Auswirkung auf Dummheit hat. Es ist sogar denkbar, dass Dummheit eine Konstruktion ist, die Intelligenz zu leiten vermag. Dummheit ist die Fähigkeit des Menschen, Einsicht in bestimmte Sachverhalte zu verhindern, zu erschweren oder so zu manipulieren, dass die behaupteten Sachverhalte der Wirklichkeit entgleiten.

Erkenntnisfähigkeit und Erkenntnisbereitschaft geben sich hier die Hand. Wird das eine nicht geschult, versagt auch das andere. Der Mensch ist und bleibt dumm, nutzt aber diesen Zustand, um ihn als allgemeinverbindlich zu erklären. Wenn keiner mehr genau hört, deutlich sieht, sich seines Verstandes und seines Gemütes nicht mehr erkenntnisbereit bedient, hat die Apathie der Dummen den Sieg davon getragen. Fini!?

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski

Erkenntnis

Ohne den Willen, zur Erkenntnis zu gelangen, ist Denken sinnlos. Dabei beruhen Erkenntnisse nicht allein auf einem kognitiven Prozess, sondern werden auch emotional und sinnlich bestimmt. Erkenntnis ergibt sich aus der Möglichkeit, etwas wahrzunehmen, was dann denkend verarbeitet werden kann. Erschöpfte sich das Denken in der Repetition des wahrnehmbaren Offensichtlichen, wäre das Denken vergeblich, wie auch ein emotional aufgeladenes Denken wirklichkeitsfremd und ziellos wäre.

Das durch Erkenntnis genährte Denken erweist sich aber auch dann als vergeblich, wenn es wirkungslos, d. h. eine Option ohne zu Handeln ist. Andererseits ist jedes Handeln, das nicht auf einem durch das Denken ausgelöstes Erkennen beruht, gefährlich, weil es nur ein Ausprobieren von Möglichkeiten wäre.

So verhält es sich aber tatsächlich mit etlichen Verhaltensweisen, die durchaus eine allgemeine und wirkungsvolle Verbreitung erfahren, ohne dass erkennbar ist, auf welchem Erkenntnis- und deren Verarbeitungsprozess sie beruhen. Losgelöst vom methodischen Zwang des Erkennens, floaten sie den öffentlichen Raum, verbreiten sich schnell und bilden Klumpen, die erkenntnis-avers sind, aber dazu beitragen, dass sich eine allgemeine Meinungs- und Verhaltensdystopie über den Menschen, der Gesellschaft und unseren ganzen Planeten ausbreitet, die lähmen, aber vor allem erheblich zur Entfachung von Aggressivität unter den Menschen beitragen kann.

Hans Eike von Oppeln-Bronikowski