Projektmotivation
Die Verständigung der Menschen erfolgt durch die Sprache. Sie erschließt Erlebnisräume, vermittelt Werte und hilft bei der Auswahl wichtiger Entscheidungen. Durch sprachliche Kompetenz werden das Selbstbewusstsein gefördert und Aggressionen abgebaut, die darauf beruhen, dass ein Kind sein Anliegen nicht artikulieren kann. Die Förderung der Sprachentwicklung ist nicht nur ein Thema, das Migrantenfamilien betrifft, sondern sie muss überall dort ansetzen, wo überhöhter Medienkonsum, familiäre Belastungen und elterliche Überforderung Defizite entstehen lassen. Sprache ist ein Bildungsschlüssel und eröffnet dem Kind die Chance, ein selbstbewusstes und verantwortungsvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu werden.
Eltern, die ihrem Kind erzählen und mit ihm singen, unterstützen das Kind bei der Erschließung seines Sprachraums.
Erzählungen schulen das Einfühlungsvermögen, die Intelligenz und das Sprachvermögen des Kindes.
Singen ist ein persönliches Erlebnis, aber auch ein Soziales. Es stiftet Gemeinsinn und Selbstvertrauen, schult Gehör und Artikulationsfähigkeit. In der Familie zu singen ist nicht nur für die Ausbildung der Musikalität unumgänglich, sondern auch für die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls.
Kinder und Eltern, die gemeinsam singen und erzählen, sind sich nahe. Ein Kleinkind, das zuhört, versucht zu imitieren, prägt sich den Charakter von Musik und gesprochenem Wort ein. Wiederholt gesungene Lieder und kleine Geschichten bestätigen das Kind auf seiner Suche nach Verlässlichkeit und Alltagsritualen.
Projektziel
Das Projekt Viva Familia! dient dazu, Eltern zu ermutigen, das Singen und Erzählen aktiv und bewusst in den Familienalltag zu integrieren. Eltern sollen darin bestärkt werden, ihren Kindern Geschichten zu erzählen und gemeinsam zu singen. Dazu gehört auch die Aufklärung darüber, dass technischen Medien wie CD und DVD kein Ersatz sind für die persönliche Zuwendung der Eltern. Des Weiteren soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie Erzählen und Singen dazu beitragen kann, den Alltag durch Rituale besser zu strukturieren und zu bewältigen.
Das Bildungsinteresse und die Bildungsbereitschaft von Eltern sollen durch Viva Familia! so früh wie möglich, das heißt bestenfalls bereits vor der Geburt des Kindes, gefördert werden.
Die Projektarbeit
Das Projekt Viva Familia! gliedert sich in zwei Säulen: zum einen werden mit dem Kursprogramm „Filina – Ich singe für dein Leben gern“ werdende und frischgebackene Eltern mit ihren Kindern direkt angesprochen. Zum anderen werden im Rahmen von Patenschaftsprojekten die beteiligten Familienpaten als Multiplikatoren und Vorbilder in Hinblick auf die Themenkreise Singen und Erzählen weitergebildet und angeleitet.
Filina–IchsingefürdeinLebengern!
Seit 2011 hat die Ruck-Stiftung ein Kursprogramm aufgebaut, in dem werdende und frischgebackene Eltern in Kleingruppen das Singen als wohltuende Interaktion mit ihrem Kind kennen lernen. Beruhigende Abend- und Wiegenlieder, belebende Spiellieder und Reime können Eltern und Kinder über den Tag begleiten und helfen, mit kleinen Ritualen den Tagesablauf auch für das jüngste Familienmitglied überschaubar zu machen. Das Kursangebot soll dazu beitragen, bei Müttern und Vätern eine Grundlage für eine ausgeglichene und vielseitige Erziehung und Betreuung ihrer Kinder zu schaffen.
Patenschulung
in Zusammenarbeit mit Patenschaftsprojekten des Sozialdiensts Katholischer Frauen , Känguru (Diakonisches Werk) und des Netzwerks Gesunde Kinder
Im Rahmen der Frühen Hilfen werden in steigendem Maß Patenschaftsprojekte aufgebaut, mit denen Familien während der ersten drei Lebensjahre ihres Kindes in ihrem Alltagsleben von Familienpaten unterstützt werden. Ziel der Projekte ist es, gefährdeten, aber bislang unauffälligen Familien präventive Unterstützung zu geben und dazu beizutragen, ein harmonisches Familienleben aufzubauen.
Viva Familia! unterstützt diese Patenschaftsprojekte, indem die Paten als Multiplikatoren im Bereich der frühkindlichen Bildung geschult werden und ihnen vor allem die Themen Erzählen und Singen als Mittel der Sprachförderung und als Mittel der Alltagsbewältigung nahe gebracht werden. Weiter wird in den Gesprächskreisen auch darüber gesprochen, welche Barrieren bestehen hinsichtlich des Erzählens und Singens und wie man diese überwinden kann. Die Paten ihrerseits bringen als Vorbilder und Ratgeber das Erlernte in ihre Patenfamilie ein.
Hans Eike von Oppeln-Bronikowski